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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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beigebracht hatte, den Gesang der Vögel nachzuahmen. Als sie sie dann noch gefüttert hatte, waren einige ihrem Ruf gefolgt und hatten ihr aus der Hand gepickt.
»Kannst du auch andere Sachen pfeifen?«, fragte Lanidar, vollkommen gebannt von der fremden Frau, die komisch redete und so gut pfeifen konnte.
Ayla dachte nach, dann pfiff sie - vielleicht, weil der Junge sie an Creb erinnerte - eine seltsame Melodie, die wie Flöten spiel klang. Er hatte schon oft Flöten gehört, aber derartige Klänge noch nie. Diese anrührende Weise war ihm völlig fremd. Es war das Lied der Flöte, die der Mogur beim ClanTreffen gespielt hatte, an dem sie teilgenommen hatte, als sie noch bei Bruns Clan lebte. Lanidar hörte andächtig zu, bis sie verstummte.
»So etwas habe ich noch nie gehört«, sagte er. »Es war auch ein bisschen unheimlich. Wie von ganz weit weg.«
»Von weit weg kommt es auch«, bestätigte Ayla. Dann stieß sie einen hohen, scharfen Pfiff aus. Nach kurzer Zeit stürzte Wolf aus dem hohen Gras auf die Wiese.
»Ein Wolf!«, schrie der Junge schreckensstarr.
»Schon gut«, sagte sie und hielt das Tier fest. »Der Wolf ist mein Freund. Ich bin gestern mit ihm durchs Hauptlager ge gangen. Ich dachte, du wüsstest, dass er hier bei den Pferden ist.«
Der Junge beruhigte sich etwas, schaute aber weiterhin den Wolf aus angstvoll aufgerissenen Augen an.
»Ich habe gestern mit meiner Mutter Himbeeren gepflückt. Niemand hat mir gesagt, dass du hier bist. Sie haben nur erzählt, dass auf der Oberen Wiese Pferde stehen«, sagte Lanidar. »Alle haben über so ein Ding zum Speerewerfen geredet, das irgendein Mann zeigen wollte. Ich kann nicht gut Speere wer fen, deshalb wollte ich mir lieber die Pferde anschauen.«
Ayla fragte sich, ob man ihm mit Absicht nicht alles verraten hatte, ob jemand ihn hereinlegen wollte, wie es Marona bei ihr versucht hatte. Dann ging ihr auf, dass ein Junge seines Alters, der mit seiner Mutter Beeren pflücken ging, wahrscheinlich ziemlich einsam war. Ein Junge mit einem verkrüppelten Arm, der keinen Speer werfen konnte, hatte sicher nicht viele Freun de und wurde von anderen Jungen ausgelacht und zum Narren gehalten. Aber der eine Arm war schließlich tauglich. Der Jun ge konnte lernen, einen Speer zu werfen, besonders wenn er eine Speerschleuder zu Hilfe nahm.
»Warum kannst du nicht gut Speere werfen?«, fragte Ayla.
»Siehst du das nicht?«, fragte er, hielt seinen unförmigen Arm in die Höhe und betrachtete ihn voller Abscheu.
»Aber du hast noch einen Arm, der ganz in Ordnung ist.«
»Alle halten immer ihre Ersatzspeere mit dem zweiten Arm. Außerdem will es mir niemand beibringen. Sie sagen, ich könnte sowieso nie ein Ziel treffen«, seufzte der Junge.
»Und der Mann deines Herdfeuers?«, fragte Ayla.
»Ich lebe mit meiner Mutter und ihrer Mutter zusammen. Es gab da mal einen Mann des Herdfeuers, meine Mutter hat ihn mir gezeigt, aber er hat sie schon lange verlassen, und mit mir will er überhaupt nichts zu tun haben. Es hat ihm nicht gefal len, als ich ihn besuchen wollte. Es war ihm peinlich. Manch mal kommt ein Mann und wohnt eine Weile bei uns, aber von solchen Männern kümmert sich keiner viel um mich.«
»Möchtest du eine Speerschleuder sehen? Ich habe eine da bei«, bot Ayla ihm an.
»Wo hast du die her?«
»Ich kenne den Mann, der sie geschnitzt hat. Es ist der Mann, der mein Gefährte sein wird. Ich helfe ihm, die Speerschleuder vorzuführen, sobald ich mit den Pferden fertig bin.«
»Ich könnte sie mir ja mal ansehen«, sagte der Junge. Ihr Tragesack lag auf der Erde. Sie band die Speerschleuder und mehrere Speere ab und ging ein Stück zurück.
»So geht das«, sagte sie, nahm einen Speer und legte ihn auf das eigenartige Gerät. Sie vergewisserte sich, dass das Loch am hinteren Ende des Speers gegen den kleinen Haken am Rücken des schmalen Schafts drückte, der in der Mitte deutlich einge kerbt war, dann legte sie die Finger durch die Schlingen, die vorne befestigt waren. Sie warf einen Blick über die Wiese und schleuderte den Speer.
»Der ist aber weit geflogen!«, staunte Lanidar. »Ich glaube, einen Mann habe ich noch nie so weit werfen sehen.«
»Wahrscheinlich nicht. Deshalb ist die Speerschleuder eine so gute Jagdwaffe. Ich glaube, damit könntest auch du einen Speer werfen. Komm her, ich zeige dir, wie du sie hältst.«
Die Speerschleuder war für einen Jungen von Lanidars Größe nicht geeignet, aber Ayla konnte an ihr zumindest das Hebel prinzip

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