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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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absichtlich taten, aber mit der Zeit ließ sich nicht mehr leugnen, dass sie miteinander spielten und Spaß daran fanden. Die beiden jungen männlichen Tiere hatten einen Weg gefun den, wie sie ihre überschüssige Energie abreagieren konnten, und schienen es zu genießen. Ayla schüttelte lächelnd den Kopf und wünschte, Jondalar wäre da und würde sich mit ihr über diese Possen amüsieren. Dann bürstete sie die Stute wei ter; jetzt war ihre Trächtigkeit nicht mehr zu übersehen, und sie wirkte kräftig und gesund.
Als Ayla fertig war, graste Renner friedlich vor sich hin, und Wolf war verschwunden. Auf Erkundung, dachte sie. Sie stieß einen lang gezogenen Pfiff aus, den Jondalar für sein Pferd erfunden hatte. Der Hengst hob den Kopf und kam auf sie zu. Er war fast bei ihr angelangt, als sie beide einen Pfiff mit genau derselben Tonfolge hörten. Das muss Jondalar sein, dachte Ayla, der aus irgendeinem Grund zurückgekommen ist. Doch dann erblickte sie in der Ferne einen Jungen.
Sie hatte ihn noch nie gesehen. Was er wohl hier wollte? Wa rum hatte er ihren Pfiff nachgeahmt? Er zählte vielleicht neun oder zehn Jahre, und einer seiner Arme war kürzer als der an dere und baumelte von der Schulter, als könne er ihn nicht rich tig bewegen. Der Junge erinnerte sie an Creb, dem als Junge der Arm am Ellenbogen abgetrennt worden war, und er war ihr gleich sympathisch.
»Bist du es, der gepfiffen hat?«
»Ja.«
»Warum hast du wie ich gepfiffen?«
»Ich habe so einen Pfiff noch nie gehört. Ich wollte wissen, ob ich es kann.«
»Du kannst es«, sagte sie. »Suchst du jemanden?«
»Nein.«
»Was machst du dann hier?«
»Ich schaue nur. Jemand hat mir erzählt, dass hier Pferde ste hen, aber ich wusste nicht, dass hier ein Lager ist. Das hat er mir nicht gesagt. Alle anderen sind am Mittleren Bach.«
»Wir sind erst vor kurzem gekommen. Wie lange bist du schon da?«
»Ich bin hier geboren.«
»Ach, dann gehörst du zur Neunzehnten Höhle.«
»Ja. Warum redest du so komisch?«
»Ich bin nicht hier geboren. Ich komme von weither. Früher war ich Ayla vom Löwenlager der Mamutoi, jetzt bin ich Ayla von der Neunten Höhle der Zelandonii.« Sie streckte ihm zur förmlichen Begrüßung beide Hände entgegen.
Er wurde etwas verlegen, weil er ihre Geste wegen seiner Lähmung nur schlecht erwidern konnte. Ayla zog den verkrüp pelten Arm zu sich her und ergriff seine beiden Hände, als wä re das ganz normal, aber sie merkte, dass eine Hand kleiner und missgestaltet war und der kleine Finger mit dem Finger daneben verwachsen. Sie hielt seine Hände in den ihren und lächelte.
Da stieß der Junge, als habe er sich gerade erst daran erinnert, eilig hervor: »Ich bin Lanidar von der Neunzehnten Höhle der Zelandonii«, und wollte sie schon loslassen, doch dann fiel ihm auch noch der Rest der Wendung ein: »Die Neunzehnte Höhle heißt dich beim Sommertreffen willkommen, Ayla von der Neunten Höhle der Zelandonii.«
»Du pfeifst sehr gut. Dein Pfiff hat meinen perfekt nachge ahmt. Pfeifst du gerne?«, erkundigte sie sich.
»Ja, schon.«
»Darf ich dich dennoch bitten, nicht wieder so zu pfeifen?«
»Warum?«
»Ich benutze diesen Pfiff, um das Pferd zu rufen, dieses dort, den Hengst. Wenn du pfeifst, denkt er, dass du ihn rufst, und das bringt ihn durcheinander«, erklärte Ayla. »Wenn du aber gerne pfeifst, kann ich dir andere Pfiffe beibringe.«
»Was für welche?«
Ayla schaute sich um und sah, dass auf dem Ast eines nahen Baumes eine Meise saß und vernehmlich zwitscherte. Sie hörte kurz zu, dann imitierte sie ihren Gesang. Der Junge starrte sie verblüfft an, und der Vogel hielt einen Moment inne, dann setzte er wieder ein. Ayla wiederholte die Tonfolge. Der schwarzköpfige Vogel sah sich suchend um.
»Wie machst du das?«, fragte der Junge.
»Ich kann es dir beibringen, wenn du magst.«
»Kannst du auch wie andere Vögel zwitschern?«, fragte er.
»Ja.«
»Welche?«
»Was du willst.«
»Auch eine Wiesenlerche?«
Ayla schloss die Augen und gab eine Reihe von Tönen von sich, die genau wie die einer Lerche klangen, die sich hoch in die Lüfte aufgeschwungen hatte und ihre herrliche Melodie sang.
»Kannst du mir das wirklich beibringen?«, fragte der Junge ehrfürchtig.
»Wenn du willst«, antwortete Ayla.
»Wie hast du das gelernt?«
»Ich habe geübt. Wenn du Geduld hast, kommt ein Vogel zu dir geflogen, wenn du sein Lied pfeifst«, erwiderte Ayla. Sie erinnerte sich an die Zeit, in der sie allein im Tal gelebt und sich

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