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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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demonstrieren. Lanidars rechter Arm war deformiert, deshalb hatte er den linken gekräftigt. Ob er auch mit einem gesunden rechten Arm Linkshänder geworden wäre, spielte keine Rolle. Jetzt war die linke seine starke Seite. Um das Zie len kümmerte sie sich vorläufig nicht, sondern zeigte ihm erst einmal, wie sie den Arm zurückbog und den Speer warf. Dann ließ sie es ihn selbst versuchen. Der Speer beschrieb einen ho hen Bogen und fiel in einiger Entfernung zu Boden. Lanidar verzog das Gesicht zu einem begeisterten Grinsen.
»Ich habe einen Speer geworfen! Schau mal, wie weit er ge flogen ist!«, rief er. »Kann man damit wirklich etwas treffen?«
»Wenn du viel übst«, sagte Ayla lächelnd. Sie sah sich auf der Weide um, entdeckte aber nicht Passendes. Deshalb bat sie Wolf, der mit hoch erhobenem Kopf flach auf dem Bauch neben ihr lag und alles beobachtete: »Wolf, hol mir etwas«, und ihr Handzeichen gab ihm genauere Anweisungen.
Wolf sprang auf und rannte durch das hohe Gras, dessen Grün sich allmählich golden färbte. Ayla folgte langsam, und der Junge ging hinter ihr her. Schon bald nahm sie im Gras eine Bewegung wahr und entdeckte einen grauen Hasen, der von dem Wolf aufgescheucht worden war. Sie hatte den Speer erhoben und wartete, und als sie erfasste, welche Richtung das Tier beim nächsten Haken einschlagen würde, warf sie. Der Speer traf sein Ziel, und als sie das Tier erreichte, stand Wolf schon über ihm und sah sie erwartungsvoll an.
»Den will ich haben, Wolf. Du kannst dir selbst einen fan gen«, erklärte sie dem vierbeinigen Jäger und begleitete ihre Worte auch diesmal wieder mit Gebärden. Aber der Junge verstand die Zeichen nicht und konnte nicht fassen, dass ein so riesiger Wolf dieser Frau gehorchte. Sie hob den Hasen auf und ging zu den Pferden zurück.
»Du solltest dir ansehen, wie der Mann die Speerschleuder vorführt. Das wird dich interessieren, Lanidar, und es ist dabei unwichtig, ob du weißt, wie man Speere wirft oder nicht. Die anderen kennen die Speerschleuder auch noch nicht. Alle sind Anfänger. Wenn du eine Weile wartest, gehe ich mit dir hin.«
Lanidar sah zu, wie sie den jungen Hengst abrieb. »So ein Pferd habe ich noch nie gesehen. Die meisten sehen wie die Stute aus.«
»Ich weiß«, erwiderte Ayla, »aber weit im Osten, hinter dem Ende des Flusses der Großen Mutter, der jenseits des Glet schers beginnt, sind manche Pferde braun wie dieses hier. Von dort kommen die beiden.«
Der Wolf trottete zurück, fand einen Platz, der ihm gefiel, drehte sich ein paarmal um sich selbst und ließ sich hechelnd auf den Bauch sinken.
»Warum bleiben diese Tiere bei dir und lassen sich anfassen und tun, was du sagst?«, fragte Lanidar. »Tiere machen das doch sonst nicht.«
»Sie sind meine Freunde. Die Mutter der Stute ist mir bei der Jagd in die Falle gegangen. Ich wusste erst nicht, dass sie ein Junges hat. Aber dann haben die Hyänen das Fohlen entdeckt. Ich weiß nicht, warum ich sie weggescheucht habe. Das Fohlen hätte allein nicht überlebt, aber da ich es nun schon gerettet hatte, habe ich es dann auch gefüttert. Es hat wahrscheinlich gedacht, ich wäre seine Mutter. Später sind wir Freunde ge worden und haben gelernt, einander zu verstehen.
Sie tut, was ich ihr sage, weil sie das will. Ich habe sie Win nie genannt.« So wie sie den Namen aussprach, klang er genau wie das Wiehern eines Pferdes. Der falbe Hengst auf der Wei de hob den Kopf und sah herüber.
»Das warst du! Wie hast du das gemacht?«, wollte Lanidar wissen.
»Ich habe aufgepasst und geübt. Das Geräusch, das ich gera de gemacht habe, ist ihr richtiger Name. Den meisten Men schen sage ich, dass sie ›Winnie‹ heißt, weil sie das besser ver stehen, aber so habe ich sie eigentlich nicht genannt. Der Hengst ist ihr Sohn, ich war bei seiner Geburt dabei. Jondalar auch. Er hat sein Pferd ›Renner‹ genannt, aber zu einem späte ren Zeitpunkt.«
»Renner kann bedeuten, dass jemand gerne schnell läuft oder allen anderen voraus ist«, sagte der Junge.
»So hat es Jondalar auch ausgedrückt. Er hat ihn Renner ge nannt, weil er gern schnell läuft und gern der Erste ist, außer wenn ich ihn an die Leine nehme. Dann bleibt er hinter seiner Mutter.« Ayla bürstete weiter; sie war fast fertig.
»Und was ist mit dem Wolf?«, fragte Lanidar.
»Da war es ähnlich. Ich habe ihn aufgezogen. Ich habe seine Mutter getötet, weil sie Hermeline aus meinen Fallen stahl. Ich wusste nicht, dass sie gerade Junge säugte. Es

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