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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Seitenfach und holte ihren Medizinbeutel aus Otterfell heraus. Er ist mittlerweile schon sehr abgenutzt, dachte sie, ich brauche bald einen Ersatz dafür. Als sie in den Kochbereich zurückkam, betrachtete Ze landoni neugierig das merkwürdige Behältnis, das aussah, als sei es nicht aus verschiedenen Teilen zusammengenäht, son dern aus einem ganzen Tier gemacht. Sie hatte ein solches Tier noch nie gesehen, doch ihrem Eindruck nach handelte es sich um eines, das es tatsächlich gab.
Die jüngere Frau schlug die Klappe hoch, die aus dem Kopf des Otters gefertigt war, lockerte die Kordel zum Zuschnüren, die um den Hals herumlief, spähte hinein und holte einen klei nen Beutel heraus. Der Farbton des Leders, die Fasern der Ver schlusskordel und die Zahl und Anordnung der Knoten auf den Kordelenden sagten ihr, was der Beutel enthielt. Sie löste den Knoten, mit dem der Beutel verschlossen war - er war leicht aufzubekommen, wenn man das Prinzip kannte -, und gab den Beutel der Frau.
Zelandoni fragte sich, wie Ayla das Kraut wohl erkannt hatte, ohne daran zu riechen, doch als sie es an die Nase hielt, wusste sie, dass es das richtige war. Sie schüttete sich ein wenig auf die Handfläche und prüfte sorgfältig, ob es sich nur um Blätter oder auch um Blüten handelte und ob etwas anderes beige mischt war. Es waren aber ausschließlich Schafgarbenblätter, von denen sie ein wenig in die Holzschale gab.
»Soll ich noch einen Kochstein hineinlegen?«, fragte Ayla, die wissen wollte, ob die Donier einen Aufguss oder eine Ab kochung herstellen, die Kräuter also nur ziehen lassen oder kochen wollte.
»Nein«, sagte die Donier. »Ich möchte nicht, dass es zu stark wird. Er braucht nur einen milden Aufguss, denn er ist über den Schock schon beinahe hinweg. Willamar ist ein starker Mann. Er macht sich jetzt Sorgen um Marthona, und ich möch te ihr etwas davon geben. Ich muss wegen ihrer Arznei vor sichtig sein.«
Ayla schloss daraus, dass Zelandoni der Mutter von Jondalar regelmäßig eine Arznei verabreichte, deren Wirkungen sie sorgsam beobachtete. »Möchtest du, dass ich für alle einen Tee zubereite?«, fragte sie.
»Ich bin mir nicht sicher. An welchen Tee denkst du?«, fragte die alte Heilerin.
»An irgendeinen milden und wohlschmeckenden. Minze oder Kamille. Ich habe sogar Lindenblüten dabei, um etwas Süße hinzuzufügen.«
»Ja, das wäre gut. Kamille mit Lindenblüten, das wirkt leicht beruhigend«, sagte Zelandoni, ehe sie wieder zu den anderen hinüberging.
Erfreut holte Ayla weitere Bündel aus ihrem Medizinbeutel heraus und dachte: Sie kennt sich mit Heilzauber aus! Seit ich den Clan verließ, habe ich nie mehr in der Nähe von jemandem gelebt, der Arzneien und Heilzauber kennt! Ich freue mich dar auf, dass ich einen Menschen haben werde, mit dem ich über diese Dinge reden kann.
Das Heilen - das Behandeln mit Kräuterarzneien, aber keine Kenntnisse von der Geisterwelt - hatte Ayla zunächst von Iza gelernt, ihrer Clan-Mutter, die als eine würdige Nachfahrin der allerbesten Medizinfrauen anerkannt war. Bei dem ClanMiething, zu dem sie mit Bruns Clan gegangen war, hatte sie dann auch von den anderen Medizinfrauen einiges lernen kön nen. Später, beim Sommertreffen der Mamutoi, hatte sie viel Zeit mit den Mamutii verbracht.
Sie hatte festgestellt, dass Die, Die Der Mutter Dienen, sich alle sowohl mit Arzneien als auch mit Geistern auskannten, aber dennoch über recht unterschiedliche Fähigkeiten verfüg ten. Oft hing es von den persönlichen Interessen der Betreffen den ab. Manche Mamutii wussten besonders gut über Arzneien Bescheid, manche interessierten sich mehr für Heilmethoden und manche dafür, warum die einen Menschen sich von einer bestimmten Krankheit oder Verletzung rasch erholten und an dere nicht. Manche beschäftigten sich auch überhaupt nicht mit dem Heilen, sondern nur mit der Welt der Geister und des Be wusstseins.
Ayla wollte alles wissen und in sich aufnehmen - Vorstellun gen über die Geisterwelt, Wissen und Gebrauch von Zählwör tern, Legenden und Geschichten. Vor allem anderen aber faszi nierte sie alles, was mit dem Heilen zu tun hatte: Arzneien, Techniken, Behandlungsmethoden und Krankheitsursachen. Sie hatte Selbstversuche mit verschiedenen Pflanzen und Kräu tern durchgeführt, so wie Iza ihr das beigebracht hatte, und ließ sich dabei von Erfahrung und Vorsicht leiten. Außerdem ver suchte sie von den Heilern, denen sie auf ihrer Reise begegne ten, so viel wie möglich zu lernen.

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