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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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klopf te auf den Pfosten neben den Eingang, und als die Klappe hochgehoben wurde, reckte er den Hals in der Hoffnung, einen verstohlenen Blick auf Ayla werfen zu können. Doch Marthona sorgte dafür, dass der Eingang hinter ihr gut verschlossen wur de. Sie hielt ein Päckchen in den Händen, das ihm bekannt vorkam. Es war das Päckchen, das Ayla die ganze Große Reise über bei sich gehabt hatte. Sie hatte eisern darauf bestanden, es mitzunehmen. Er erkannte das mit Schnüren umwickelte dünne Leder, in das der Inhalt eingewickelt war. Er hatte oft neugierig nachgefragt, aber sie war ihm immer ausgewichen.
»Ayla wollte unbedingt, dass ich dir dies hier gebe«, sagte Marthona und hielt ihm das Päckchen hin. »Du weißt, ihr dürft bis zur Zeremonie keinen Kontakt haben, nicht einmal indirekt, aber Ayla sagte, wenn sie das gewusst hätte, hätte sie es dir früher gegeben. Sie war ganz durcheinander, sie weinte fast und hätte das Gebot übertreten, wenn ich mich nicht zur Ver fügung gestellt hätte. Es ist für die Hochzeitsriten, hat sie ge sagt.«
»Danke, Mutter. Ich...«
Marthona verschwand durch den Eingang, bevor er den Satz beenden konnte. Jondalar machte sich auf den Rückweg zur Hütte. Er wog das Bündel in der Hand, um sein Gewicht zu schätzen. Es war weich, aber ziemlich voluminös. Deshalb hat te er auch nicht verstanden, warum sie es jedes Mal, wenn sie ihr Gepäck erleichtern und mehr Platz schaffen mussten, so dringend behalten wollte. Hatte Ayla es den ganzen Weg ge tragen, nur damit sie es ihm zu den Hochzeitsriten geben konn te? Es schien ihm zu bedeutsam, als dass er es im Freien öffnen sollte. Er wollte dabei ungestört sein.
Jondalar war froh, dass die Hütte leer war, als er sie mit Ay las geheimnisvollem Päckchen betrat. Vergeblich bemühte er sich, den Knoten aufzuschnüren, und benutzte schließlich doch ein Messer. Vorsichtig schlug er die Verpackung zurück, dann lag es vor ihm. Etwas Weißes. Er hob es hoch und hielt es vor sich. Es war eine wunderschöne schneeweiße Ledertunika, schmucklos bis auf weiße Hermelinschwänze mit schwarzer Spitze. Für die Hochzeitszeremonie, hatte sie gesagt. Hatte sie ihm für diesen besonderen Tag eine Tunika genäht?
Ihm waren mehrere Kleidungsstücke angeboten worden, und er hatte sich eines ausgesucht, das aufwändig im Stil der Ze landonii verziert war. Doch dies war vollkommen anders. Die weiße Tunika war im Stil der Mamutoi zugeschnitten. Auch deren Kleidung wurde gewöhnlich mit komplizierten Mustern aus Elfenbeinperlen, Muscheln und anderen Materialien ver ziert. Diese Tunika hatte als Schmuck nur die Hermelin schwänze, wirkte aber durch ihre Farbe höchst außergewöhn lich. Sie leuchtete in einem geradezu blendend reinen Weiß, der schwierigsten Farbe bei der Lederfärbung, und war in ihrer Einfachheit außerordentlich beeindruckend, weil kein Zierrat von der Reinheit der Farbe ablenkte.
Wann hat sie das nur gemacht? fragte er sich. Auf jeden Fall nicht auf der Reise. Da war keine Zeit gewesen, und außerdem hatte sie das Päckchen schon zu Anfang bei sich gehabt. Sie musste es im Winter angefertigt haben, als sie bei den Mamutoi im Löwenlager lebten. Aber das war der Winter, in dem sie sich mit Ranec verbinden wollte. Jondalar hielt die Tunika vor sich hin. Es war seine Größe, kein Zweifel; für Ranec wäre sie viel zu groß gewesen. Dieser war kleiner und hatte einen kom pakteren Körperbau.
Warum hatte sie dann eine Tunika genäht, und noch dazu ei ne so schöne, wenn sie vorgehabt hatte, bei den Mamutoi zu bleiben und mit Ranec zusammenzuleben? Jondalar drückte die Tunika an sich. Seine Gedanken überschlugen sich. Das Leder war wunderbar weich und geschmeidig. So war ihr Leder im mer, aber wie viel Zeit sie geopfert hatte, damit es so weich wurde! Und diese Farbe! Wo hatte sie gelernt, Leder weiß zu färben? Von Nezzie vielleicht? Dann erinnerte er sich daran, dass er Crozie, die alte Frau vom Kranich-Herdfeuer, einmal bei einer der Zeremonien, bei der sich alle besonders festlich kleideten, in einem weißen Gewand gesehen hatte. Hatte sie Ayla unterwiesen? Er hatte sie nie an weißem Leder arbeiten sehen, aber vielleicht hatte er auch nicht darauf geachtet.
Er ließ die Hermelinschwänze durch die Finger gleiten. Wo her hatte sie die? Dann fiel ihm ein, dass sie am gleichen Tag, an dem sie den Wolfswelpen in die Erdhütte gebracht hatte, auch Hermeline gejagt hatte. Er lächelte bei der Erinnerung an den Aufruhr, den das

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