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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Die feine, gerade Nase, das eckige Kinn, die hohe Stirn. Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie sein Gesicht betrachtet hatte, während er in der Höhle in ihrem Tal schlief. Sie hatte zuvor noch nie einen Mann ihrer eigenen Art gesehen, und er war schwer ver letzt gewesen. Sie hatte nicht gewusst, ob er überleben würde, aber schon damals hatte sie ihn schön gefunden.
Das war immer noch so , auch wenn sie inzwischen gelernt hatte, dass man Männer eigentlich nicht schön nannte. Eine alles überströmende Liebe erfüllte sie. Es war fast mehr, als sie ertragen konnte, fast schmerzhaft ... ein Übermaß und doch wunderbar wärmend. Sie konnte nicht mehr still liegen. Rasch stand sie auf, zog sich an und trat leise nach draußen.
Sie ließ den Blick über das Lager schweifen. Von dem leicht erhöhten Lagerplatz aus überblickte sie das Flusstal in seiner ganzen Breite. Die Hütten sahen im Dunkeln aus wie runde Erdhügel, deren durch Stützpfeiler markierte Mitte die Behau sungen mit ihren vielen Wohnplätzen aufrecht hielt. Im Lager herrschte Stille, es war jetzt ein vollkommen anderer Ort als das lärmende und umtriebige Getümmel, in das er sich später verwandeln würde.
Ayla folgte dem kleinen Bach flussaufwärts. Langsam wurde es heller, und immer mehr funkelnde Himmelslichter erlo schen. Die Pferde im Pferch spürten, dass sie kam, und begrüß ten sie mit leisem Wiehern. Sie duckte sich unter den Pfosten hindurch und legte den Arm um den Hals der falben Stute.
»Heute ist der Tag, an dem Jondalar und ich zusammengege ben werden, Winnie«, flüsterte sie. »Es scheint mir so lange her, seit du ihn blutend und halb tot zur Hütte gebracht hast. Seitdem haben wir einen so weiten Weg zurückgelegt. Wir werden das Tal nie mehr sehen.«
Renner stupste sie an und wollte ebenfalls beachtet werden. Ayla klopfte dem braunen Hengst auf die Flanken und legte dann auch ihm die Arme um den starken Hals. Wolf tauchte am Waldrand auf; er kehrte von seinem nächtlichen Streifzug zu rück. Fröhlich stürmte er auf die junge Frau zwischen den bei den Pferden zu.
»Da bist du ja, Wolf«, begrüßte sie ihn. »Wo warst du? Ich habe dich heute Früh vermisst.« In diesem Moment nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung zwischen den Bäumen wahr. Sie wandte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um einen zweiten Wolf mit dunklem Fell zu sehen, der unter dem dich ten Gebüsch verschwand. Sie beugte sich zu Wolf hinab, nahm seinen Kopf zwischen die Hände und knetete seine pelzigen Backen. »Hast du eine Gefährtin gefunden oder einen Freund?«, fragte sie. »Willst du in die Wildnis zurück wie Ba by? Du würdest mir fehlen, aber ich würde dich nicht von einer Gefährtin trennen wollen.« Der Wolf brummte zufrieden, wäh rend ihn Ayla kraulte. Er schien vorläufig kein Bedürfnis zu haben, zu der schattenhaften Gestalt im Wald zurückzukehren.
Der obere Rand der Sonne lugte über den Horizont. Ayla roch das würzige Morgenfeuer und drehte sich um. Einige Frühaufsteher waren bereits zwischen den Hütten unterwegs. Das Lager erwachte.
Jondalar lief mit langen Schritten auf sie zu. Auf seiner Stirn lagen Falten. Dieser Gesichtsausdruck war ihr vertraut. Er schien ständig in Sorge zu sein. Sie kannte jede Nuance und jede Linie in diesem Gesicht. Oft beobachtete sie ihn heimlich, ihre Augen folgten ihm bei allem, was er tat. Genauso zog er die Brauen zusammen, wenn er sich über ein neues Stück Feu erstein beugte, als versuche er, die winzigen Teilchen in dem homogenen Material zu sehen, damit er im Voraus wusste, in welche Richtung der Abschlag splittern würde. Sie liebte alle seine verschiedenen Mienen, aber am meisten gefiel es ihr, wenn er sie freundlich neckend anlächelte und seine Augen vor Liebe und Begehren strahlten.
»Ich bin aufgewacht, und du warst fort, Ayla«, begrüßte er sie.
»Ich war früh wach und konnte nicht wieder einschlafen«, sagte Ayla, »deshalb bin ich nach draußen gegangen. Ich glaube, Wolf hat eine Gefährtin, die sich im Wald versteckt. Des halb war er heute Früh auch nicht da.«
»Das ist ein guter Grund. Wenn ich eine Gefährtin hätte, würde ich auch mit ihr im Wald verschwinden.« Jondalar schmunzelte. Das Lächeln hatte seine Sorgenfalten geglättet. Er legte die Arme um Ayla, zog sie an sich und blickte auf sie herab. Ihre Haare waren noch vom Schlafen zerzaust, fielen ihr offen über die Schultern und umrahmten ihr Gesicht mit einer Mähne dichter dunkelblonder Locken. Seit Neuestem

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