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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zurückgezogenheit streng einhalten.« Die weißhaarige Frau war durch ihre Arthritis zwar fast gelähmt, aber das tat ihrer Charakterstärke keinen Abbruch. Das war Ayla schon früher aufgefallen.
    Zum Glück habe ich nicht erzählt, dass ich Jondalar Aylas Päckchen überbracht habe, dachte Marthona. Die Zelandonia hätten das sehr missbilligt. Sie konnten manchmal unerbittlich auf die untadelige Einhaltung von Bräuchen und Verhaltens weisen während wichtiger Zeremonien pochen, und obwohl die ehemalige Anführerin ihnen nicht widersprach, fand Marthona insgeheim, dass Ausnahmen erlaubt sein müssten. Anführer müssten lernen, wann sie standhaft und wann sie ein wenig nachgiebig zu sein hatten.
    »Kann jemand, der nichts mit der Zeremonie zu tun hat, es tun?«, fragte Ayla.
»Wen kennst du, der mit dir oder dem dir Versprochenen auf keine Weise verwandt ist?«, fragte die Vierzehnte.
Ayla dachte kurz nach. »Wie wäre es mit Lanidar? Marthona, ist er irgendwie mit Jondalar verwandt?«
»Nein ... ist er nicht«, antwortete Marthona. »Ich weiß, dass ich es nicht bin, und Dalanar hat mir kürzlich erzählt, dass er für die Ersten Riten der Großmutter des Jungen ausgewählt worden war. Also ist er es auch nicht.«
»Das stimmt«, bestätigte die Neunzehnte. »Ich weiß noch, Denoda war ziemlich ... überwältigt von Dalanar. Sie brauchte eine Weile, um darüber hinwegzukommen. Er ist gut damit umgegangen. Er war taktvoll und aufmerksam, hielt aber Ab stand. Ich war beeindruckt.«
»Wie immer«, murmelte Marthona und dachte im Stillen: Da lanar war immer ganz korrekt, tat immer das Richtige.
Das ließ ihr die Neunzehnte nicht durchgehen. »Immer was? Taktvoll? Aufmerksam? Beeindruckend?«
Marthona lächelte. »Alles«, erwiderte sie schlicht.
»Und Jondalar ist das Kind von Dalanars Herdfeuer«, ließ sich die Erste vernehmen.
»Ja«, sagte Marthona, »aber es gibt Unterschiede. Der Junge ist nicht ganz so taktvoll wie der Mann, aber er hat vielleicht mehr Herz.«
»Unabhängig vom Geist des Mannes hat ein Kind auch im mer etwas von der Mutter«, sagte die Zelandoni, die die Erste war.
Aufmerksam lauschte Ayla diesem Austausch von Anspie lungen, besonders nachdem Jondalars Name gefallen war, und entdeckte Eigenarten in Stimme und Körper, die mehr verrieten als Worte. Sie verstand, dass die Bemerkung der Neunzehnten über Denoda alles andere als ein Kompliment war, und spürte, dass die ältere Zelandoni wohl selbst früher ein Auge auf Dala nar geworfen hatte. Dann war dieser versteckte Hinweis gefal len, dass Marthonas Sohn nicht dasselbe Taktgefühl bewiesen hatte wie ihr früherer Gefährte - sie alle kannten seine jugend lichen Verirrungen. Marthona wusste um die Gefühle der alten Frau ihnen beiden gegenüber und ließ durchblicken, dass sie Dalanar besser kannte und nicht ganz so beeindruckt von ihm war.
Die Erste hatte sie wissen lassen, dass sie ebenfalls beide Männer kannte und dass sie Jondalars Eigenschaften für genau so einnehmend hielt wie die Dalanars. Sie hatte Marthona ein verstecktes Kompliment gemacht, indem sie erwähnte, dass Dalanars Geist und die Große Mutter sie ausgewählt hatten, das Kind seines Herdfeuers zu gebären. Ayla begann zu verstehen, dass eine Frau, die Kinder vom Geist des Mannes bekam, der ihr Gefährte war, in höherem Ansehen stand. Marthona gab den Zelandonia, vor allem der Zelandoni von der Neunzehnten, zu verstehen, dass ihr Sohn vielleicht nicht alle guten Eigen schaften Dalanars besaß, jedoch über andere verfügte, welche die des Älteren noch übertrafen. Die Erste hatte ihr nicht nur zugestimmt, sondern sogar angedeutet, diese Eigenschaften habe er von seiner Mutter. Es war offensichtlich, dass die ehe malige Anführerin und die Zelandoni der Neunten Höhle eine enge Beziehung unterhielten und große Achtung voreinander hegten.
Die Gebärdensprache des Clans konnte äußerst verästelte Feinheiten, die in Mienenspiel und Haltung, in Gesten und so gar Wörtern zum Ausdruck kamen; die gesprochene Sprache jedoch, die zusätzlich zum Gesichtsausdruck, zu unbewussten Körperhaltungen und Behelfsgesten die unterschiedlichsten Färbungen von Stimme, Tonfall und Sprachmelodie zuließ, verriet, wenn man sie zu deuten wusste, noch mehr. Ayla kann te die unbewussten Signale der Körpersprache sehr gut und lernte nun auch, wie sie bei den Anderen aussahen. Zugleich fand sie sich immer besser in den Wörtern und deren Verwen dung zurecht.
»Könnte jemand Lanidar holen«,

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