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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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»Bernstein ist nicht kalt wie andere Steine«, sagte sie. »Er fühlt sich warm an, als sei ein lebendiger Geist in ihm.«
»Interessant, dass du das sagst. Dalanars Mutter meinte im mer, dass Leben darin sei. Probier die Kette doch an. Mal se hen, wie sie dir steht.«
Marthona führte Ayla zu der Kalksteinwand des Schlafrau mes. Man hatte ein Loch hineingebohrt, in dem das runde Ende steckte, das aus dem Mark der Geweihschaufel eines Riesen hirsches mit ihrer typischen bandförmig gefingerten Fläche herausragte. Die Geweihsprossen hatte man abgebrochen, so dass ein leicht unebenes Bord mit einem konkaven, bogenför migen Rand entstanden war. Darauf ruhte fast senkrecht, gegen die leicht nach vorn geneigte Felswand gelehnt, ein kleines Holzbrett mit sehr glatter Oberfläche.
Als Ayla näher trat, sah sie, dass sich in dem Brett verblüf fend klar die Holz- und Korbbehälter im Raum und die daneben brennende Flamme der Steinlampe spiegelten. Dann blieb sie überrascht stehen.
»Ich kann mich selbst sehen!«, sagte sie. Sie betastete die Oberfläche des Holzes. Sie war mit Sandstein glatt gerieben, mit Manganoxid tiefschwarz gefärbt und mit Fett auf Hoch glanz poliert worden.
»Hast du noch nie einen Abglanz aus Holz gesehen?«, fragte Folara. Sie war ihnen nachgekommen und stand am Eingang des Raumes bei der Lederbahn, denn sie wollte zu gern wissen, was Ayla wohl von ihrer Mutter bekommen würde.
»Nein, so einen noch nicht«, sagte Ayla. »Ich habe mein Ab bild schon an einem sonnigen Tag in einem stillen Teich gese hen. Aber jetzt bin ich ja drinnen, in einem Schlafraum!«
»Haben die Mamutoi denn keinen Abglanz?«, fragte Folara, »damit sie prüfen können, wie sie aussehen, wenn sie sich für einen wichtigen Anlass kleiden? Wie stellen sie fest, ob alles so ist, wie es sein soll?«
Ayla legte einen Moment lang nachdenklich die Stirn in Fal ten und erklärte dann: »Sie schauen sich gegenseitig an. Nezzie vergewisserte sich vor einer Zeremonie immer, ob bei Talut alles richtig saß, und wenn Deegie - sie war meine Freundin mir die Haare zurecht machte, gab jede einen netten Kommen tar ab.«
»Wie die Kette wohl an dir aussieht, Ayla?«, meinte Martho na, legte sie ihr um den Hals und hielt die Enden im Nacken zusammen.
Ayla bewunderte die Halskette und sah, wie gut sie sich auf ihrer Brust machte. Dann begann sie ihr Gesicht im Abglanz zu erforschen. Sie bekam es selten zu sehen und war mit den eige nen Gesichtszügen weniger vertraut als mit denen der Men schen um sie herum, die sie doch erst seit kurzem kannte. Die Oberfläche reflektierte zwar gut, doch in dem Halbdämmer, der im Raum herrschte, blieb das Bild eher dunkel. Sie fand sich ziemlich grau, farblos und flachgesichtig.
Während ihrer Zeit beim Clan war sie sich immer hässlich und zu groß vorgekommen. Sie war schmaler gebaut als die Clan-Frauen und war zudem noch größer als die Männer. Sie sah anders aus, nicht nur in den Augen der Clan-Leute, sondern auch ihrem eigenen Empfinden nach. Sie war es gewohnt, die markanten Züge der Clan-Leute zum Maßstab für Schönheit zu nehmen - das lange breite Gesicht, die fliehende Stirn, die aus geprägten vorstehenden Brauenwülste, die scharfe, vorsprin gende Nase und die großen tiefbraunen Augen, im Vergleich zu denen ihr die eigenen blaugrauen Augen fahl vorkamen.
Nachdem sie aber eine Weile unter den Anderen gelebt hatte, hatte sie nicht mehr das Gefühl, merkwürdig auszusehen. Als schön konnte sie sich aber nach wie vor nicht empfinden, ob wohl Jondalar ihr oft genug das Gegenteil gesagt hatte. Sie wusste, was bei den Clan-Leuten als hübsch galt, doch woran die Anderen Schönheit maßen, war ihr nicht recht klar. Jonda lar mit seinen maskulinen und deshalb markanteren Zügen und seinen lebendigen blauen Augen fand sie viel schöner als sich selbst.
»Ja, das steht ihr«, sagte Willamar, der herübergekommen war, um seine Meinung kundzutun. Auch er hatte von der Halskette nichts gewusst. Er war in Marthonas Behausung ein gezogen, und sie hatte Platz für ihn und sein Hab und Gut ge schaffen. Er fühlte sich wohl bei ihr. Ihm gefiel es, wie sie die Dinge anordnete, und er verspürte nicht den Wunsch, in jedem Winkel zu stöbern und in ihren Besitztümern herumzuschnüf feln.
Jondalar stand hinter ihm und schaute ihm über die Schulter: »Du hast mir nie gesagt, Mutter, dass Großmutter dir das bei meiner Geburt gab.«
»Sie hat es mir ja auch nicht für dich gegeben«, antwortete Marthona. »Es

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