Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
wird bestimmt auch noch etwas da sein, ebenso für Jondalar und Jonayla«, fügte sie hinzu, bevor sie sich umdrehte und zurückeilte.
Auf dem Rückweg gingen ihr Jonayla und die Tiere nicht aus dem Sinn. Wenn sie fortmusste, blieb Wolf manchmal bei Jonayla, manchmal kam er mit. Ging sie mit Zelandoni, um jemandem von einer anderen Höhle zu helfen, begleitete Wolf sie für gewöhnlich, doch wenn sie als Teil ihrer Ausbildung »Opfer« zu bringen oder »Prüfungen« zu ertragen hatte - ohne Schlaf auskommen, auf Wonnen verzichten, in Zeitabschnitten fasten -, ging sie meist allein.
Oft hielt sie sich in der Felsnische mit dem Namen Kleine Höhle beim Felsenquell auf, die ganz bequem war. Sie lag direkt neben der Tiefen Grotte beim Felsenquell, die zuweilen auch Donis Tiefe genannt wurde, die lange Höhle, die sie als erste heilige Stätte gesehen hatte, als sie sich den Zelandonii anschloss. Felsenquell war eineinhalb Kilometer von der Neunten Höhle entfernt, dann ging es noch einen leichten, aber langgestreckten Abhang zur Felswand hinauf. Die lange, ausgemalte Grotte hatte auch andere Namen, besonders unter den Zelandonia, wie zum Beispiel Eingang zum Schoß der Mutter oder Geburtskanal der Mutter. Diese Grotte war die heiligste Stätte in der unmittelbaren Umgebung.
Jondalar war nicht immer glücklich, wenn Ayla fortmusste, doch ihm machte es nie etwas aus, sich um Jonayla zu kümmern, und Ayla war froh, dass zwischen den beiden eine so enge Bindung bestand. Er hatte sogar angefangen, ihr zusammen mit seinen Lehrburschen das Schlagen von Feuersteinen beizubringen.
Aylas Gedanken wurden unterbrochen, als sie zwei Frauen auf sich sie zukommen sah, Marona und ihre Kusine. Wylopa grüßte sie mit einem Nicken und lächelte immer, wenn sie Ayla sah, und obwohl es stets unaufrichtig wirkte, erwiderte diese ihr Lächeln. Marona nahm sie für gewöhnlich nur mit flüchtigem Kopfnicken zur Kenntnis, und Ayla reagierte dementsprechend. Wenn niemand dabei war, rang sich die Frau nicht einmal das ab, doch diesmal lächelte Marona sie an. Das veranlasste Ayla, genauer hinzuschauen. Das Lächeln war keineswegs freundlich, eher hämisch und voller Spott.
Seit Maronas Rückkehr kam Ayla nicht umhin sich zu fragen, warum die Frau wieder zur Neunten Höhle gezogen war. Ayla hatte geglaubt, die Fünfte Höhle habe Marona gut bei sich aufgenommen, und es hieß, die Frau habe nach ihrem Umzug behauptet, ihr gefiele es dort besser. Mir ist auch wohler, wenn sie dort ist, dachte Ayla.
Das lag nicht nur daran, dass Marona und Jondalar früher einmal ein Paar gewesen waren, sondern weil sich niemand Ayla gegenüber boshafter und gehässiger verhalten hatte als sie.
Ayla wusste aus Erzählungen einiger Verwandter, die Matagan besucht hatten, dass Marona ein paar hoch angesehene Frauen der Fünften Höhle verärgert hatte, Verwandte des Anführers Kimeran oder seiner Gefährtin, weil sie einen Mann, der einer von ihnen versprochen war, überredet hatte, lieber mit ihr davonzulaufen. Mit ihrem fast weißblonden Haar und den dunkelgrauen Augen war sie eine attraktive Frau, obwohl Ayla das Gefühl hatte, dass sich die Falten auf Maronas Stirn vom vielen Runzeln allmählich immer tiefer einprägten. Wie die meisten ihrer Verbindungen hielt auch diese nicht lange an, und nachdem der Mann sein Bedauern geäußert und eine zufriedenstellende Wiedergutmachung geleistet hatte, wurde er wieder aufgenommen. Marona aber betrachtete man mit weniger Wohlwollen. Kurz vor Zelandonis Wohnstätte verscheuchte Ayla ihre Gedanken an Marona und versuchte sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren.
Als sie dann am Abend aus der Wohnstätte der Donier trat, die auch als Krankenlager diente, sah sie Jondalar neben Joharran, Proleva und Marthona sitzen. Sie hatten ihre Mahlzeit beendet, tranken Tee und sahen Jonayla und Prolevas Tochter Sethona zu. Jonayla war ein glückliches, gesundes Kind und sehr hübsch, wie alle sagten, mit feinen, sehr hellen lockigen Haaren und Jondalars außergewöhnlich lebhaften blauen Augen. Für Ayla war Jonayla das hübscheste, das sie je gesehen hatte, doch da sie im Clan aufgewachsen war, hatte sie gelernt, sich mit Äußerungen über ihr eigenes Kind zurückzuhalten. Das konnte Unglück bringen, und wenn sie versuchte, es unvoreingenommen zu betrachten, glaubte sie, dass sie ihren eigenen Nachkommen gegenüber einfach so empfinden musste. Doch im Grunde ihres Herzens konnte sie kaum glauben, dass ein so prächtiges Kind ihr
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