Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
schien mit der Regelung zufrieden.
Die Dunkelheit hatte eingesetzt, während sie das Mahl beendeten. Stets lagen ein paar vorbereitete Fackeln neben dem Hauptfeuer, an dem sich die Gruppe oft versammelte, und Jondalar zündete eine an. Sie alle hatten Reiseausrüstung bei sich, Tragegestelle, Schlaffelle, Zelte. Jondalar half Ayla mit ihren Sachen, während sie das Kind trug, doch Matagan kam anscheinend allein zurecht, auch wenn er sich mitunter auf einen Stock stützte. Offenbar brauchte er ihn nicht immer. Ayla vermutete, dass er ihn auf dem langen Weg von Sonnenblick, dem Ort des Sommertreffens, zur Neunten Höhle benutzt hatte, auf kürzeren Entfernungen aber auf ihn verzichtete.
Als sie ihren Wohnplatz erreichten, ging Jondalar zuerst hinein, beleuchtete den Weg und hielt den Vorhang vor dem Eingang zur Seite. Matagan und Ayla folgten ihm.
»Leg doch dein Schlaffell vorerst hier im Hauptraum neben dem Feuer aus. Morgen werden wir etwas Besseres finden«, sagte Jondalar, der sich plötzlich fragte, wie lange Matagan wohl bei ihnen wohnen würde.
M atagan, hast du Jonayla und Jondalar gesehen?«, rief Ayla, als sie den jungen Mann aus dem zusätzlichen Raum kommen sah, den sie an ihren Wohnplatz angebaut hatten. Dort lebten mittlerweile drei Jugendliche: neben Matagan noch Jonfilar, der von den Großen Wassern im Westen kam, und Garthadal, dessen Mutter Anführerin seiner Höhle war und von weit her aus dem Südosten mit ihm angereist war, weil sie von Jondalars Fähigkeiten gehört hatte.
Matagan war nach vier Jahren der Älteste unter Jondalars Lehrburschen und hatte so viel Geschick entwickelt, dass er dem Mann half, die Jüngeren zu unterweisen. Er hätte als eigenständiger Feuersteinschläger zur Fünften Höhle zurückkehren können, doch inzwischen war die Neunte Höhle sein Zuhause, und er zog es vor, bei seinem Lehrer zu bleiben und mit ihm zu arbeiten.
»Ich habe sie beide vorhin auf dem Weg zum Pferch für die Pferde gesehen. Ich glaube, er hat Jonayla gestern versprochen, heute mit ihr auszureiten, wenn es nicht regnet. Sie kann inzwischen gut auf Grau reiten, so klein sie auch ist, obwohl sie noch nicht alleine auf- oder absteigen kann.«
Ayla lächelte beim Gedanken an Jondalar, wie er auf Renner ritt und Jonayla vor sich sitzen hatte, noch bevor sie laufen konnte, wie sie beide Grau beigebracht hatten, das Kind auf ihrem Rücken zu tragen, das die kleinen Arme fest um den dicken Hals der Stute schlang. Das Mädchen und die Stute wuchsen zusammen auf, und Ayla hatte das Gefühl, dass die Bindung zwischen den beiden ebenso stark war wie zwischen ihr und Winnie. Jonayla kam gut mit allen Pferden zurecht, auch mit dem Hengst. Mit ihm sogar noch besser als ihre Mutter, denn sie lernte, ihn mit Halfter und Führleine zu lenken, so wie Jondalar. Ayla lenkte Winnie immer noch mit ihrer Körpersprache und fühlte sich nicht so sicher auf einem Pferd, wenn sie Jondalars Methode anwandte.
»Wenn sie wieder hier sind, würdest du Jondalar bitte sagen, dass ich heute Abend spät zurückkomme. Vielleicht bin ich auch erst morgen früh wieder da. Hast du von dem Mann gehört, der heute Morgen in der Nähe der Furt von der Felswand gestürzt ist?«, fragte Ayla.
»Ja. Ein Besucher?«, wollte Matagan wissen.
»Ein Nachbar von Neuer Winkel. Er gehörte früher zur Siebten Höhle, jetzt lebt er in Bärenhügel. Mir ist unbegreiflich, warum jemand auf den Hohen Felsen klettert, der doch nach dem vielen Regen so nass ist. An steileren Abhängen ist Morast abgerutscht, da oben war es wahrscheinlich auch schlammig«, sagte Ayla. Dieser Frühling war sehr nass, dachte sie. Die Frühjahre waren feuchter geworden seit dem kalten Winter, den Marthona vor ein paar Jahren vorausgesagt hatte.
»Wie geht es ihm?«, fragte Matagan. Er wusste, wie es war, unter den Folgen einer Fehleinschätzung zu leiden.
»Er ist ernsthaft verletzt. Einige gebrochene Knochen, und ich weiß nicht, was noch. Ich fürchte, Zelandoni wird die ganze Nacht bei ihm wachen. Ich bleibe da, um ihr zu helfen«, erwiderte Ayla.
»Wenn du und die Erste dort seid, bekommt er die bestmögliche Fürsorge, dessen bin ich mir sicher.« Matagan lächelte. »Und ich spreche aus Erfahrung.«
Ayla erwiderte das Lächeln. »Das hoffe ich. Ein Läufer wurde losgeschickt, um der Familie des Mannes Bescheid zu sagen. Die sollte bald eintreffen. Proleva bereitet eine Mahlzeit für sie und ein paar andere an der großen Feuerstelle vor. Für dich und die Jungen
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