Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
übrig sind. Kann sein, dass noch mehr da sind.«
»Weißt du, warum jemand hier drin bestattet wurde, Zelandoni?«, fragte Jondalar.
»Das machen wir sonst nicht, aber ich bin mir sicher, dass dieser Mensch aus einem bestimmten Grund an diesen heiligen Ort gelegt wurde. Ich weiß nicht, warum die Große Mutter beschloss, uns die Knochen von Wolf zeigen zu lassen, aber ich werde sie weiter hinten wieder ablegen. Ich glaube, es ist am besten, wenn wir sie der Mutter zurückgeben.«
Die, Die Die Erste Ist, ging voraus in die Dunkelheit der Höhle. Ihr Licht bewegte sich vor ihnen und verschwand dann. Kurz darauf kam sie wieder zu ihnen zurück. »Ich glaube, es wird Zeit, umzukehren«, sagte sie.
Ayla war froh, die Höhle verlassen zu können. Höhlen waren nicht nur dunkel, sondern auch feucht und kalt, und diese kam ihr stickig und beengt vor, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie für eine Weile von Höhlen genug hatte. Sie wollte nur nach Hause.
Als sie die Neunte Höhle erreichten, stellten sie fest, dass noch mehr Menschen vom Sommertreffen zurückgekehrt waren. Allerdings planten einige, bald wieder aufzubrechen. Sie hatten einen jungen Mann mitgebracht, der die neben ihm sitzende Frau scheu anlächelte. Er hatte hellbraune Haare und graue Augen. Ayla erkannte Matagan wieder, den jungen Mann von der Fünften Höhle, dem im Jahr zuvor ein Wollnashorn das Bein durchbohrt hatte.
Ayla und Jondalar waren auf dem Rückweg aus ihrer Abgeschiedenheit nach der Hochzeitszeremonie auf mehrere junge Männer getroffen, die ein gewaltiges, voll ausgewachsenes Wollnashorn reizten. Die unerfahrenen Jungen hatten sich eine Randhütte geteilt, einige zum ersten Mal, und waren so sehr von sich eingenommen, dass sie glaubten, ewig zu leben. Sie hatten also beschlossen, das Nashorn selbst zu jagen, ohne einen erfahreneren Jäger zu suchen. Sie dachten nur an das Lob und den Ruhm, der ihnen zuteilwürde, wenn die Menschen beim Sommertreffen ihre Beute sahen.
Sie waren wirklich ziemlich jung, einige waren gerade erst zu Jägern ernannt worden, und nur einer unter ihnen hatte je erlebt, wie Jäger ein Wollnashorn reizten, obwohl sie schon alle davon gehört hatten. Sie wussten nicht, wie schnell das riesige, trügerisch behäbig wirkende Geschöpf sein konnte, oder wie wichtig es war, sich zu konzentrieren und nicht einen Moment lang ablenken zu lassen. Mehr war nicht nötig gewesen. Das Wollnashorn hatte Anzeichen von Ermüdung gezeigt, und der Junge hatte in seiner Aufmerksamkeit nachgelassen. Als das Tier ihn angriff, war Matagan nicht schnell genug. Sein Unterschenkel wurde übel durchbohrt. Die Verletzung war schwer, das Bein war am Knie nach hinten verdreht, und die gezackten, gebrochenen Knochen ragten aus der stark blutenden Wunde. Wahrscheinlich wäre Matagan gestorben, wenn Ayla nicht zufällig dort gewesen wäre und aufgrund ihrer Ausbildung im Clan wusste, wie man ein gebrochenes Bein einrichtete und die Blutung stillte.
Er überlebte, doch er würde nie wieder richtig laufen können. Ein Hinken war ihm geblieben, aber er kam ganz gut zurecht. Nur seine Fähigkeit, zu kriechen oder sich an ein Tier anzuschleichen, war stark eingeschränkt. Ein richtig guter Jäger würde er also nie werden, und so hatte man überlegt, ob er nicht Jondalars Lehrbursche werden sollte, um Feuersteinschlagen zu lernen. Die Mutter des Jungen und ihr Gefährte, ebenso Kimeran, der Anführer der Fünften Höhle, Joharran, Jondalar und Ayla - da Matagan bei ihnen leben würde - hatten schließlich vor ihrem Aufbruch vom Sommertreffen alles in die Wege geleitet. Ayla mochte den Jungen und war mit der Vereinbarung einverstanden. Der Junge musste etwas erlernen, das ihm Respekt und Ansehen verschaffen würde, und sie wusste noch, dass Jondalar auf ihrer Reise sein Handwerk gern allen beigebracht hatte, die ihren Willen dazu bekundeten. Allerdings hatte sich Ayla einen Tag der Ruhe allein in ihrem Zuhause erhofft. Leise atmete sie tief durch und ging hinüber, um Matagan zu begrüßen. Er lächelte, als er sie kommen sah, und beeilte sich, auf die Beine zu kommen.
»Sei gegrüßt, Matagan.« Ayla ergriff seine Hände. »Im Namen der Großen Erdmutter heiße ich dich willkommen.« Sie musterte ihn unauffällig, bemerkte, dass er hochgewachsen war für sein Alter und seine volle Größe noch nicht erlangt hatte. Sie hoffte, dass sein verletztes Bein mitwachsen und die Länge des gesunden Beins erreichen würde.
»Im Namen von Doni
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