Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
und Freundinnen hat sie in ihrem alten Zuhause zurückgelassen. Dann geht ihr Gefährte, der die Gefahr liebt, ein Risiko zu viel ein und stirbt. Vermutlich ist es für alle besser, wenn sie nach Hause zurückkehrt, nun ein wenig klüger geworden nach ihrem Abenteuer. Sie hat hier wirklich niemanden, dem sie sich nahefühlt.«
»Ich hatte hier auch niemanden, als ich ankam«, sagte Ayla.
»Doch. Du hattest Jondalar«, widersprach Zelandoni.
»Du hast gesagt, ihr Gefährte habe bereits gezeigt, dass er gern Risiken eingeht, als er eine Große Reise unternahm. Ich habe Jondalar auf seiner Großen Reise kennengelernt. War er damit nicht auch ein Mann, der Risiken liebt?«
»Nicht er war es, der gern etwas riskierte, sondern sein Bruder. Er ging mit Thonolan, um ihn zu beschützen, denn er kannte dessen Hang, in heikle Situationen zu geraten. Und er hatte hier niemanden, der ihn hielt. Marona hatte ihm eigentlich nichts zu bieten, bis auf ein gelegentliches Zwischenspiel der Wonnen. Er liebte seinen Bruder mehr als sie, und vielleicht wollte er sich von dem indirekten Versprechen befreien, das sie viel ernster nahm als er, doch er brachte es nicht fertig, ihr das zu sagen. Er hat immer nach einer Besonderen gesucht. Eine Weile glaubte er, sie in mir gefunden zu haben, und ich gebe zu, ich war versucht, aber ich wusste, es würde nicht gutgehen. Ich bin froh, dass er mit dir, Ayla, gefunden hat, was er wollte«, sagte die korpulente Frau. »Obwohl deine Lage oberflächlich betrachtet ähnlich sein mag, unterscheidet sie sich doch sehr von Amelanas.«
Wie weise Zelandoni ist, dachte Ayla und fragte sich plötzlich, wie viele Menschen sie auf dieser von der Ersten vorgeschlagenen Reise nach Süden begleiten würden. Die Donier, Jondalar, sie selbst und natürlich Jonayla. Leise sagte sie die Zählwörter vor sich hin und berührte ihr Bein mit den Fingern, um die Menschen zu zählen, die sie nannte. Das macht vier. Willamar und seine beiden Handelsburschen kommen mit, sieben. Er sagte, wahrscheinlich sei das seine letzte ausgedehnte Handelsreise, er sei des Reisens müde. Das traf sicherlich zu, dachte Ayla, fragte sich aber, ob es nicht zum Teil daran lag, dass er Marthonas schlechten Gesundheitszustand bemerkt hatte und mehr Zeit mit ihr verbringen wollte.
Und jetzt, da Amelana sich anschließt, sind es acht. Und falls Jonokol mitkommt, neun, also insgesamt acht Erwachsene und ein Kind. Ayla ahnte bereits, dass es noch mehr werden würden, und als hätte jemand ihre Gedanken erraten, suchten Kimeran und Beladora mit ihren fünfjährigen Zugleichgeborenen Zelandoni auf. Auch sie wollten mit den Kindern in den Süden und Beladoras Sippe besuchen. Beladora war sich ziemlich sicher, dass die Erste nichts dagegen hätte, bei ihrer Höhle haltzumachen. Sie lag in der Nähe einer der schönsten heiligen Stätten, noch dazu einer der ältesten. Doch sie wollten nicht die ganze Reise mitmachen, sondern sich unterwegs mit ihnen treffen.
»Wo wollt ihr uns denn treffen?«, fragte Zelandoni.
»Vielleicht bei der Höhle von Jondecams Schwester«, schlug Beladora vor. »Sie ist nicht seine richtige Schwester, glaube ich, aber er empfindet so für sie.«
Ayla lächelte der schönen jungen Frau mit dem dunklen, lockigen Haar und der vollen, rundlichen Figur zu, die auch mit einem Akzent sprach, obwohl er nicht so ungewöhnlich klang wie ihr eigener. Sie fühlte sich der fremden Frau nahe, die sich wie sie mit einem Mann der Zelandonii verbunden hatte und ihm in seine Heimat gefolgt war. Ayla wusste über die besonderen Umstände von Kimeran und seiner wesentlich älteren Schwester Bescheid, die sich nach dem Tod ihrer Mutter um ihn und die eigenen Kinder gekümmert hatte. Auch ihr Gefährte war jung gestorben. Sie wurde eine Zelandoni, nachdem ihre Kinder und ihr Bruder erwachsen waren.
»Zwischen hier und Beladoras Leuten liegt ein Hochland, wenn man versucht, auf direktem Weg dorthin zu gelangen«, schaltete Kimeran sich ein. »Gute Jagdgründe für Steinböcke und Gämsen, aber stellenweise schwer zu erklimmen, auch wenn man den Flüssen folgt. Ich dachte, wir reisen nach Süden und dann nach Osten und umrunden das Hochland. Für Gioneran und Ginedela ist es wohl leichter, und auch für uns, wenn wir sie tragen müssen. Sie haben noch so kurze Beine.« Kimeran lächelte. »Nicht so wie meine oder deine, Jondalar.« Jondalar und der hochgewachsene blonde Mann verstanden sich gut.
»Werdet ihr allein reisen?«, fragte Zelandoni. »Das
Weitere Kostenlose Bücher