Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Führungsseils wurde eine Einfriedung aus aufrechtstehenden Stützpfosten errichtet, wobei man die gleichen Pfosten wie für die Zelte benutzte und noch einige hinzufügte.
Verkleidungen aus geflochtenen Rohrkolbenblättern, Rohleder oder anderen Materialien, einige mitgebracht, andere an Ort und Stelle gefertigt, wurden sowohl außen als auch innen an den Pfosten befestigt, wodurch zwischen der Innen- und der Außenwand ein Luftraum erhalten blieb. Die Bodenmatte stand an der Innenwand nur ein kleines Stück hoch, aber es reichte, um die Zugluft abzuwehren. In der Kühle des Abends setzte sich an der Innenseite der Außenwand Feuchtigkeit ab, und die Innenseite der unteren Wand blieb trocken.
Für das Dach der Hütte wurden dünne Stangen aus jungem Fichtenholz oder kleinblättrigem Laubholz wie Weide oder Birke verwendet, die sternförmig vom Mittelpfosten zur Außenwand verliefen. Dazwischen wurden Zweige und Stöcke befestigt und darüber eine Matte aus Gräsern und Schilfrohr gebreitet, die ein wasserfestes Dach bildeten. Da das Ganze nur einen Sommer lang halten musste, ersparte man sich meist die Mühe, die Abdeckung besonders dick zu machen, und sie reichte für gewöhnlich nur, um Regen und Wind abzuhalten. Gegen Ende des Sommers waren die Dächer jedoch oft mehr als einmal ausgebessert worden.
Bis die Hütten errichtet waren und man alles hereingebracht und verteilt hatte, war es schon fast Abend geworden, und es würde bald dunkel sein, was die Leute jedoch nicht davon abhielt, zum Hauptlagerplatz zu gehen, um Freunde und Verwandte zu begrüßen. Ayla und Jondalar mussten noch Vorkehrungen für die Pferde treffen. In Erinnerung an das Vorjahr zäunten sie nicht weit von ihrem Lagerplatz ein Gebiet mit Stützpfosten ein, manche hatten sie mitgebracht, andere vor Ort gefunden. Sie verwendeten alles, was geeignet war, manchmal sogar ganze junge Bäume, die sie ausgruben und wieder einpflanzten. Als Querstreben benutzten sie Äste oder sogar Seile, alles, was gerade zur Hand war. Die Pferde hätten zwar ohne weiteres über die Einzäunungen springen oder sie durchbrechen können, aber es ging mehr darum, ihnen einen Platz zuzuweisen, der ihnen gehörte und sie vor neugierigen Besuchern schützte.
Ayla und Jondalar waren bei den Letzten, die den Lagerplatz der Neunten Höhle verließen. Als sie schließlich auf das Hauptlager des Sommertreffens zugingen, kamen sie an der elfjährigen Lanoga und ihrem dreizehnjährigen Bruder Bologan vorbei, die sich damit abmühten, am Rande des Lagerplatzes eine kleine Sommerhütte zu errichten. Da niemand eine Behausung mit Laramar, Tremeda und ihren Kindern teilen wollte, mussten sie nur ihre Familie unterbringen, aber Ayla bemerkte, dass keiner der beiden Erwachsenen den Kindern half.
»Wo ist deine Mutter, Lanoga? Oder dein Vater?«, fragte Ayla.
»Weiß ich nicht. Auf dem Hauptlagerplatz, nehme ich an.«
»Heißt das, sie haben es euch überlassen, eure Sommerhütte ganz allein zu errichten?«
A yla war entsetzt. Die vier jüngeren Kinder standen herum und starrten sie aus großen verängstigten Augen an.
»Wie lange geht das schon so?«, fragte Jondalar. »Wer hat letztes Jahr eure Hütte gebaut?«
»Hauptsächlich Laramar und ich«, antwortete Bologan. »Zusammen mit ein paar Freunden, nachdem er ihnen Barma versprochen hatte.«
»Und warum hilft er jetzt nicht mit?«, fragte Jondalar.
Bologan zuckte mit den Schultern. Ayla blickte zu Lanoga.
»Laramar hat sich mit Mutter gestritten und gesagt, er werde in einer der Randhütten bei den Männern unterkommen. Er hat seine Sachen genommen und ist gegangen. Mutter ist ihm nachgelaufen, aber sie ist noch nicht zurückgekommen«, sagte das junge Mädchen.
Ayla und Jondalar schauten sich an und nickten sich wortlos zu. Ayla legte Jonayla auf ihre Tragedecke, dann packten sie gemeinsam mit den Kindern an. Jondalar merkte bald, dass sie die Stangen von ihrem Reisezelt verwendeten, was für den Bau einer Hütte nicht reichen würde. Doch auch das Zelt konnte man nicht aufstellen, weil sich die nasse Lederhaut auflöste und die feuchten Bodenmatten auseinanderfielen. Sie mussten alles neu anfertigen, Wandverkleidungen, Bodenmatten und die Abdeckung für das Dach, und dazu hiesiges Material verwenden.
Jondalar ging los, um einige Pfosten zu suchen. Ein paar fand er in der Nähe ihrer Hütte, für andere fällte er Bäume. Lanoga hatte nie jemanden Matten und Wandverkleidungen flechten sehen, wie Ayla das tat, noch dazu so schnell,
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