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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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von Zelandonii und Nachbarvölkern abgehalten, die nahe der fließenden Grenzen ihres Gebietes lebten.
Da sie im Vergleich mit anderen Gruppen ein so großes und gedeihendes Volk waren, genoss der Name Zelandonii ein gewisses Ansehen. Selbst jene, die sich nicht zu den Zelandonii zählten, fügten deshalb ihren Namen und Zugehörigkeiten gern eine Verwandtschaftsbeziehung mit ihnen hinzu. Obwohl die Zelandonii andere Völker zahlenmäßig übertrafen, war ihre tatsächliche Anzahl hinsichtlich des von ihnen bewohnten Gebietes in Wirklichkeit bedeutungslos.
Unter den Bewohnern dieses kalten, urtümlichen Landes waren Menschen in der Minderzahl. Tiere herrschten vor, und die Liste der unterschiedlichen Arten war lang. Während einige von ihnen, wie das Rotwild und der Elch, einzeln oder in kleinen Familienverbänden in den wenigen, weit verstreuten Wäldern lebten, hielten sich die meisten im offenen Grasland auf - Steppen, Ebenen, Wiesen, Waldsteppen -, und ihre Anzahl war riesig. Zu bestimmten Zeiten des Jahres sammelten sich in nicht weit voneinander entfernten Gebieten Herden von Mammuts, Riesenhirschen und Pferden zu Hunderten, Wisente, Auerochsen und Rentiere zu Tausenden. Zugvögel konnten den Himmel tagelang verdunkeln.
Zwischen den Zelandonii und ihren Nachbarn gab es kaum Auseinandersetzungen, was zum einen daran lag, dass es so viel Land und so wenige Menschen gab, zum anderen hing auch ihr Überleben davon ab. Wurde es in einer Felsnische zu eng, konnte es geschehen, dass sich eine kleine Gruppe abspaltete, die sich jedoch nur am nächstgelegenen, ihnen geeignet erscheinenden Ort niederließ. Nur wenige wollten weit von Familien und Freunden fortziehen, nicht nur wegen des Zusammenhalts, sondern weil sie in Zeiten der Not nahe bei denen sein wollten, auf deren Hilfe sie sich verlassen konnten. In ergiebigen, nahrungsreichen Landstrichen neigten die Menschen dazu, sich in großer Anzahl zusammenzutun, doch es gab weite Flächen, die von Menschen völlig unbewohnt waren, es sei denn, sie gingen dort gelegentlich auf Jagd oder unternahmen gemeinsame Erkundungen.
Die Welt der Eiszeit mit ihren funkelnden Gletschern, glasklaren Flüssen, donnernden Wasserfällen und riesigen Tierherden auf weiten Grasebenen war von dramatischer Schönheit, aber von brutaler Härte, und die wenigen zu dieser Zeit lebenden Menschen kamen zu der grundlegenden Erkenntnis, wie wichtig eine starke Verbundenheit war. Man half heute jemandem, weil man schon morgen selbst Hilfe brauchen konnte. Daher waren Bräuche, Sitten, Gepflogenheiten und Traditionen entwickelt worden, die darauf abzielten, zwischenmenschliche Feindseligkeiten zu vermindern, Unmut zu verringern und Gefühle im Zaum zu halten. Eifersucht und Neid wurden missbilligt, Vergeltung vor der Allgemeinheit abgehandelt, die auch über die Wiedergutmachung verfügte, um die Betroffenen zufriedenzustellen und ihren Schmerz oder ihre Wut zu lindern, doch dabei wurde immer gerecht verfahren. Selbstsucht, Betrug oder fehlende Hilfeleistungen für jemanden in Not galten als schweres Vergehen, und die Gemeinschaft fand Möglichkeiten, solche Gesetzesbrecher angemessen zu bestrafen.
Die Angehörigen der Neunten Höhle entschieden sich rasch für die Standorte ihrer Sommerhütten und begannen mit dem Bau ihrer vorübergehenden Behausungen. Sie hatten genug Regen abbekommen und sehnten sich danach, endlich trocken zu werden. Die meisten Stangen und Pfähle, die für den Bau gebraucht wurden, hatten sie mitgebracht, sorgfältig ausgewählt in dem Waldflusstal bei ihrer Höhle und vor ihrem Aufbruch gefällt und zurechtgestutzt. Viele davon wurden für die Reisezelte verwendet. Sie besaßen auch kleinere, leichtere, tragbare Schutzhütten, die sie auf Jagdausflüge und andere Erkundigungen mitnahmen.
Die Sommerhütten wurden alle auf die gleiche Weise errichtet. Sie waren rund und boten um den Mittelpfosten so viel Platz, dass mehrere Leute aufrecht stehen konnten, dazu ein Dach aus Schilfrohr, das schräg zu den geraden Außenwänden verlief, an denen die Schlaffelle ausgebreitet wurden. Die Spitze des hohen Mittelpfostens aus dem Reisezelt war in einem flachen Winkel abgeschrägt und durch einen weiteren, ebenso abgeschrägten Pfosten verlängert worden. Durch ein stabiles, vielfach darumgewundenes und festgezurrtes Seil wurden die beiden Pfosten zusammengehalten.
Mit Hilfe eines weiteren Seils wurde die Entfernung vom Mittelpfosten zur runden Außenwand festgelegt. Anhand dieses

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