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Freilich muß der Histrio hinsichtlich »seines« Stars immer auf dem Laufenden sein, das erfährt er in den entsprechenden Sendungen und Zeitschriften. Die Monatszeitschrift Joy Celebrity etwa ist fast ausschließlich den Themen Stars und ihr Style, Fashion, Trends, Beauty, Living gewidmet. In der Ausgabe vom März 2004 beispielsweise werden die »looks« der Stars aus der neuen Staffel von Sex and the city zum »Nachstylen« gezeigt. Dazu werden die entsprechenden Produkte, deren Hersteller und die Preise angeführt. Auf den letzten Seiten der Zeitschrift findet sich ein Herstellerverzeichnis für »Fashion«, »Beauty« und »Lifestyle«.
Man sieht: Die Idolisierung ist für den Fan ein teures, für den Star und die mit ihm verbundenen Firmen hingegen ein lohnendes Geschäft. Und damit der Fan dies alles nicht so schnell durchschaut, garnieren Stars ihre ökonomischen Ziele gelegentlich mit mildtätigen oder politisch korrekten, gesellschaftlichen Aktivitäten. So hat beispielsweise Britney Spears eine eigene Britney Spears Foundation für »Children in Need«, Michael Jackson eine vom Titel her noch anspruchsvollere, ebenfalls für Kinder engagierte »Heal the World Foundation« und Elton John die »Elton John Aids Foundation« gegründet. Letztlich aber ziehen sie alle mit gut inszenierter Wohltätigkeit ihren Fans nach dem Eintrittsgeld und dem Geld für die jeweiligen Produkte auch noch das Spendengeld aus der Tasche.
Warum also kann man ganz so sein wollen wie ein anderer? Die Antwort lautet: Menschen, die dauerhaft und ganz so sein wollen wie andere, leiden unter einer chronischen Schwäche des eigenen Selbst. Sie behelfen sich aus dieser Not, indem sie sich mit einer von ihnen und ihrer Bezugsgruppe bewunderten Persönlichkeit identifizieren. Histrionische Charaktere sind dafür besonders anfällig. In der Mediengesellschaft liegt es nahe, die dafür erfundenen, sich dafür anbietenden Stars zu nutzen. Der Mensch wird zum Fan, sein Verhalten gegenüber dem Star ist Ausdruck einer starren Idealisierung. Fatal ist dieser Prozeß (auch) deswegen, weil – wie gesehen – die Stars häufig histrionische Eigenschaften und Verhaltensweisen verkörpern, selbst nicht eben selten Histrios sind. Statt durch die Wahl eines geeigneten Vorbildes ein wenig Stabilität für das schwache Selbst zu gewinnen, übernimmt der Fan nun auch noch die Verhaltensweisen seines histrionischen Vorbildes: Das ist der Beginn einer langen Inszenierungsspirale.
6. Fernsehfreunde – Parasoziale Beziehungen
Eine moderne Gespenstergeschichte: »Da lebte – oder da lebt – also eine Frau in London, eine kleinbürgerliche Hausfrau, die von einem apollohaften TV-Star derartig fasziniert war, daß sie keine Chance, ihn bei sich zu sehen, ungenutzt verstreichen ließ. Da gab es keinen Ausverkauf, der sie hätte locken, kein Drohwort ihres Mannes, das sie hätte einschüchtern können – jeden Vormittag um eine bestimmte Zeit wurde, nachdem sie sich, wenn auch nur für einen Geliebten in effigie, mit ihrer Sonntagsseife gewaschen und ihr Bestes angezogen hatte, ihre armselige Wohnküche eine himmlische Viertelstunde lang zur sturmfreien Bude; und die Sache war höchst real für sie ... Dazu kam nun aber, daß es sich um einen Liebhaber handelte, mit dessen Herrenhaftigkeit, dessen Charme, dessen immer guter Laune, dessen niemals versiegenden Flirt-Ideen in Wettbewerb zu treten, ihr wirklicher Mann (ein kleiner, geplagter Angestellter im Gaswerk, mit dem sie vorher zwar nicht gerade enthusiastisch, aber auch nicht sonderlich schlecht zusammengelebt hatte) natürlich nicht die geringste Aussicht hatte. Ehe sie begriff, wie es um sie stand, hatte dieser Wirkliche begonnen, ihr auf die Nerven zu gehen; ja, bald begann sie ihn regulär zu hassen, nicht zuletzt deshalb, weil er, offensichtlich aus Bosheit, gerade dann von der Arbeit nach Hause zu kommen und ausgehungert nach seinem Essen zu rufen pflegte, wenn ihr Geliebter ... sein Nachmittagsrendezvous gerade erst angetreten hatte.«
Diesen überaus traurigen Fall beschreibt Günther Anders in seinem Buch Die Antiquiertheit des Menschen (1956, S. 149ff.), er beruht auf einem Artikel in einer Londoner Zeitung. Die Geschichte endete nicht mit einem Happy-End: Der Mann schrieb einen Erpresserbrief mit einer Morddrohung an den Schauspieler und landete vor Gericht.
Es war das Jahr, in dem die amerikanischen Soziologen Donald
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