Gefühle zeitlich begrenzte, deutlich in körperlichen Reaktionen bemerkbare Zustände mit klaren Objektbezügen. Beispiele dafür sind Liebe, Haß, Freude, Neid und Angst. Man liebt oder haßt einen konkreten Menschen, eine konkrete Tätigkeit oder einen konkreten Gegenstand. Um ein wenig Ordnung in die vielen Gefühle zu bringen, werden in der Emotionspsychologie oft die beiden Dimensionen Lust vs. Unlust und Ruhe vs. Aktivierung verwendet (vgl. etwa Merten, 2003).
Zunächst zur Ruhe-Aktivierungs-Dimension: Wie Zuschauer hier Gefühlsmanagement betreiben, läßt sich gut am Beispiel dessen, was man Sensationslust nennt, zeigen (vgl. Zuckerman, 1988). Sensationslust ist die angeborene Tendenz von Menschen, immer wieder nach abwechslungsreichen, neuen, komplexen Eindrücken zu suchen und dafür auch Risiken in Kauf zu nehmen. Menschen haben das Bedürfnis, kontinuierlich ein bestimmtes, aber individuell unterschiedliches Niveau interner Aktivierung aufrechtzuerhalten, sich individuell optimal zu stimulieren. Sinkt die Aktivierung unter ihr angestrebtes Niveau, so entsteht Langeweile, das Individuum sucht neuartige Reize auf (sog. Neugierverhalten). Geht es über ein bestimmtes Maß hinaus – z. B. durch übergroßen Lärm -, so verändert oder verläßt das Individuum die Situation, um so das erwünschte Maß wiederherzustellen. Zwillingsstudien zeigen, daß rund zwei Drittel dieser Verhaltenstendenz vererbt sind, ein Drittel durch die Umwelt geprägt ist. Ferner sind Männer stärker an Abwechslung interessiert als Frauen, Jüngere mehr als Ältere – mit einem Höhepunkt bei einem Lebensalter von 20 bis 25 Jahren.
Da die Menschen wie beim Stimmungsmanagement auch ihre Gefühle nicht nur passiv erleiden, sondern sie aktiv herzustellen versuchen, tun sie das auch bei der Sensationslust. Dafür eignet sich das Fernsehen besonders gut, wie entsprechende Untersuchungen zeigen (Zillmann, 1988). Beispielsweise lösen Naturfilme nur geringe Aktiviertheit aus, Action-Filme, Komödien, Talk- und Gameshows sind demgegenüber schon etwas aufregender, und gewalttätige, furchterregende Filme stehen am oberen Ende der Skala. Die Spitzenplätze haben nicht-fiktionales Material (Sport wie z.B. Wrestling, Nachrichtenfilme) sowie erotische Filme. Die Effekte hängen übrigens auch schlicht von der Bildschirmgröße ab: Sie sind bei größeren Bildschirmen größer als bei kleineren (Lombard et al., 2000). Das erklärt, warum die TV-Bildschirme immer größer werden.
Entsprechend mögen die »high Sensation seekers« besonders Actionfilme, Horrorfilme und Pornos (Donohew et al., 1988). Ein (allerdings bedrückendes) Beispiel findet sich in einer Untersuchung zur Nachrichtenrezeption (Sparks & Spirek, 1988):
Bei den TV-Nachrichten über die »Challenger«-Katastrophe wollten die »Sensation seekers« vor allem die Bilder mit den Gesichtern der Familienangehörigen während der Explosion der Rakete sehen. Entsprechend können aber auch die »low Sensation seekers«, wenn ihnen einmal alles zuviel ist, sich mit Natur- und Tierfilmen wieder in einen ruhigeren Zustand versetzen.
Damit zur zweiten, der Lust-Unlust-Dimension. Auch hier wird das Fernsehen aktiv zum Gefühlsmanagement eingesetzt, was sich besonders gut am Beispiel der Angst zeigen läßt. Angst beim Fernsehen haben fast alle Kinder und Jugendliche und wohl auch nicht wenige Erwachsene schon einmal erlebt, wohl auch erleben wollen. Vorschulkinder beispielsweise empfinden Angst beim Ansehen von Puppenmonstern, von Aggressivität und Gewalttätigkeit verschiedener Art, von allgemeinen Bedrohungen, vom Leiden von Tieren und schließlich beim Ansehen langer scharfer Waffen. Jüngere Schulkinder sind darüber hinaus bei TV-Szenen vom Tod von Menschen und über Beerdigungen ängstlich. Bei Jugendlichen kommen schließlich reale Angstthemen wie Probleme der Slumbildung, sexueller Mißbrauch, Hungerprobleme in der Dritten Welt und Diskriminierung von Minderheiten hinzu (Valkenburg et al., 2000). Erklärungsbedürftig ist allerdings, warum sich junge und erwachsene Zuschauer angsterregende Bilder und Filme überhaupt ansehen, ist Angst doch auf der Unlust-Seite zu finden und normalerweise mit Flucht- und Vermeidungsreaktionen verbunden. Da niemand die Zuschauer zum Verbleiben vor dem Bildschirm zwingt, muß das Betrachten angstauslösender Reize wenigstens auch zu einem erwünschten Gefühl oder einer erwünschten Gefühlsmischung führen.
Diese Mischung gibt es, sie wird als
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