überraschenderweise nicht so häufig untersucht worden sind wie negative. Was löst Freude, Heiterkeit und Glück aus?
Eine Quelle für diese Emotionen ist Humor, der in sehr vielen Sendungen vorkommt: Über 40% aller amerikanischen Filme und TV-Shows enthalten Humor (Zillmann & Bryant, 1991). Beispielsweise haben Vorschulkinder Spaß an visueller Komik, Nonsens-Wortspielen, Klamaukszenen, an Gaunereien, bei denen der Spieß auf einmal umgedreht wird, an Irrtümern oder der Unfähigkeit von Erwachsenen. Mit etwa fünf bis acht Jahren kommt Spaß an verbalem Humor hinzu, der bei den Acht- bis 12jährigen dann breit entwickelt ist. Jugendliche finden es zudem spaßig, wenn eine Autoritätsperson angegriffen wird.
Ein anderes Beispiel ist die Sexualität. Inhaltsanalysen von fast 1.000 Programmen des amerikanischen Fernsehens aus dem Jahr 2000 zeigen, daß das Thema in über zwei Dritteln, in der Primetime sogar in rund drei Viertel aller Sendungen angesprochen wird (vgl. Cope-Farrar & Kunkel, 2002; Kunkel et al., 2001). Dabei ist »angesprochen« durchaus wörtlich zu nehmen: In rund zwei Drittel der Fälle wird nur über Sexualität gesprochen, im Rest wird auch sexuelles Verhalten gezeigt. Das sexuelle Verhalten wiederum besteht zu mehr als der Hälfte aus Küssen, es folgen erotisches Flirten (= 18%), angedeuteter Geschlechtsverkehr (= 15%), Petting (= 6%), und nur in den verbleibenden 4% aller Szenen geht es dann auch auf dem Bildschirm zur Sache. Vergleicht man diese Daten mit einer zwei Jahre zuvor durchgeführten Untersuchung, so findet sich eine Zuwachsrate von 12%.
Auch hier überrascht nicht sonderlich, daß erotische Sendungen allgemeine Erregung, Neugier, Aufregung sowie sexuelle Gefühle, gelegentlich Enttäuschung und hier und da entsprechende Handlungen beim Betrachter anzuregen vermögen. Auch, daß Kinder und Jugendliche hier ihre Vorbilder für eigenes Verhalten finden, ist so ungewöhnlich nicht (Buerkel-Rothfuss & Strouse, 1993). Weniger vorhersehbar sind allerdings Befunde, nach denen Versuchspersonen, die über sechs Wochen täglich eine Stunde Sex-Videofilme gesehen hatten, mit ihren realen Sexualpartnern (im Vergleich zu einer Kontrollgruppe) unzufriedener waren. Dieser Effekt scheint sich auch schon nach kurzfristigem Anschauen erotischer oder sexueller Filme einzustellen (vgl. Übersicht bei Weaver, 1991). Ferner gibt es einen gesicherten Effekt des Betrachtens von sexueller Gewalt auf die Einstellungen der männlichen Betrachter: Sie neigen anschließend offenbar eher zur Toleranz gegenüber realer sexueller Gewalt an Frauen und zu abwertenden Einstellungen gegenüber der weiblichen Sexualität. Bei weiblichen Zuschauern stellen sich hingegen umgekehrte Effekte ein.
Mit diesem Beispiel sind wir dann schon im Übergangsbereich zu den Affekten. Affekte sind besonders heftige Gefühlsregungen mit einem hohen Grad an Erregung. Beispiele dafür sind etwa Wutausbrüche, Panikattacken, hemmungslose Trauer, Freudentaumel und dgl. mehr. Auch sie können durch das Fernsehen evoziert werden, wenngleich hier ein aktives Affektmanagement durch den Zuschauer schwieriger ist. Überbordende Gefühle lassen sich auch bei ungewöhnlichen Medienereignissen im eigenen Wohnzimmer nur schwer auslösen, dafür braucht es doch eher reale Ereignisse und die Anwesenheit anderer Menschen. Aber das Fernsehen kann dazu beitragen, wie das in den Eingangsbeispielen deutlich wurde. Berichte über die Ermordung John Lennons, über das Attentat vom 11. September 2001 oder über den Amoklauf von Erfurt am 26. April 2002 lösen beim Zuschauer starke Gefühle aus. Sie können sich anschließend in nicht-medialen Aktivitäten wie spontanen Trauerzügen oder Versammlungen zu Affekten der Angst, der Trauer oder auch der Wut steigern. Daß solche nicht-medialen Ereignisse dann wieder im Fernsehen gezeigt werden, dreht die Affektspirale oft genug noch eine Umdrehung weiter.
Glücklicherweise aber sind solche medialen Affektansteckungen häufiger im positiven Bereich zu finden. Sportereignisse wie der Gewinn einer Weltmeisterschaft führen inzwischen ja fast regelmäßig bei den zugehörigen Fans zu Freudenausbrüchen auf den Straßen und Plätzen der entsprechenden Stadt oder Nation. Auch sie werden vom Fernsehen (oft sogar: live) gezeigt und dadurch weiter angeheizt. Der brüllende, fahnenschwingende, singende Fan hat schließlich auch eine größere Chance, ins Bild zu kommen, als der nur stillvergnügte Zaungast. In beiden
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