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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Pan
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Hörern mit Grundschulabschluß 46% waren.
    Fernsehen wirkt offenbar nicht bei allen Menschen gleich, ist also (wenigstens teilweise) das, was die Zuschauer daraus machen. Folglich muß man auch fragen, wodurch die Einflüsse des Mediums hinsichtlich der Entstehung des histrionischen Sozialcharakters modifiziert werden?
    In dem Eingangsbeispiel war es die formale Bildung. Dieser Befund ist inzwischen ein gesicherter Tatbestand in der Medienwirkungsforschung. Unter dem Stichwort Wissenskluft-Hypothese gibt es Forschungsergebnisse, nach denen die sowieso schon Gebildeten auch aus dem Fernsehen Wissensgewinne erzielen können, während die bildungsmäßig Benachteiligten auch aus dem Fernsehen nicht viel lernen. Mit anderen Worten: Kluge werden klüger, Dumme bleiben dumm. Ausgangspunkt dieser Forschungsrichtung waren Untersuchungen amerikanischer Forscher (Tichenor et al., 1970) zur Frage, wie sich das Wissen über Nachrichteninhalte in der Bevölkerung ausbreitete. Dabei zeigte sich u.a., daß gebildetere Personen aus höheren Sozialschichten über politische Ereignisse wie beispielsweise den Tod von N. Chruschtschow früher und besser informiert waren als Personen aus niedrigeren sozialen Schichten. Ähnliche Ergebnisse fanden sich auch bei allgemeineren Themen wie etwa dem Zusammenhang von Rauchen und Krebs oder der Möglichkeit einer Landung von Menschen auf dem Mond. Auch bei der Sendung Sesamstraße, eigentlich für die Kinder der bildungsfernen Sozialschichten produziert, stellte sich heraus, daß die Kinder der Mittel- und Oberschicht am meisten davon profitierten.
    Der Bildungsstand ist aber sicherlich nicht das einzige Merkmal. Ein Vergleich der alten und jungen Milieus des SINUS-Modells liefert weitere Hinweise. Dort fanden wir: Die weniger als 30 Jahre alte, unkonventionelle Leistungselite mit hoher formaler Bildung – die Modernen Performer – sieht unterdurchschnittlich lange fern und sucht sich gezielt aktuelle amerikanische Serien, Spielfilm-Highlights, Comedy-Sendungen sowie Reality- und Lifestyle-Formate aus. Ein anderes, junges Milieu sind die Hedonisten, die moderne, spaßorientierte Unter- und Mittelschicht. Ihr TV-Konsum ist ebenfalls unterdurchschnittlich, inhaltlich sehen sie gerne amerikanische Serien und Spielfilme, Sitcoms und Comedys, Talkshows und Reality-Formate. Die Sehgewohnheiten der beiden jungen Milieus sind also ähnlich. Anders dagegen die über 60jährigen mit gehobenen Bildungsabschlüssen – die Konservativen. Sie sehen überdurchschnittlich lange fern, insbesondere Nachrichten- und Informationssendungen, Volksmusik sowie deutsche Serien und Spielfilmklassiker. Interessant daran ist, daß das junge, aber formal hoch gebildete Milieu – die Modernen Performer – andere Nutzungsschwerpunkte hat als sein älteres Gegenstück, die Konservativen. Allein von der Bildung her gesehen, sollte es eigentlich mehr dem älteren gesellschaftlichen Leitmilieu ähneln, mit einem sehr selektiven und informations-orientierten TV-Konsum. Tatsächlich aber gleicht ihr TV-Konsum der altersgleichen, von der Bildung her aber ungleichen Gruppe. Jüngere Menschen nutzen unabhängig von der formalen Bildung das Fernsehen vorzugsweise zur Unterhaltung.

    Abb. 2: Milieumodell nach Schulze (1992)
    Dieser Befund führt zu einem Buch mit dem Titel Die Erlebnisgesellschaft von Gerhard Schulze (1992). Er beschreibt darin die verschiedenen sozialen Milieus in Deutschland, ein ähnliches Vorgehen wie beim SINUS-Modell. Allerdings ist hier eine sogenannte 40-Jahr-Grenze zentral, trennt sie doch die Erlebniswelten der Älteren und Jüngeren voneinander. Der Lebensstil der Jüngeren ist durch die Suche nach spannenden Erlebnissen, durch antikonventionelle Action und Abwechslung gekennzeichnet – mit anderen Worten: sie tendieren zum Spannungsschema. Menschen über 40 Jahre haben demgegenüber andere Lebensziele. Die formale Bildung spielt vergleichsweise eine weniger bedeutsame Rolle.
    In diesem Bezugssystem werden die folgenden drei älteren Milieus nach dem Grad ihrer formalen Bildung unterschieden:
    a) Niveaumilieu (= 12% der Gesamtbevölkerung): Personen über 40 Jahre mit höherer Bildung in gehobenen Berufen (leitende Angestellte, Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Beamte der höheren Laufbahnen etc.).
    b) Integrationsmilieu (= 20%): Personen über 40 Jahre mit mittlerer Bildung wie Angestellte (Sachbearbeiter, Verwaltungsangestellte, technische Zeichner und Beamte der unteren und mittleren Ebene).
    c)

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