Gebiete von Mercer und Middlesex bis westlich von Princeton und östlich von Jamesbury zu verhängen. Es ist niemandem erlaubt, diese Gebiete zu betreten, es sei denn, er hat eine besondere Erlaubnis, die von den staatlichen oder den Militärbehörden ausgestellt wird. Vier Kompanien der staatlichen Miliz rücken von Trenton nach Grovers Mill vor, um bei der Evakuierung der Häuser innerhalb der Reichweite der militärischen Operationen zu helfen.«
Wer auf Empfang blieb, konnte die Erklärung eines Wissenschaftlers hören, daß in diesem Gebiet vermutlich ein größerer Meteorit niedergegangen sei. Nicht lange danach sind bereits Rundfunkreporter mit ihren Übertragungswagen am Ort des Geschehens und berichten aufgeregt in Direktübertragung, daß der Meteorit überraschenderweise aus Metall sei. »Meine Damen und Herren, das ist einmalig! ... Das ist die fürchterlichste Sache, die ich jemals erlebt habe ... Es ist das außergewöhnlichste Ereignis. Ich finde keine Worte.« So beschreibt der Sprecher den Moment, in dem sich das Metallgehäuse öffnet. Wenig später ist er tot, umgebracht bei laufender Sendung von außerirdischen Wesen, die mit ihrem Raumschiff- eben jenem Metallgehäuse – in New Jersey niedergegangen waren.
Es kommt zu panikartigen Reaktionen bei den Hörern: »Ich wußte, daß etwas Schreckliches geschah, und hatte Angst«, gibt eine Hausfrau später beispielsweise an. »Aber ich wußte nicht, was los war. Ich konnte nicht glauben, daß das Ende der Welt gekommen war. Ich habe immer gehört, wenn das Ende der Welt käme, würde es so schnell gehen, daß es niemand merken würde ... Als sie uns sagten, welche Straße wir nehmen sollten, um hinter die Berge zu kommen, und als die Kinder zu weinen anfingen, entschied sich die Familie hinauszugehen. Wir nahmen Decken mit, und meine Enkelin wollte die Katze und den Kanarienvogel tragen.« Ein anderer Betroffener berichtet: »An diesem Weltuntergangsabend kniete unsere ganze Familie nach der Hälfte der Sendezeit. Gott weiß, wie wir zu ihm beteten am letzten Sonntag. Es war für uns eine Lektion in mehr als einer Hinsicht.« Ein dritter gab zu Protokoll: »Ich schrieb gerade einen Geschichtsaufsatz. Das Mädchen von oben kam und holte mich in ihre Wohnung. Jedermann war so aufgeregt. Ich glaubte, ich würde verrückt, und sagte immer wieder: ›Was können wir tun, welchen Unterschied macht es, ob wir früher oder später sterben?‹ Alles schien angesichts des Todes unwichtig zu sein. Ich hatte Angst vorm Sterben und hörte einfach weiter zu« (alle Beispiele bei Cantril, 1973, S. 198ff.).
Zusammen mit diesen dreien hatten sechs Millionen Rundfunkhörer Die Invasion vom Mars gehört; ein Hörspiel, das nach dem Buch The War of the Worlds von H. G. Wells (1898, dt. 1974) von dem Schauspieler Orson Welles inszeniert worden war. Mit der Bemerkung: »Leute, ich hoffe, wir haben euch nicht durcheinandergebracht. Dies ist nur ein Hörspiel!« beendete er die Sendung, offenbar nicht ahnend, was er damit angerichtet hatte: »Lange bevor die Sendung zu Ende war, beteten und weinten viele Menschen in den Vereinigten Staaten und versuchten, außer sich vor Angst zu fliehen, um dem Tod durch die Marsmenschen zu entkommen. Einige versuchten, Angehörige zu retten. Andere telephonierten, um sich zu verabschieden oder zu warnen; sie alarmierten die Nachbarn, versuchten Informationen aus den Tageszeitungen oder den Funkhäusern zu bekommen, riefen Ambulanz und Polizei an«, beschreibt der amerikanische Medienforscher Cantril (1973, S. 198 ff.) die Folgen.
Die Wirklichkeit sah anders aus: In einer 1940 vorgelegten Untersuchung (Cantril, 1973) findet sich nämlich, daß zunächst einmal nur sechs Millionen das Hörspiel gehört hatten. Von denen wiederum hatten es auch nur 1,7 Millionen als eine reale Nachrichtensendung mißverstanden. Und von diesen (fehlgeleiteten) Hörern waren wiederum nur 1,2 Millionen verängstigt oder verstört, was einem Prozentsatz von rund einem Prozent der gesamten US-Bevölkerung entsprach. Und selbst diese haben nicht allesamt panikartig reagiert. Viele informierten sich bei anderen Sendern, riefen Nachbarn oder die Polizei an oder prüften die Information schlicht durch einen Blick aus dem Fenster. Das in diesem Zusammenhang interessanteste Ergebnis ist aber, daß nicht alle sozialen Milieus gleich reagiert hatten: Nur 28% der Hörer mit einer College-Ausbildung hielten das Hörspiel für eine Nachrichtensendung, während es bei den
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