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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Nichts! Kein Geräusch, keine Gestalt, keine tanzenden Funken. Das Licht brannte noch. Zamorra schaltete es aus. Er wartete ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, und begann dann, vorsichtig und langsam die Treppe hinunterzusteigen. Auf die Taschenlampe verzichtete er. Erst am Fuß der Treppe zog er sie wieder aus dem Hosenbund und ließ sie kurz aufleuchten, um sich zu orientieren. Er tat das noch mehrfach, während er mit gespannten Sinnen dem Weg folgte, den er auch vorhin gegangen war.
    Eine dichte, fast körperlich spürbare Stille lastete in den Kellergewölben. Die Dunkelheit wirkte undurchdringlich wie schwarze Watte. Unbehelligt erreichte Zamorra die Folterkammer, warf einen Blick hinein und ging noch langsamer und vorsichtiger weiter. Ein paar Sekunden später sah er den rötlich glimmenden Schein in einem der verzweigten Gänge. Er biß die Zähne zusammen. Seine Hand schloß sich fester um das Kruzifix. Schweiß trat auf seine Stirn, und er brauchte alle Selbstbeherrschung, um den Impuls zur Flucht niederzukämpfen.
    Da waren sie!
    Tanzende, lodernde Feuergestalten! Wabernde Lichtpunkte, grinsende Gerippe - Dämonen in allen Stadien der Materialisation. Düsterer Flammenschein erfüllte das alte Gemäuer. Von allen Seiten kamen die Horrorgestalten heran, und das gellende, teuflische Gelächter hallte von den Wänden wider. Einer der Dämonen ließ mit einem gräßlichen Kichern seine Knochenhand vorschießen. Fast berührten die weißen, von seltsamen kaltem Licht umflossenen Finger Zamorras Brust - da hielt er dem Angreifer blitzschnell das Kruzifix entgegen. Mit einem irren Fauchen fuhr die Knochengestalt zurück. Die Umrisse des Skeletts schienen zu verschwimmen. Nur noch Flammen loderten, wanden sich in grotesken Verrenkungen über den Boden. Ein nervenzerfetzendes Heulen erfüllte die Luft. Immer wieder kamen die unheimlichen Gestalten näher, wichen wieder, streckten erneut ihre lodernden Flammenarme aus - aber es war, als kämpften sie gegen eine unsichtbare Wand an, die sie nicht durchdringen konnten.
    Zamorra wandte den Kopf. Sein Blick hing an der Tür mit dem Wappen. Sie stand halb offen. Langsam, mit hämmerndem Herzen und verkrampften Muskeln schob er sich an der Mauer entlang, glitt durch die Öffnung und zog sich rückwärts in die Tiefe des Raumes zurück. Die Dämonen folgten ihm. Immer noch begleitete ein schauerliches Konzert aus wütendem Fauchen, Heulen und Wehklagen jede ihre Bewegungen. Zamorra spürte den schalen Angstgeschmack im Mund. Er stand jetzt jenseits der Tür. Und wenn dies das ureigene Reich der Feuerdämonen war, wenn die bannende Kraft des Kruzifixes hier nicht mehr wirkte… Eine der Feuergestalten glitt auf ihn zu. Zwei, drei Meter war sie noch von ihm entfernt, als sie wieder zurückwich. Mit zuckenden Bewegungen huschte sie zur Seite.
    Andere folgten ihr.
    Flammen loderten, Totenschädel grinsten, der eiskalte Hauch dieses unwirklichen Feuers schien Zamorra förmlich einzuhüllen, und die lauernden, mordgierigen Geister umstanden ihn wie eine wabernde, undurchdringliche Wand. Er setzte sich in Bewegung. Langsam, Schritt für Schritt, schob er sich zur Seite, das Kruzifix in der ausgestreckten Hand. Die Front aus Flammen und tanzenden Gerippen teilte sich. Zamorra spannte die Muskeln.
    Sein Blick hing an den drohenden Gestalten zwischen ihm und der Tür. Er machte noch einen Schritt, noch einen und noch einen - und dann explodierte er förmlich. Blitzartig schnellte er vor. Eiseskälte griff nach ihm - eine Kälte, die verbrannte. Kreischende Schreie gellten auf, ein unheimliches, wuterfülltes Fauchen. Für Sekunden glaubte er sich im Zentrum der Hölle, spürte die vernichtende Kraft des Feuers mit jeder Faser - und dann taumelte er über die Schwelle, warf sich herum und schlug mit zitternden Fingern die Tür zu. Mit einem dumpfen, schmatzenden Laut fiel sie ins Schloß. Noch durch die dicken Eichenbohlen war das Heulen der Dämonen zu hören.
    Zamorra hielt den Atem an, blieb reglos und wie versteinert stehen, erwartete jeden Moment, daß sich irgendwo eine der Geister materialisieren würde - und er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, daß er es geschafft hatte. Langsam, fast schwindlig vor Erleichterung, stieß er die Luft aus.
    Die Gefahr war gebannt! Für diesmal…
    ***
    Ein feiner, nadelscharfer Schmerz drang in Nicole Duvals Bewußtsein. Ein Schmerz an ihrem Arm.
    Mühsam drehte sie den Kopf, hob die Lider, sah

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