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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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und der Anblick seines Gesichtes ließ Nicole verstummen. Seine ausgemergelten Züge erinnerten an einen Totenschädel. Wangenknochen, über denen sich die gelbe Haut spannte, schwarze tiefliegende Augen, messerrückendünne Lippen. Nichts in diesem Gesicht schien zu leben, nur tief auf dem Grund der Pupillenschächte brannte ein seltsames Feuer, und es war dieser kalte, gleißende Glanz, der Nicole vom ersten Moment an in seinen Bann schlug. Sie schluckte.
    »Was tun Sie in meinem Wagen, Monsieur?« wiederholte sie wesentlich leiser. Der Fremde zog die Lippen von den Zähnen. Vermutlich sollte das ein Lächeln sein. Auf Nicole wirkte es wie eine Grimasse.
    »Steigen Sie ein«, sagte er nur.
    Nicole runzelte die Stirn. Sie starrte den Fremden an. Der Bursche war unverschämt. Ein Flegel! Sie holte tief Luft, sie wartete auf den Zorn, die Empörung - aber seltsamerweise empfand sie nichts, was der Situation angemessen gewesen wäre. Nichts - außer einer eigentümlichen Leere. Einem Gefühl der Gleichgültigkeit, das sich in ihr auszubreiten schien und…
    »Steigen Sie ein«, wiederholte der Fremde. »Sie werden einsteigen. Jetzt! Sofort!«
    Nicole schluckte. Der Blick dieser dunklen Augen traf sie wie eine Berührung, drang tief in sie ein, bis in das Zentrum des Willens.
    »Sie sind wohl verrückt geworden!« sagte sie. Das heißt - sie wollte es sagen. Statt dessen streckte sie die Hand aus. Ohne es zu wollen, ohne es auch nur wirklich zu wissen, zog sie den Wagenschlag auf, glitt hinter das Steuer und schloß die Tür hinter sich. Der Fremde nickte zufrieden.
    »Gut«, sagte er mit seiner dunklen seltsam eintönigen Stimme. »Fahren Sie, Ich werde Ihnen sagen, wohin Sie fahren müssen.«
    »Nein«, murmelte Nicole. »Nein, ich…«
    »Sie werden fahren. Sie wissen doch genau, daß Sie fahren werden, nicht wahr?«
    Nicole nickte mechanisch. Ihr Mund war trocken. Das Herz hämmerte in schweren Schlägen gegen ihre Rippen, und tief in ihrem Innern spürte sie mit einem Anflug von Schrecken, wie ihr von Sekunde zu Sekunde mehr die Wirklichkeit entglitt. Ihre Finger drehten den Zündschlüssel. Der Motor kam, bubberte ein paarmal, lief dann rund. Die reinrassige Ferrari-Maschine brummte wie eine zornige Hornisse. Nicole legte den Gang ein, wandte mühsam den Kopf und lieferte sich erneut dem düsteren, zwingenden Blick des Fremden aus.
    »Wohin?« fragte sie heiser.
    »Richtung Château Montagne. Ich sage Ihnen rechtzeitig, wenn Sie abbiegen müssen.« Nicole fuhr an. Gehorsam, wie eine Aufziehpuppe, wendete sie den Wagen, verließ den Bahnhofsvorplatz und nahm die schmale, gewundene Straße in Richtung Château Montagne…
    ***
    Zamorra klappte seinen Koffer auf. Einen Moment lang suchte er zwischen Wäschestücken, dann schlossen sich seine Finger um den Griff des kurzläufigen Smith and Wesson 38er Special. Die Waffe lag schwer und kühl in der Hand. Sie war geladen und ausgezeichnet gepflegt, obwohl Zamorra sie - außer auf dem Schießstand - noch nie benutzt hatte. Mechanisch prüfte er die Trommeln, betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den matt schimmmernden brünierten Stahl und schob den Revolver dann in die Jackentasche.
    Seine Lippen lagen hart aufeinander, als er den Raum verließ. Raffael hatte sich bereits in sein Zimmer zurückgezogen. Nicole würde frühstens in einer halben Stunde vom Bahnhof zurückkehren. Zamorra war allein, ungestört - und was er wichtiger fand: Er würde in das, was er vorhatte, niemanden mit hineinziehen. In seiner Tasche knisterte immer noch der Brief. Dieser Brief mit der Warnung, eine bestimmte Tür im Keller nicht zu öffnen. Zamorra spürte ein leises Kribbeln in der Magengegend. Er war weit davon entfernt, die Warnung einfach in den Wind zu schlagen, sie als Unsinn abzutun - aber er mußte Gewißheit haben. Die schwere, eichene Kellertür quietschte in den Angeln, als er sie öffnete. Graue ausgetretene Steinstufen führten nach unten.
    Zamorra tastete nach dem Lichtschalter, ließ die trübe, aber immerhin ausreichende Beleuchtung aufflammen und stieg die Treppe hinunter. Soweit er sich erinnerte, wurde nur der Keller unter der ehemaligen Kemenate benutzt. Er kannte diesen Trakt, unterzog ihn nur einer flüchtigen Musterung. Verschiedene Räume waren mit alten Möbeln und ausgedienten Hausrat vollgestopft; es gab Regale, in denen sich Konservendosen und andere Vorräte stapelten.
    In einem tiefen, modrig-kühlen Gewölbe war der Weinkeller untergebracht. Zamorra

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