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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Kissen preßte und auflegte. Es brannte ein wenig, als wäre Jod hineingeträufelt worden. Ich wußte, daß die Eingeborenen einiges von der Wundbehandlung verstanden, und ließ ihn gewähren, obwohl mir ein ordentlicher Arzt lieber gewesen wäre.
    Unterdessen war Creoly zu sich gekommen. Er brauchte eine Viertelstunde, bis er kapierte, was mit ihm geschehen war. Dann war er so erschüttert, daß er nicht einmal fluchte, sondern sich nur stumm aufs Gesicht drehte. Wir fanden noch Reste vom Nylonseil bei unseren Sachen, schnürten ihm Hände und Füße zusammen und legten ihn in den Schatten. Er sprach kein Wort. Wahrscheinlich war ihm von dem geschluckten Seewasser noch schlecht.
    Rago lief ins Dorf zurück, um Essen für uns zu besorgen. Wir bezogen wieder unseren Beobachtungsposten und sahen uns die Ereignisse auf der ›Flyer‹ an. Wir rechneten damit, daß sie versuchen würden, uns in den Klippen aufzustöbern. Aber sie schienen zunächst völlig geschlagen zu sein. Ein Boot ruderte vor der Küste herum und sammelte die beiden Boote ein, die die Patrouillenfahrten ausgeführt hatten.
    Flybert selbst konnten wir in tiefem Brüten unter einem Sonnensegel sitzen sehen, und der Kapitän Bread ließ seine schlechte Laune an seinen Leuten aus.
    An diesem Bild änderte sich nichts bis zum Sonnenuntergang. Inzwischen war Rago zurückgekehrt, leistete uns Gesellschaft, während wir uns stärkten, und erzählte, daß die Geschichte von der Unter- und Überwasserschlacht bereits auf der Insel bekannt sei und selbst Single-Pag sich ernsthaft Gedanken mache, ob er nicht doch aufs falsche Pferd gesetzt habe.
    Als es dunkel wurde, haute ich mich in die Hängematte. Wir hatten beschlossen, daß einer von uns Wache halten sollte, solange er konnte; dann sollte er sich von dem anderen ablösen lassen.
    Ich mochte vielleicht vier Stunden geschlafen haben, als Phil mich weckte.
    »Irgend etwas tut sich. Ich glaube, sie bemannen die Barkasse«, berichtete er.
    Wir gingen zum Klippenrand. Die sternhelle Nacht zeigte uns zur Genüge, daß Bewegung auf der ›Flyer‹ war. Schließlich brummte ein Motor auf. Wir sahen, wie der schmale Schatten der Barkasse sich von der Flanke der ›Flyer‹ löste. Die weiße Bugwelle des Bootes beschrieb einen weiten Bogen auf dem dunklen Meer.
    »Jetzt kommen sie.« Phil flüsterte unwillkürlich. Aber die Barkasse drehte ab, um das Kap in Richtung auf den Hafen zu, und verschwand hinter der vorspringenden Klippenzunge.
    »Keine Gefahr«, sagte ich und stand auf. »Flybert fährt zum Hafen oder zu Panhacker, um seinen Kummer zu ersäufen. Vielleicht auch zu Single-Pag, um sich mit ihm zu beraten, wo er uns finden kann.«
    Phil behauptete, noch nicht müde zu sein, und so legte ich mich wieder in die Hängematte, nachdem ich vorher nach unserem Gefangenen gesehen hatte. Creoly hatte noch kein Wort geäußert, und ich spürte auch nicht viel Lust, freundliche Worte mit einem Mann zu wechseln, der mit einem Messer auf mich losgegangen war.
    Der Freund weckte mich erst lange nach Mitternacht. Ich bezog den Ausguckposten auf der Klippenspitze und träumte unter anderem davon, wie es wohl sein werde, wenn ich wieder im Besitze eines vollen Päckchens Zigaretten sei.
    Einmal glaubte ich ganz entfernt Lärm in meinem Rücken, also im Inneren der Insel, zu hören; aber der Wind wehte wie fast immer von der See her, und die Geräusche waren so verweht und gering, daß es auch eine Sinnestäuschung sein konnte.
    Kurz vor Morgengrauen kam die Barkasse zurück. Ich wartete, ob sie etwas unternehmen würden, bevor ich Phil weckte; aber das Motorboot legte sich an die Flanke der ›Flyer‹. Ich hörte noch Fußgetrappel auf den Decksplanken, Rufen und halblautes Fluchen. Dann wurde es auch an Deck der ›Flyer‹ still.
    ***
    Die Sonne fand mich eingeschlafen, lang auf die Klippen gestreckt, ein Vergehen, das bei den Soldaten nicht unter drei Tagen verschärften Arrests und bei den Wildwest-Leuten zur Zeit von Amerikas Besiedelung nicht selten mit einer von Indianern durchschnittenen Kehle bestraft wurde. Na, ich war noch lebendig!
    Ich weckte Phil. Creoly hatte die Augen auf. Er wünschte uns zwar keinen guten Morgen, bat aber um Wasser. Ich tränkte ihn aus dem Ziegenlederbeutel, den Rago uns gebracht hatte.
    Auf der ›Flyer‹ wurde es lebendig. Bread erschien, räkelte sich und rieb sich den Stoppelbart. Dann kam Flybert mit seinem Panamahut. Er gab ein paar Befehle, wie es schien, denn vier Matrosen mit

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