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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gewehren sprangen in die Barkasse. Kurz darauf erschienen zwei weitere Matrosen an Deck, die ein kleines, braunes, zusammengeschnürtes Bündel trugen.
    Ich bemühte mich, schärfer zu sehen. Dann brüllte ich: »Phil!« Er war mit zwei Sprüngen bei mir.
    »Da, sieh!« sagte ich und strengte mich an, meine Stimme in der Gewalt zu behalten. »Sie haben sich Rago geholt!«
    Er schwieg zunächst. »Was soll das?« fragte er. Aber ich hörte schon an dem Tonfall, daß er schon eine Ahnung hatte, was nun folgen würde. Phil und ich sind alte Gangsterjäger, und doch erleben wir es immer wieder, daß wir fassungslos vor der Brutalität eines Verbrechers stehen, die wir einfach nicht für möglich gehalten hätten. Auch Flybert war ein Verbrecher, trotz seiner Yacht und dem Gehabe eines Gentleman. Und wie ein echter Gangster scheute er vor nichts zurück, um sein Ziel zu erreichen, nicht einmal vor dem Leben eines Kindes.
    Sie gingen grob mit dem Eingeborenenjungen um. Zusammengeschnürt wie er war, warfen sie ihn in die Barkasse. Flybert und Bread sprangen hinterher; dann legte das Boot ab und steuerte die Küste an. Wir sahen sie näher kommen, und schließlich glitt die Barkasse unmittelbar unter uns vorbei.
    Sie stoppten die Maschine. Flybert richtete sich auf. Er hatte ein Sprachrohr bei sich, setzte es an den Mund und rief: »Hallo, G-men! Wir wissen, daß ihr dort steckt. Wir haben für euch Besuch mitgebracht!«
    Es hatte keinen Zweck, nicht auf seine Forderungen einzugehen. Ich richtete mich auf, trat an den Rand der Klippe, legte die Hände an den Mund und brüllte hinunter: »Hallo, du Schwein, ich sehe, du bist noch viel dreckiger, als ich angenommen hatte!«
    Sie waren nahe genug, daß ich sehen konnte, wie er krebsrot im Gesicht wurde. Aber er bezwang sich, so gut er es vermochte.
    »Mit dir rechne ich bei passender Gelegenheit ab!« schrie er hinauf. »Jetzt habe ich ein anderes Geschäft mit dir vor. Gib Creoly heraus!«
    Ich antwortete nicht.
    »Du siehst, wir haben deinen kleinen braunen Freund kassiert!« rief er weiter. »Ich garantiere, wir machen Fischfutter aus ihm, wenn du Creoly nicht herausrückst!«
    »Ich glaube, damit hast du dir trotz deiner Dollarscheine die Sympathien der Insel-Bewohner verscherzt, Flybert!« rief ich hinunter. »Das war leichtsinnig.«
    »Ich spucke darauf!« brüllte er. »Dem idiotischen Single-Pag habe ich seinen Revolver abgenommen. Ich bin der Herr der Insel.« Er lachte häßlich. »John der Erste, König von Panafarut, und ich werde diesen kleinen Verräter zum Tode verurteilen, wenn du nicht parierst, G-man.«
    Ich antwortete nicht gleich. Flybert setzte das Sprachrohr ab und gab einen Befehl, den ich nicht verstand. Einer der Matrosen zerrte den gefesselten Rago hoch. Der Kerl hatte eine neunschwänzige Katze in der Hand und schlug, ehe ich rufen konnte, auf den Jungen ein.
    Mir schoß das Blut in die Stirn. Ich platzte schier vor Zorn über meine Ohnmacht.
    »Stopp!« brüllte ich hinunter. »In Ordnung, du kannst deinen Creoly haben. Aber wenn du den Jungen noch einmal schlagen läßt, werfe ich deinen Gangster über den Klippenrand und komme selbst nach, um dir den Hals umzudrehen!«
    Ihn schien schon die Vorstellung zu erschrecken. Er riß dem Matrosen die Peitsche aus der Hand.
    »Warte!« rief ich. »Ich komme.«
    Ich ging zu Creoly, schnitt ihm die Fußfessel durch, packte ihn unter den Armen und half ihm hoch. Er mußte vor mir her abwärts zu den Klippenabbrüchen klettern. Es war nicht leicht für ihn mit den Händen auf dem Rücken, aber ich empfand kein besonderes Mitleid.
    Wir wateten ins Wasser. Dann mußten wir zwischen den Abbrüchen hindurchschwimmen. Ich hatte die einzige Waffe mitgenommen, die wir außer den Messern besaßen: das Preßluftgewehr, im Vergleich zu Flyberts Gewehren ein Kinderspielzeug.
    Wir schwammen um eine weitere Klippe, dann lag die Barkasse in einer Entfernung von weniger als hundert Yard vor uns. Sie hatten uns noch nicht bemerkt, sondern starrten weiter zur Klippenkuppe hinauf. Als ich sie anrief, fuhr die ganze Bande zusammen. Einen Augenblick lang glaubte ich, sie würden in ihrer Panik anfangen zu schießen.
    »Los, schickt den Jungen her!« rief ich.
    »Wo ist Creoly?« schrie Flybert zurück.
    Der Taucher, der mir mit seinen gebundenen Händen nicht so schnell hatte folgen können, erschien eben neben mir auf der Bildfläche.
    »Okay«, knurrte Flybert zufrieden. »Laß ihn schwimmen.«
    »Erst den Jungen!«
    Ich sah

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