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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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des Blutverlustes. Ich hockte mich hin und wartete. Ich dachte daran, daß es draußen jetzt langsam Morgen werden würde, und ich zweifelte sehr, daß ich die Helle eines Tages noch einmal sehen würde.
    Es verging eine Stunde, ohne daß etwas geschah. Dann versuchte es noch einmal ein Mann. Er mußte die Maschine erklettert haben, denn er kam von oben. Ich bemerkte ihn rechtzeitig und schoß, bevor er schießen konnte. Er purzelte von oben in den Gang. Ich untersuchte ihn in der Hoffnung, eine Waffe bei ihm zu finden, aber er trug nur ein Messer. Es war ein Malaie. Wahrscheinlich hatte ihn Flybert durch eine hohe Belohnung gereizt, es zu versuchen, und er hatte dabei lieber zur vertrauten Waffe gegriffen.
    Eine Kugel war mir geblieben. Es mußten eigentlich eine Menge Waffen herumliegen, und wenn ich schon nicht ausbrechen konnte, so wollte ich wenigstens versuchen, ein anderes geladenes Schießeisen in meinen Besitz zu bringen.
    Ich raffte mich auf und wollte meine Kiste vorschieben, als plötzlich eine Stimme schrie:
    »Flugzeuge, Kapitän! Sie umkreisen das Schiff! Sie geben Stoppsignal! Polizeiflugzeuge!«
    Das Schott war aufgerissen worden. Ein Mann tanzte auf der Plattform der Eisentreppe und schrie immer wieder: »Flugzeuge!«
    Im Maschinenraum brach es los. Es war, als hätten sie meine Anwesenheit vergessen. Aus allen Ecken tauchten sie auf, rannten zur Eisentreppe, drängten, hinderten sich gegenseitig. Ich erkannte Creoly, der wütend einen Mann am Kragen zurückriß, Flyberts Panama, Breads breite Gestalt. Ich hätte sie der Reihe nach ausschalten können, wenn ich genügend Kugeln gehabt und wenn ich überhaupt gewollt hätte. Dieses Ereignis, das sie vom ersten Augenblick an gefürchtet haben mochten, raubte ihnen nun, da es eintrat, jegliche Überlegung.
    Ich blieb allein im Maschinenraum, allein mit den unsinnigen Opfern, die dieser Kampf gekostet hatte.
    Ich stand auf und merkte, daß ich taumelte. Es wurde mir schwer, die Füße vom Boden zu heben, aber ich ging bis zum nächsten Verwundeten und nahm ihm die Pistole aus der Hand. Ich zog das Magazin heraus und sah, daß nur zwei Schüsse fehlten. In beiden Händen eine Waffe, schleppte ich mich die Treppe hoch. Das Schott war offengeblieben. Dann kam der Gang. Ich torkelte ihn entlang. Kein Mensch begegnete mir. Ich erreichte die Luke, drückte sie auf.
    Es ist sinnlos, Ihnen beschreiben zu wollen, was ich fühlte, als ich das Licht des Tages sah, die frische Seeluft spürte. Wissen Sie, es war ganz einfach so, daß ich wußte, ich würde leben und noch lange so köstliche Dinge genießen können wie Luft und Licht. Ich fühlte mich plötzlich wieder stark, kräftig und unternehmungslustig, nahm meine beiden Waffen fester in die Hand und trat aufs Deck hinaus.
    Da standen sie, die ganze Bande, die Chefs und ihre Handlanger, und sie alle drehten die Köpfe in die Luft, wo donnernd drei Wasserflugzeuge kreisten, das indonesische Hoheitszeichen an den Flügeln. Eine vierte Maschine setzte eben zur Landung an.
    Ich blieb in der halben Deckung der Luke und rief sie an:
    »Gebt es auf! Runter mit den Waffen!«
    Sie drehte sich nach mir um. Langsam zuerst, dann schneller flogen Gewehre und Revolver nach allen Seiten. Die Mannschaft beeilte sich, dem Befehl zu folgen. Bread und Creoly zögerten, aber dann gehorchten sie. Auf einmal, wie auf Verabredung, wichen alle nach rechts und links zur Seite, bildeten eine Gasse, und in dem freien Raum stand Flybert, den Panama auf dem Kopf, die Pistole in der Hand. Sein Gesicht hatte nichts Menschenähnliches mehr, sein Mund stand offen, und seine Augen hatten einen Blick, der nichts mehr zu sehen schien.
    »Weg mit der Pistole, Flybert«, sagte ich.
    Ich hörte sein Keuchen: »Dir besorg' ich es noch!«
    Langsam löste ich mich aus meiner Deckung, ging auf ihn zu.
    »Weg mit der Pistole!« befahl ich noch einmal.
    Er wich vor mir zurück, bis sein Rücken gegen die Reling stieß.
    »Ich besorge es dir«, keuchte er.
    »Die Pistole runter!« sagte ich und trat näher.
    Ich sah das verräterische Zucken seiner Augenbrauen, bevor er den Finger krümmte. Ich drückte vor ihm ab. Die letzte Kugel aus meiner Pistole fuhr ihm in die rechte Schulter. Der Schlag riß seinen Arm hoch, so daß seine Schüsse weit über meinen Kopf pfiffen. Gleichzeitig wurde er nach hinten geworfen. Die Reling war niedrig. Er bekam das Übergewicht, seine Hände fuhren nach Halt suchend in der Luft herum. Er stürzte über Bord.
    »Los!«

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