Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
ich, drehte mich aus der Hüfte und knallte ihm aus dem Schwung heraus beide Fäuste ins Gesicht. Er kippte nach hinten über die Reling und wäre ins Wasser gefallen, wenn ich ihn nicht blitzschnell an den Beinen gefaßt hätte. Phil war sofort bei mir, half mir, ihn wieder hochzuziehen, und entwaffnete ihn in Sekundenschnelle.
    Ich sage Ihnen, es war vielleicht ein Gefühl, endlich wieder eine Waffe in der Hand zu haben! Ich kam mir vor wie ein Mann, der nackt herumgelaufen ist und endlich einen Anzug findet.
    Unser Freund war noch reichlich groggy. Er schüttelte immer wieder den Kopf, um klarzukommen. Phil zischte ihm einige Prophezeiungen zu, was alles geschähe, wenn er nicht mäuschenstill sei.
    Wir waren noch mit ihm beschäftigt, als wir Schritte hörten. Es war der zweite Mann, der von der Backbordseite her heranschlenderte. Er sah uns drei, stutzte und fragte mit seiner rauhen Seemannsstimme: »Was ist los?«
    Wir huschten auseinander wie die Sperlinge. Selbst der alte Hockmanner machte das sehr schön, und Phil fand noch Zeit, den überwältigten Matrosen am Kragen mitzuschleifen.
    »He!« rief der zweite Mann und trat in den Schatten der Aufbauten zurück. Ich hatte mir eine Deckung hinter einem der Rettungsboote gesucht.
    Der Wächter rief nach seinem Kameraden: »Tommy, wo bist du? Ist etwas passiert?«
    Ich hörte schon die Angst in der Stimme. Flyberts Leute mochten verkommene Burschen sein, aber sie waren doch in erster Linie Seeleute, und ich traute ihnen nicht zu, daß sie solche Virtuosen mit ihren Kanonen waren, wie das New Yorker Gangster zu sein pflegen. Ich beschloß, ihn moralisch fertigzumachen, obwohl er wahrscheinlich sein Schießeisen schon entsichert in der Hand hielt.
    »Hör zu, du Gangster!« rief ich ihn an. »Deinen lieben Tommy haben wir kassiert, und wenn du willst, können wir beide jetzt ein kleines Feuerwerk veranstalten, denn die Pistole des lieben Tommy habe ich mir auszuleihen erlaubt. Ich weiß nicht, wie viele Preise du schon beim Schießen auf dem Rummelplatz gewonnen hast, aber vielleicht hast du inzwischen von deinem Boß Flybert vernommen, daß ich zu den New Yorker G-men gehöre. Ich kann dir versichern, die Aufnahmebedingungen sind in New York so schwer wie nirgendwo anders. Wenn man nicht auf fünfzig Schritt einem Mann den Manschettenknopf vom Ärmel schießen kann, braucht man es gar nicht erst zu versuchen. Und in der Ausbildung wird diese schöne Kunst so verfeinert, daß man einem Mann den Schnurrbart unter der Nase wegputzt, ohne ihm die Haut zu ritzen. Du trägst keinen Bart, soviel ich weiß. Also werde ich gleich mit deiner Nasenspitze anfangen. Leider ist es dunkel, und da bin ich natürlich auch nicht so sicher. Wenn es also danebengeht, vielleicht so um eine Handbreit, nimm es mir nicht übel. Fangen wir an!«
    Ich ließ den Hahn knacken. Man hörte es gut in der Stille, und ich tat zwei leise Schritte aus der Deckung hervor. Da schrie er schon: »Haiti Ich ergebe mich, wenn ihr mich versprecht, mich zu schonen!«
    »Komm heraus, du Wurm«, befahl ich, und er trat mit erhobenen Armen aus dem Schatten der Aufbauten. Er war ein ziemlich mickriger Typ. Seine Unterlippe zitterte. Phil und Hockmanner tauchten auf, und der Kapitän dröhnte vor Lachen über die Art, in der ich den Burschen eingeseift hatte.
    Dann trillerte er auf seiner Pfeife. Seine Leute stürzten aus ihren Kajüten.
    »Den Anker hoch!« grollte er seine Befehle. »Heizt den Kessel ein bis über den Strich! Und diese beiden Burschen sperrt in die Kettenkammer!« Er stieß ihnen die Gefangenen mit derben Stößen in den Rücken zu.
    »Prima, daß wir die haben«, sagte er. »Zwei Mann weniger für Flybert, die ihm unter Umständen sehr fehlen können.«
    Phil und ich begutachteten unterdessen die erbeuteten Waffen. Es waren zwei Magazingewehre und zwei Pistolen vom Kaliber .7,65. Für jede Pistole gab es ein Reservemagazin. Ich bat mir vom Kapitän Wachstuch und Pergamentpapier aus und machte mir für eine Pistole und ein Magazin eine Hülle, von der ich hoffte, daß sie wasserdicht sei.
    »Wie lange brauchen Sie bis Labian, Kapitän?« fragte ich.
    »Rund zwei Tage.«
    »In Ordnung. Dann brauche ich auch beide Gewehre. Phil, du mußt dich mit der einen Pistole begnügen.«
    Wir verabschiedeten uns. Phil und ich haben uns schon lange abgewöhnt, Theater zu machen, wenn wir getrennt marschieren müssen. Ein ›Hals- und Beinbruchwunsch‹ genügt uns vollauf. Es wurde vereinbart, daß die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher