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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai
Autoren: Delfried Kaufmann
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er in einer Sturmnacht Frau und Kind verloren hatte.
    Der Dampfer — er trug übrigens den Namen ›Wilhelmina‹
    — hatte angelegt. Wir sahen, wie eine breite Gestalt behäbig von Bord wackelte: Kapitän Hockmanner persönlich. Flybert ging auf ihn zu. Der Kapitän streckte die Hand aus, aber Flybert nahm sie nicht. Wir konnten natürlich nicht hören, was er sagte, konnten auch nicht das Spiel der Mienen erkennen, sahen nur, wie Hockmanner langsam die Arme in die Höhe nahm.
    Im Handumdrehen war die ›Wilhelmina‹ von Flybert und seinen Leuten besetzt. Die Mannschaft, acht Leute, wurde in eine Ecke getrieben. Ein Matrose erschien mit einem Beil und hieb den Funkmast um. Zwei andere brachten einige Gewehre und trugen sie zur Barkasse.
    Flybert stand immer noch bei dem Kapitän und sprach auf ihn ein. Hockmanner antwortete offenbar nicht.
    Der Überfall dauerte keine Stunde; dann rasselte der Anker der ›Wilhelmina‹ herunter, und Flybert bestieg die Barkasse, deren Motor aufbrummte. Sie verschwand durch die Einfahrt. Wenn wir richtig beobachtet hatten, waren zwei Mann als Wache zurückgeblieben.
    Phil und ich zogen uns ein Stück in den Busch zurück.
    »Ich fürchte, wir haben Flybert immer noch unterschätzt«, sagte ich. »Seitdem er sich mit Single-Pag und den anderen Chefs der Insel überworfen hat, mußte er natürlich damit rechnen, daß sie dem Kapitän des Postdampfers reinen Wein einschenkten. Du siehst, er macht in solchen Fällen kurzen Prozeß. Die Sendeanlage hat er zerstört. Fragt sich, ob der Dampfer noch auslaufen kann. Wir müssen Kapitän Hockmanner sprechen.«
    »Nicht einfach, an ihn heranzukommen.«
    »Unsinn, die Mischlinge brauchen wir nicht mehr zu fürchten. Sie stehen nicht mehr auf Flyberts Seite. Außerdem besitzt selbst der Polizist nicht mehr eine Waffe. Aufpassen müssen wir nur, daß Flyberts Wachen auf der ›Wilhelmina‹ nichts von uns merken.«
    Wir machten uns wieder auf den Weg zum Hafen, entschlossen, uns nötigenfalls durch die Häuser zu schleichen. Aber wir hatten Glück und sahen, wie Hockmanner sich zu Panhackers Hotel begab. Offenbar spürte er das Verlangen, seine Wut herunterzuspülen. Flyberts Leute konnten wir an der Reling der ›Wilhelmina‹ herumlungern sehen.
    Wir liefen am Buschrand entlang, bis Panhackers Haus unter uns lag, erreichten die Rückseite, schlichen um den Bau und drückten dreist und gottesfürchtig die Tür zum Hauptraum auf.
    Es waren nicht viele Leute dort versammelt, aber die Honoratioren der Insel waren ziemlich vollständig vertreten. Es fehlte weder Single-Pag, der Polizist, noch Horben, der Hafenchef, noch Wang Cho, der Fischhändler.
    Unser Eintritt hatte ungefähr die Wirkung eines Blitzschlages. Die Herren sausten von ihren Stühlen hoch, mit Ausnahme von Mr. Panhacker, der seinerseits hinter seiner Theke verschwand. Einzig Hockmanner drehte langsam seinen schweren Kopf zu uns; dann allerdings schoben sich auch seine buschigen Brauen erstaunt hoch.
    Kein Wunder, denn wir boten einen Anblick, als habe uns ein Hollywooder Maskenbildner für eine Schiffbruchszene hergerichtet. Die weißen Strandschuhe hatten inzwischen jede Farbe angenommen. Unsere Körper waren nicht nur braun, sondern von der ständigen Sonneneinwirkung stellenweise verbrannt. Phils blonde Haare waren fast weiß gebleicht von Sonne und Salzwasser. Außerdem stoppelten sich uns beiden wunderschöne Zehntagebärte ums Kinn. Einen Haarschneider hätten wir auch dringend nötig gehabt.
    Hockmanner erkannte uns nicht auf den ersten Blick. Erst als wir näher traten, sagte er: »Ach, die beiden Amerikaner.«
    »Hallo, Käpt'n«, grüßte ich, »nett, Sie wiederzusehen. Wir haben einiges zu besprechen, aber zuvor muß ich den Gentlemen dort ins Gewissen reden.«
    Phil blieb in der Nähe der Tür, um eventuelle Ausbruchsversuche zu verhindern, während ich zu Single-Pag und den anderen trat.
    »Ich denke, Sie haben eingesehen, daß Sie aufs falsche Pferd setzten«, sagte ich. »Wahrscheinlich wären Sie jetzt zur Arbeit mit uns bereit, aber wir pfeifen darauf. Leute, die von einem Dollarschein geblendet werden, taugen nichts. Setzen Sie sich zusammen an einen Tisch und verhalten Sie sich ruhig. Wenn Sie versuchen, etwas zu unternehmen, holt Sie der Teufel!«
    Sie sanken auf die Stühle wie gescholtene Schulknaben. Hockmanner stand plötzlich neben mir und schrie: »Ich werde euch in Ketten legen lassen! Ihr scheint eine Menge auf dem Kerbholz zu haben, und wir werden
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