0001 - Im Nachtclub der Vampire
– sie war eine Untote, eine Dämonin. Und die waren nicht mit normalen Mitteln zu besiegen. Ted Willard wußte nichts von Silberkugeln oder zugespitzten Eichenpflöcken, mit denen man Vampiren den Garaus machen konnte. Er starrte nur entsetzt die Blondine an, die plötzlich schrill zu lachen anfing.
Die Flasche war auf ihrem Kopf zerplatzt. Wie in einer Zeitlupenaufnahme sah Ted Willard die Scherben zu Boden regnen. Der Gin lief über das Gesicht der Vampirin und leimte die Haare zu einer klebrigen Masse zusammen.
Hände fuhren über den Tresen. »Ich krieg dich, Teddy-Boy, ich krieg dich!« zischte Mona.
Willard wich zurück, spürte das Flaschenregal im Rücken – und sah von der Seite her, Ginny auf sich zukommen. Die Rothaarige hatte sich aufgerappelt. Jetzt wollte sie Ted Willard an die Kehle.
Willard fegte die Hände zur Seite. Dann zuckte er herum und wollte auf die Tür am Ende des Tresens zurennen. Mit dem rechten Fuß glitt er in eine Likörlache und rutschte aus. Der unfreiwillige Spagat bedeutete für ihn das Ende.
An der Tür tauchte Lara auf. Ihre dämonische Schönheit hätte Willard normalerweise fasziniert, doch jetzt versetzte sie ihn in Panik. Er kam wieder auf die Beine.
Der Stoß in den Nacken trieb ihn genau auf Lara zu.
Die Untote breitete die Arme aus.
Und dann hatte sie ihn.
Ted fühlte sich umklammert. Wie Eisenzangen packten die Hände zu. Hart, gnadenlos.
Ted schrie.
Ein Schlag auf den Mund ließ ihn verstummen.
Lara drehte den Mann herum. Dann stieß sie ihn in das Zimmer hinter der Bar.
Bis auf ein paar Kisten war der Raum nackt und kahl. Eine rote Lampe brannte an der Decke. Sie sah aus wie ein gefärbter Mond.
Lara drückte Ted zu Boden.
Ihre Schwestern tauchten auf. Geifernd, fauchend.
»Schönheit!« flüsterte Ginny. »Schönheit! Er wird mir Schönheit geben.« Sie wollte Ted packen, doch Lara stieß sie zurück.
»Warte! Warte noch!« Die Untote mit den lackschwarzen Haaren sah auf Ted Willard hinunter.
Der Vertreter lag auf dem Rücken. Er war nur noch ein zitterndes Bündel Angst. Über sich sah er die Gesichter der weiblichen Bestien. Die Zähne kamen ihm noch länger vor.
Sechs Hände – zwei davon grüne Klauen – malten seltsame Zeichen über seiner Gestalt. Ted fühlte eine plötzliche Lähmung, die an den Füßen begann und sich rasend schnell ausbreitete. Bis in sein Gehirn drang sie, tötete jeglichen Willen.
Ted wollte sprechen. Nichts. Wie zugeschnürt war seine Kehle. Er konnte nur noch sehen, bekam jede Einzelheit mit und sah auch, wie sich die drei Vampirinnen zu ihm hinunterbeugten. Hände krallten sich in seine Schultern fest, und dann versank für Ted Willard die Welt in einem blutroten Strudel…
***
Der etwa vierzigjährige Mann hielt ein Bild in der Hand. Er stand in der Nähe der Gepäckaufnahme und blickte sich suchend um.
Plötzlich lief er los und winkte mit beiden Händen.
Marina Held sah den winkenden Mann und blieb stehen. Die beiden Koffer setzte sie auf den Boden.
»Miß Held?« fragte der Mann.
Er stoppte vor Marina und schnappte nach Luft.
»Ja.«
»Ich bin Lionel Sanders.« Er streckte Marina die Hand hin. »Helens Vater.«
Marina lachte. »Natürlich, Mister Sanders. Ich habe Sie gar nicht erkannt. Helen hat mir zwar ein Bild von Ihnen geschickt, aber Sie wissen ja, wie das mit Fotos so ist.«
»Genau.« Sanders nickte. Er trug einen leichten Sommeranzug und ein kariertes Hemd. Die dicke Hornbrille ließ ihn älter erscheinen. »Helen konnte leider nicht selbst kommen«, sagte er.
»Oh!« Marina war enttäuscht und besorgt zugleich. »Warum nicht? Ist etwas passiert?«
»Meine Frau hat sie vor vier Stunden ins Krankenhaus gebracht.«
»Nein!« Marina wurde blaß. »Was Schlimmes?«
Jetzt lächelte Lionel Sanders beruhigend. »Keine Angst, Miß Held. Eine Blinddarmreizung. Helen ist schon operiert worden, und es ist alles okay.«
Marina legte ihre Hände dorthin, wo das Herz schlug. »Himmel, da bin ich aber beruhigt.«
»In vierzehn Tagen spätestens wird Helen wieder zu Hause sein«, erklärte Lionel Sanders. »Aber kommen Sie, Miß Held, Sie werden sicher von der langen Reise müde sein.« Lionel Sanders wollte sich nach den Koffern bücken.
Marina wehrte ab. »Einen nehme ich. Und noch etwas, Mr. Sanders, sagen Sie doch bitte Marina zu mir. Das andere ist so förmlich.«
»Okay, Marina.« Lionel Sanders nahm den linken der dunkelbraunen Koffer.
Während sie zum Ausgang gingen, blickte sich Marina
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