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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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diese Atemzüge von jemand anderem stammen. Kalte Schauer ergossen sich über ihren Rücken. Angstschweiß glänzte auf ihrer Stirn. Eine unnatürliche, widerliche Kälte beschlich sie und klammerte sich mit ekelhaft spitzen Krallen in ihren schlanken Nacken. Obwohl sie am liebsten davongelaufen wäre, berührte sie nun den Türgriff.
    Ein elektrischer Schlag ließ sie jäh zurückzucken. Das Raunen war inzwischen schon so stark geworden, daß es sich in ihren Ohren mit einem lästigen Brausen verband und sie schwindelig machte. Sie war nicht mehr imstande, klar zu denken. Sie mußte das tun, was ihr ein anderer, wesentlich stärkerer Wille, aufzwang. Gayle handelte mit marionettenhaften Bewegungen. Irgendeine schreckliche Macht zog an unsichtbaren Fäden. Und sie gehorchte. Noch einmal tastete sie nach dem Türgriff. Da hörte sie dicht hinter sich ein Geräusch. Das war fast zuviel für ihre bis zum Bersten angespannten Nerven. Sie wirbelte mit einem krächzenden Aufschrei herum.
    Panische Furcht trieb ihre Augen weit aus den Höhlen…
    ***
    »Genug für heute«, sagte Mitchell Pick, der blinde Klavierspieler, zu dem Wirt, in dessen Gasthaus er allabendlich spielte. Er klappte den schwarzen Deckel auf die Tasten. Der Wirt hatte ein seltsames Aussehen. Sein spärliches Haar leuchtete tatsächlich rosarot. Er war klein von Wuchs, hatte schmale, abfallende Schultern, ein hageres Gesicht und dünne Arme.
    »Hat sich heute wohl nicht sehr gelohnt, wie?« fragte er den Blinden. Pick durfte zwar bei ihm spielen, bekam von ihm jedoch keinen Penny. Dem Blinden gehörte lediglich das Geld, das ihm die Gäste in die Porzellanschale legten. Nach dieser Schale tappte der Blinde nun. Er steckte die wenigen Münzen, die darauf glänzten, mit einem bescheidenen Lächeln ein. Er verabschiedete sich und verließ das Gasthaus. Ein kühler Wind blies ihm ins Gesicht. Er wandte sich nach rechts und begann, mit seinem weißen Stock auf den Boden klopfend, zu gehen. Langsam ging er die dunkle Straße entlang. Er wich Mauervorsprüngen aus, überquerte beinahe mühelos einige Querstraßen und blieb plötzlich verwirrt stehen.
    Er hob den Kopf. Irgend etwas hatte ihn veranlaßt, nicht weiterzugehen. Mit erhobenem Kopf lauschte er.
    »Ist hier jemand?« fragte er unsicher. Sein sensitiver Spürsinn registrierte, daß sich jemand in der Nähe befand. Jemand, der nicht antwortete. Nicht antworten wollte. »Ist hier jemand?« fragte der Blinde noch einmal. Diesmal schwang in seiner Stimme deutlich Angst mit. Es war jemand da. Mitchell Pick war zu seinem Leidwesen nicht in der Lage, die Gestalt zu sehen, die auf der gegenüberliegenden Straße stand. Sie war unheimlich anzusehen. Ein Monster. Das Gesicht war halb versteinert und zu einem satanischen Grinsen verzogen. Es war knöchern und sah aus wie ein Totenschädel, an dem zottelige Haare klebten. Grausame Augen starrten den Blinden an. Kein Fleisch, keine Haut war an dem schrecklichen Schädel zu sehen. Die häßlichen gelben Zähne steckten in einem versteinerten Kiefer. Ganz langsam hob dieses abscheuliche Monster nun die behaarten Arme, die sich im gleichen Augenblick auf eine unerklärliche Weise an den Ellenbogen abtrennten und nun langsam auf Pick zuschwebten. Der Blinde wollte noch etwas sagen, doch plötzlich umkrallten zwei Hände seinen dünnen Hals.
    Zu Tode erschrocken schlug der Blinde um sich. Der weiße Stock fiel auf den Boden. Ebenso die dunkle Brille.
    Sekunden später brach der Blinde mit einem letzten markerschütternden Röcheln zusammen…
    ***
    »Melvin!« stöhnte Gayle Maud, als sie ihren Stiefvater erkannte. »Ich habe dich nicht nach Hause kommen gehört.« Melvin Filchock war ein schmächtiger Mann. Er trug einen eleganten dunklen Straßenanzug, hatte dichtes braunes Haar, ein weiches Kinn und verbarg seine grünen Augen hinter einer dicken Hornbrille.
    »Ich habe dir verboten, diesen Keller zu betreten, Gayle!« schnauzte er das Mädchen wütend an.
    »Ja, das hast du, Melvin. Und ich wollte eigentlich nicht herunterkommen - aber…«
    »Aber?« fragte der Professor und schaute seine Stieftochter mit böse funkelnden Augen an.
    »Mir war, als hätte ich hier unten ein seltsames Raunen vernommen.«
    »Ein Raunen?«
    »Ja, Melvin.«
    »Lächerlich.«
    »Wieso…?«
    »In diesem Keller befindet sich absolut nichts, was raunen könnte!«
    »Warum möchtest du nicht, daß ich diesen Keller betrete, Melvin?«
    Filchock zog die Augenbrauen zusammen, schüttelte den

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