0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
Kopf und bellte: »Ich habe meine Gründe!« Gayles ratternder Herzschlag verlangsamte sich allmählich wieder. »Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du meine Anordnungen in Zukunft befolgen würdest!« fauchte Professor Filchock gereizt.
»Natürlich, Melvin«, sagte Gayle niedergeschlagen.
»Geh jetzt nach oben, Gayle.«
»Ja, Melvin.«
»Ich habe zu arbeiten…«
»Ich… würde dir gern dabei zusehen, Melvin«, sagte das Mädchen verlegen. »Bitte!«
Filchock lief rot an. Er schüttelte wütend den Kopf. »Kommt nicht in Frage! Würdest du nun bitte tun, was ich von dir verlangt habe?« Gayle nickte mit niedergeschlagenem Blick. Sie ging an Filchock vorbei und stieg die Kellertreppe hinauf. Sie hörte, wie der Professor unten die Tür öffnete und sie dann hinter sich wieder schloß. Was ist nur in diesem schrecklichen Keller? fragte sich das Mädchen. Was?
***
Professor Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval hatten die Nacht im besten Hotel des Dorfes verbracht. Leider hatte selbst dieses Hotel noch von Unzulänglichkeiten gestrotzt und Zamorra war froh, als der Morgen graute. Nach dem Frühstück gingen die drei zu Jerry Westbrook. Westbrook war an diesem Morgen erst aus der Nervenklinik entlassen worden. Seine Freude über Zamorras Erscheinen kannte keine Grenzen. Er bestand darauf, daß Zamorra und seine Freunde das Hotel verlassen sollten, um in seinem Haus zu wohnen.
Professor Zamorra ließ sich gern von Westbrook breitschlagen, denn er dachte mit einigem Unbehagen an die Nacht, die er hinter sich hatte. Westbrook stellte ihm sofort für die Dauer seines Aufenthaltes seinen Wagen, einen schneeweißen Corsair, zur Verfügung. Damit holte Zamorra das Gepäck vom Hotel. »Fühlen Sie sich in meinem Heim wie zu Hause!« bat Jerry Westbrook, als sie alle im Salon beisammensaßen. Er verlieh immer wieder der Freude darüber Ausdruck, daß der Professor den weiten Weg vom Loiretal bis hier nicht gescheut hatte. Sie tranken Scotch. Westbrook stellte die Flasche einfach in die Mitte des Tisches und bat seine Gäste, sich selbst zu bedienen, falls sie Lust dazu hätten. Dann begann er seine Geschichte zu erzählen. Er berichtete minuziös, was er erlebt hatte. Er sprach von dem Mord an Max Rintels, dem Krüppel und beschrieb das Monster so genau, wie er es in Erinnerung hatte. Er erzählte von der verblüffenden Wirkung des Schusses mit der Schrotflinte und was danach passiert war. »Das - das war zuviel für mich, wie Sie sich vorstellen können«, sagte Westbrook mit heiserer Stimme.
Zamorra nickte beeindruckt. »Ich fiel in Ohnmacht«, sagte Westbrook. Dann lachte er bitter. »Eigentlich dürfte ich nun nicht mehr leben.«
»Wieso nicht?« fragte Zamorra interessiert.
»Nun, das schaurige Monster hat Max Rintels erwürgt und hätte auch mich spielend leicht erwürgen können. Ich lag doch wehrlos auf dem Boden.«
»Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb Sie dieses Wesen verschont hat, Jerry? Ich darf Sie doch so nennen?«
»Natürlich«, sagte Westbrook und nickte nachdenklich. »Ich habe nur eine einzige Erklärung dafür, Professor Zamorra. Dieses teuflische Untier ist ein Wesen der Nacht. Zu dem Zeitpunkt, als ich ohnmächtig wurde, wich die Nacht bereits dem Tag. Möglich, daß dieser Umstand mir das Leben gerettet hatte.« Westbrook war froh, endlich mit jemanden über dieses grauenvolle Erlebnis sprechen zu können. Mit jemandem, der ihn verstand. In der Klinik hatte er zwar anfangs auch mit den Ärzten darüber geredet, doch sie hielten seine Erzählungen für Hirngespinste.
»Wie ging es damals weiter, Jerry?« fragte Zamorra sehr interessiert.
»Als ich erwachte, befand ich mich hier in meinem Haus. Ein paar Leute hatten mich draußen neben dem toten Krüppel gefunden und hereingetragen. Danach haben sie die Polizei verständigt. Ich wurde verhört. Man stellte mir eine Menge Fragen, und ich antwortete wahrheitsgetreu.« Westbrook trank.
Zamorra zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch zur Decke, um niemanden zu belästigen. Westbrook ließ ein gallenbitteres, kurzes Lachen hören.
»Ich kann es dem Inspektor nicht einmal verdenken, daß er dachte, ich wäre verrückt. Es klingt ja alles sehr verworren. Allein die Schilderung dieses Wesens ist so unglaubwürdig, daß die Leute an meinem Verstand zweifeln mußten. Dazu kommt noch die makabre Tatsache, daß sich die Hände dieses Monsters selbständig machen können, daß man es zwar in Stücke schießen, aber nicht
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