0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
nicht verrückt, Professor Zamorra! Ich habe meinen Bruder tatsächlich mehrmals gesehen!« Rintels redete sich in Form.
»Wo?« fragte Bill Fleming interessiert. »Hier im Haus?«
Gerald Rintels schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht im Haus.«
»Wo haben Sie ihn denn gesehen?« wollte Bill wissen.
Rintels wies zum Fenster. »Draußen«, sagte er bestimmt. »Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite!«
»Kann es sein, daß Sie sich geirrt haben, Mr. Rintels?« fragte nun Nicole Duval. Gerald Rintels schaute sie mit flammenden Augen an.
»Hören Sie, Miß Duval, ich werde doch meinen Bruder kennen! Er stand drüben, dieser arme Krüppel. Ich weiß, daß es unglaublich klingt, aber es war tatsächlich so. Er stand drüben auf der anderen Straßenseite. Ich habe ihn genau gesehen. Ganz genau. Und ich habe ihn gerufen, habe ihn gebeten, herüberzukommen, ins Haus zu kommen. Aber er hat nicht reagiert. Er ist drüben stehengeblieben. Und… er… hat… mich… mit einem Blick angesehen, als… wollte er mich… töten!« Rintels hatte stockend gesprochen. Jetzt brach er seine Rede ganz ab. Ihm war heiß geworden. Er lockerte sich die Krawatte und öffnete den obersten Knopf des Hemdes. Dann fuhr er mit dem Zeigefinger einmal die Innenseite des Kragens entlang. »Sein Anblick machte mir Angst!« fuhr Gerald Rintels nun mit belegter Stimme fort. »Es war ihm jedesmal anzusehen, daß er etwas Böses vorhatte. Können Sie das verstehen? Mein Bruder! Mein Bruder Max! Er war immer ein guter Mensch gewesen. Wie ist es möglich, daß er nach seinem grauenvollen Tod plötzlich etwas Böses im Schilde führt? Noch dazu gegen mich!« Zamorra versuchte den leidgeprüften Mann zu trösten. Er fand einige passende Worte, die Rintels Mut machten, und er bat den Mann eindringlich, sofort bei Jerry Westbrook anzurufen, falls Max wiederauftauchen sollte. Egal, um welche Zeit das war. Gerald Rintels versprach das.
»Und nun?« fragte Jerry Westbrook, als sie wieder in dem Wagen saßen.
»Wir fahren zu Professor Filchock«, sagte Zamorra entschlossen. »Ich brenne darauf, die Bekanntschaft dieses Mannes zu machen!«
***
»Guten Tag, Gayle.«
»Ist dein Stiefvater da?«
»Ja, Jerry«, sagte Gayle Maud und schaute Nicole Duval und die beiden Männer fragend an. Sie trug ein blutrotes Kleid mit Spaghettiträgern. Im Dekolleté schimmerte die zarte Haut über einem prachtvollen Busen. Jerry klärte sein Mädchen kurz auf. Gayle bat die Fremden daraufhin ins Haus. Sie führte sie in den Salon und bot ihnen Plätze an. Sie gab jedem einen Drink und ging dann, um Professor Filchock zu holen. Melvin Filchock kam mit grimmiger Miene. Der schmächtige Mann trug einen weißen Arbeitskittel, der ihm ein wenig zu groß war, deshalb hatte er die Ärmelenden zweimal umgeschlagen. Sein dichtes braunes Haar war leicht in Unordnung geraten. Die grünen, hinter der dicken Hornbrille liegenden Augen wirkten übermüdet.
»Eigentlich habe ich nicht die Zeit, um Besuche zu empfangen, Professor Zamorra«, sagte er ablehnend, als Jerry Westbrook die Anwesenden der Reihe nach vorgestellt hatte. »Aber weil Sie extra aus Frankreich zu mir gekommen sind, will ich eine Ausnahme machen. Was führt Sie zu mir? Was haben Sie auf dem Herzen?« Er nahm sich ebenfalls etwas zu trinken und setzte sich zu den unerwünschten Gästen.
Ehe Zamorra etwas sagen konnte, warf Filchock Jerry Westbrook einen ärgerlichen Blick zu, denn er hatte ihm diesen Besuch ja eingebrockt. Dann fragte er knurrend: »Wie fühlen Sie sich, Jerry?«
Westbrook sah sofort rot. »Wenn Sie mit dieser Frage auf meinen Geisteszustand anspielen, muß ich Sie leider enttäuschen, Professor Filchock! Ich war normal und bin es immer noch.«
Filchock winkte mit einem hämischen Lächeln ab. »Das wollen wir lieber dahingestellt sein lassen.« Plötzlich wurde er bissig. »Sagen Sie mir lieber, warum Sie mir Professor Zamorra ins Haus bringen?«
»Er interessiert sich für Ihre Expedition.«
»So?« sagte Filchock lauernd.
»In der Tat, Professor«, erwiderte Zamorra schnell. »Ich würde gern einiges über Sinn und Zweck Ihrer Expedition erfahren.« Filchock kniff die Augen zusammen und funkelte Jerry wütend an. »Mr. Westbrook sagte, Sie machen ein großes Geheimnis daraus!« sagte Zamorra ruhig.
»So?« knurrte Filchock gereizt. »Sagt er das?« Er hätte Jerry in diesem Augenblick mit seinen Augen am liebsten erdolcht. Zamorra nickte gleichmütig.
»Nun«, brummte Filchock und
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