Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
Wie war denn so etwas möglich. Verflucht noch mal, wovor hatte er denn nur solche jämmerliche Angst? Geh doch! Geh weg von hier! hämmerte es in seinem Kopf. Verlaß die Ruine. Geh ins Dorf zurück. Er wollte gehen. Es ging nicht. Irgend etwas hielt ihn zurück, ließ es nicht zu, daß er die Ruine verließ. Keuchend irrte er zwischen den Steinmauern umher. Durch den Burghof. In ein Geviert in dem eine mächtige Steinplatte auf dem Boden lag. Sieht aus wie ein Altar, dachte Bill - unwillkürlich. Sein Blick wanderte hoch. Seine Augen tasteten die dunkelgrauen, zum Teil bemoosten Steinquader ab. Plötzlich hatte Bill den unbändigen Wunsch, da hinaufzuklettern. Obwohl die äußere Verfassung dagegen sprach, an dieser Mauer hochzuklettern, obwohl es überhaupt keinen Sinn hatte, da hinaufzusteigen und sich der Gefahr des tödlichen Sturzes auszusetzen, obwohl Bill Fleming das alles wußte, kam er nicht umhin, sich in Bewegung zu setzen. Er ging auf die Mauer zu. Fast magisch wurde er von ihr angezogen, hatte den Wunsch, sie zu berühren und zu besteigen. Er trat in ihren Schatten und genoß die Kühle. Seine Finger berührten den rauhen, rissigen Stein. Ein angenehmer, wohliger Schauer rieselte über seinen Rücken. Er hob die Arme, fand irgendwo Halt, zog sich hinauf, stemmte die Füße in Ritzen und Rillen und kletterte mit gleichmäßigen, langsamen Bewegungen hoch und höher. Er war nicht mehr Herr über seine Sinne. Das Brausen in seinem Körper war inzwischen so heftig geworden, daß er nur noch dieses und sonst gar nichts wahrnahm. Ein Stein brach unter seinem Körpergewicht. Blitzschnell fanden seine Finger genügend Halt, um den Sturz in die Tiefe zu verhindern. Jeder vernünftige Mensch wäre nun nicht mehr weitergeklettert, wäre umgekehrt, bevor es zur Katastrophe kommen konnte. Hier war fast jeder Stein porös. Von Wind und Wetter zerfressen wie ein alter Zahn. Jeder Schritt, jeder Klimmzug konnte den Sturz in die Tiefe und damit den Tod zur Folge haben. Bill Fleming war sich der Gefahr nicht mehr bewußt, in der er sich befand und in die er immer mehr hineinkletterte. Hoch und höher kletterte er. Bis auf die dünne, bröckelige Spitze der hohen Mauer, die vor vielen Jahren vermutlich ein Teil des Burgfrieds gewesen war. Ein Lufthauch fuhr ihm ins Gesicht. Er fegte ihm die Haare aus der Stirn. Bill merkte es nicht. Aufrecht wie ein steinernes Mahnmal stand er auf der obersten Mauerzinne, blickte starr in die Tiefe, die ihn so unwiderstehlich lockte. Etwas in ihm drängte ihn, hinunterzuspringen. Es drängte ihn mit derselben Intensität, die er zuvor verspürt hatte, als er hier heraufgeklettert war. Irgend etwas raunte ihm zu, wie herrlich es sei, zu sterben. Begeisterung packte ihn. Die Tiefe lockte. Wie eine schöne Frau. Bill Fleming schloß die Augen. Er war bereit, der unsichtbaren Stimme nachzugeben, sich einfach fallen zu lassen. Bill Fleming schwankte. Die Erlösung war nahe…
    ***
    Gayle Maud war im Schaukelstuhl eingeschlafen. Es war Nacht, und sie saß im Salon am Fenster und schlief mit tiefen, festen Zügen. Plötzlich wurde sie unruhig. Ein Traum, so plastisch wie die Wirklichkeit, begann sie zuerst leicht, dann immer stärker zu quälen. Ein Traum, gegen den sie sich nicht wehren konnte. Anders als jener Alptraum, der sie sonst oft nachts schüttelte, wo sie sich im Keller bei Melvins Kisten befand, umringt von Ungeheuern, die sie töten wollten. Sie begann zu schwitzen. Sah sich auf einer ins Endlose führenden Straße. Mit nichts am Leib. Splitternackt. Es war schaurig kalt. Ein fürchterlicher Wind peitschte ihr entgegen.
    Ein Wind, der Unheil brachte. Gayle wandte sich um und wollte vor diesem körperlosen Hauch des Todes davonlaufen.
    Doch sie lief am Platz, stampfte und strampelte mit den Füßen, ohne vom Fleck zu kommen.
    Ihr Körper verkrampfte sich im Traum. Sie ächzte und stöhnte, stieß jammernde Laute aus, doch der Dämon, der ihr diesen bösen Traum bescherte, kannte kein Erbarmen. Feurige Hände flogen ihr entgegen. Zehn. Zwanzig. Eine Legion feuriger Hände, die sich auf sie stürzten, sie verbrannten, das Erdreich unter ihr aufwühlten und sie in eine erschreckend schwarze Tiefe rissen. Sie fiel. Und während sie im Traum fiel, stieß sie einen heiseren Schrei aus. Dieser Schrei weckte sie. Entsetzt schaute sie sich um. Ihr gesamter Körper war mit einer klebrigen Schweißschicht überdeckt. Sie dankte dem Himmel, daß das Erlebte nur ein Traum gewesen war. Sie

Weitere Kostenlose Bücher