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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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mir der Bruder. Jonny selbst war im Park unterwegs, um sein tägliches Dauerlaufpensum zu absolvieren, und ich erfuhr, daß unser Überwachungsbeamter sich ein Fahrrad besorgt hatte, um Schritt halten zu können. Der Bruder beschrieb mir den Weg, den der junge Sportsfreund zu nehmen pflegte. Ich machte mich auf die Socken.
    Wir begegneten uns auf dem Kastanienweg des zu dieser frühen Stunde noch leeren Parkes. Er war im Trainingsanzug und erkannte mich sofort wieder.
    »Hallo, Jonny!« grüßte ich.
    »Hallo, G-man«, antwortete er und blies sich seine roten Haare aus der Stirn.
    »Geraten Sie aus der Form, wenn sie Ihr Training für zehn Minuten unterbrechen und sich mit mir auf diese Bank setzen?«
    »Denke, ich werde es vertragen können«, lachte er.
    Wir beschlagnahmten die nächste Bank. Unser Mann, der in Sichtweite hinter MacModen herradelte, fuhr weiter, stieg ab und beschäftigte sich mit der Natur.
    »Neues von den Boxer-Morden?« fragte der Ire. »Nichts gegen Ihre Leute, aber ich habe ein Mädchen und würde mich gern mit ihr zu einem Spaziergang treffen. Mit so einer Bewachung im Rücken macht es nicht den richtigen Spaß.«
    »Eigentlich nichts Neues, Jonny«, antwortete ich, »außer einem Plan. Weiß nicht, ob er etwas taugt, aber ich möchte es versuchen. Ich brauche Ihre Hilfe dazu.«
    »Lassen Sie hören, Mr. G-man.«
    Ich setzte ihm auseinander, was ich zu tun beabsichtigte. Mir war selber nicht ganz wohl dabei, und auch ihm gefielen meine Vorschläge nicht sehr. Er hatte keine Angst, aber er fürchtete, die Bedingungen könnten seiner Laufbahn schaden. Erst als ich ihm erklärte, wieviel die Sache seiner Laufbahn nutzen würde, wenn sie gut ausging, wurde er warm. Wir trennten uns nach einer Viertelstunde. Er hatte mir Vollmacht gegeben, in seinem Namen zu handeln.
    Ich fuhr in die Bowery, und ich ließ das Taxi in der 115. Straße vor Stenton Shines Haus stoppen. Der Laden war geschlossen und verrammelt. Es regte sich keine Seele darin.
    Ich ging zu Fuß weiter in die 119. Straße zu Beggar. Sie wissen, jene Kneipe, in der Shine mich zu seiner Glanzzeit mit seinen Leuten so hübsch fertiggemacht hatte. Kaum zu glauben, daß das erst achtundvierzig Stunden her sein sollte.
    Auch das Haus war verschlossen, aber hier gab ich nicht so schnell auf. Ich hämmerte an der Tür herum, bis endlich in der ersten Etage ein Fenster geöffnet wurde und der schmuddelige Kopf des Wirtes herausschaute, der seinen Gästen das Bierglas auf den Schädel zu schlagen pflegt, anstatt es säuberlich mit einer ordentlichen Blume zu servieren.
    Der Bursche erschrak so, daß er sofort wieder zurückzuckte.
    »He!« brüllt ich hinauf. »Mach deinen Laden auf. Ich habe mit dir zu reden.«
    Er bequemte sich, wieder aus dem Fenster zu schauen und zu antworten: »Wüßte nicht, was ich mit Ihnen zu reden hätte.«
    Ich sprach nicht sehr laut, aber ich mußte wohl den richtigen Tonfall in der Stimme haben, denn nachdem ich ihm angedroht hatte, ich würde auf jeden Fall zu ihm hinaufkommen, bequemte er sich, seine Hose anzuziehen. Ich hörte ihn die Treppe herunterkommen. Sekunden später wurde ein Schlüssel gedreht, und die Tür quietschte auf.
    Er hatte solche Angst, daß er ein harmloses Gesicht zog. Ich ging grußlos an ihm vorbei in den Schankraum, in dem es rauchig und nach abgestandenem Fusel roch, setzte mich an einen Tisch und musterte ihn von Kopf bis Fuß, bevor ich fragte: »Wo ist Stenton Shine?«
    Er versuchte, mir treuherzig in die Augen zu schauen, aber das schaffte er nicht. Er senkte den Blick zum Boden und brummte: »Denke, in seiner Wohnung. Wo soll er sonst sein?«
    Im nächsten Augenblick schrie er erschreckt auf, denn ich war wie ein Hurrikan hochgetobt und griff ihn bei seinem schmutzigen Hemd. Er dachte, ich würde ihn schlagen, und er zog den Kopf ein.
    »Hör zu, du Seelenverkäufer«, sagte ich leise, »ich habe ’ne Menge Sinn für Humor, und daß du mir ein Glas auf dem Kopf zerschmettert hast, das sei verziehen und vergessen. Du wirst mir zwar nicht glauben, aber ich habe sogar Verständnis dafür, daß du mir Shines Aufenthalt nicht angeben willst, denn du denkst, daß er es erfährt und entsprechend mit dir umgeht. Aber Shine ist erledigt. Er hatte gestern Pech, als er einem Konkurrenten an den Hals wollte. Wir schnappten seine Freunde Goodman und Firestone, und wir haben erstklassige Zeugenaussagen gegen ihn. Erzähle mir nicht, du wüßtest nichts davon. Ich wette jede Summe, daß ihr hier

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