0002 - Ich stellte die große Falle
Ich hatte zwei Kollegen in die 115. Straße geschickt mit dem Auftrag, ihn zu einer Zeugenvernehmung herzuschaffen, aber Nummer 13 lag tot und verlassen. Unsere Beamten warteten den ganzen Tag, aber Shine ließ sich nicht blicken.
Sie alle kennen sicher das schöne Gefühl, das man nach getaner Arbeit hat. Wir hatten es, als wir am späten Abend den letzten der Bande sein Protokoll hatten unterschreiben lassen und ihn mit gesenktem Kopf durch die Tür abschieben sahen. Handgelenk an Handgelenk mit einem Cop durch ein zartes Kettchen verbunden.
»Puuh«, sagte ich und stieß die Luft aus. »Gehen wir etwas trinken?«
Trown hatte einen großen Tag gehabt. Er war die ganze Zeit anwesend gewesen, während wir die Gangster vernahmen, und er hatte fast mehr stenografiert als unser Vernehmungsstenograf.
»Cotton«, sagte er, »ich glaube, Sie haben eine Menge für die Sauberkeit des amerikanischen Boxsports getan.«
Ich lachte.
»Danke, Trown. Werden Sie ein Diplom für mich beantragen oder wenigstens die Ehrenmitgliedschaft in der National Boxing Corporation? Vergessen Sie nur eines nicht. Es war durchaus nicht meine Aufgabe, den Boxsport zu säubern. Ich soll einen Mörder finden, und trotz aller Säuberung, ich habe nicht das Gefühl, dem Boxer-Killer näher gekommen zu sein.«
Tja, da saßen sie alle, und ihre Gesichter wurden länger. In der ersten Freude hatten wir wohl alle nicht daran gedacht, daß wir Goodman und Firestone sozusagen nebenbei gefischt hatten und daß zumindest keine offensichtliche Bindung zwischen ihnen und unserem eigentlichen Geschäft bestand. Es ist, als wenn man einen zwanzigpfündigen Lachs fischen will und hat plötzlich ein halbes Dutzend Stichlinge am Haken. Das ist für ein Anglerherz auch keine rechte Entschädigung.
Ich drehte meinen Kopf Trown zu, der in seinen Notizen kramte.
»Hören Sie, Robby«, sagte ich, »ich habe ziemliches Vertrauen zu Ihrem Riecher. Wollen Sie für uns herausbekommen, was es mit Lush Baker auf sich hat? Vielleicht war nicht Shine die richtige Adresse, vielleicht ist es Baker.«
Er machte nicht gerade das erfreuteste Gesicht.
»Schade, Cotton, ich habe hier die beste Story«, er schlug auf seine vollgekritzelten Blätter, »die in den letzten zehn Jahren über das Boxen veröffentlicht worden ist. Wenn mein Chef nur eine Handvoll Grips in seinem Gehirn und zwei Fingerspitzen voll Mut in seinem Herzen hat, dann bringt er jetzt im ›Ring frei‹ meine Serie über die Hintergründe des Boxgeschäftes und anschließend oder gleichzeitig die Geschichte der Aufdeckung. Ich bin dann ein gemachter Mann.«
»Lassen Sie es einen anderen schreiben«, empfahl ich.
Er grinste. »Glauben Sie, wir Journalisten hätten kein Berufsethos? Das ist genauso, als wenn ich Ihnen raten würde, Sie sollten einen anderen FBI-Mann den Killer fangen lassen.«
»Wenn Sie dabei sind, wenn wir den Killer stellen, bekommen Sie eine tollere Story als die, die Sie jetzt haben.«
»Mag sein«, antwortete er, »aber ob diese Geschichte noch etwas mit dem Boxen zu tun hat?«
Bevor ich ihm antworten konnte, ging die Tür auf, und Sherlock kam herein. Sie erinnern sich, jener Kollege, den ich mit den Nachforschungen nach Lewis Neston beauftragt hatte und den wir Sherlock nannten, weil er ein Faible für Kleinigkeiten hatte.
»Hallo, Cotton«, grüßte er. »Ich glaube, ich bin fertig mit der Aufgabe, in Lewis Nestons kurzem Leben herumzuschnüffeln. Ganz interessant, was dabei herauskam.«
Er nahm einen engbeschriebenen Bogen aus der Brusttasche, setzte sich und machte Anstalten, seinen Bericht vorzulesen.
»Fein, Sherlock«, sagte ich, »leg es mir auf den Schreibtisch. Ich lese es nachher. Ich bin gerade dabei, diesen jungen Mann«, ich zeigte auf Trown, »für uns zu keilen, und ich habe ihn noch nicht weich.«
Sherlock lächelte mich von unten an. Sie müssen wissen, wir sind ein wenig Rivalen. Er mag meine Methoden nicht besonders, und eigentlich hat er recht. Ich bin manchmal ein wenig rauhbeinig, und vielleicht gebe ich oft nicht genug auf Kleinigkeiten.
»O nein, Cotton«, sagte er, »ich lasse es mir nicht nehmen, dir vorzulesen, was ich zusammengetragen habe.«
Und er fing an. Es war eine schöne lange Sache. Er hatte nichts vergessen und nichts ausgelassen. Mit einer ein wenig leiernden Stimme las er alles vor über Lewis Nestons Eltern, über seine Geburt und über die Verhältnisse, in denen er aufgewachsen war. Ich fragte mich, ob wir auch noch einiges über die
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