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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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faßten, blutig und scheußlich werden. Wenn wir ihn faßten, dann — ja, aber wir hatten ihn noch nicht. Wir wußten ja nicht einmal, wo wir ihn suchen sollten.
    Es war Phil, der diese Frage stellte, im selben Augenblick, in dem ich sie dachte: »Wer ist er?«
    »Verlang keinen Namen, jedenfalls aber ein Mann, der enge Beziehungen zu Crower hatte.« Mir kam eine Idee. »Wahrscheinlich ein Mensch, der alle seine Hoffnungen auf Crowers Karriere gesetzt hatte. — Sherlock, notieren Sie sich auch das. Suchen Sie alle Verwandten und Freunde von Cross Crower, und stellen Sie fest, wieweit sie an seiner Laufbahn beteiligt waren.«
    »Ist Lush Baker unter diesen Umständen noch für Sie interessant?« fragte Trown.
    »Immer.«
    Der Journalist stand auf.
    »Ich werde trotzdem versuchen, etwas über die Leute zu erfahren, die in Cross Crowers Ecke standen«, sagte er an der Tür. »Jetzt bin ich erst einmal fürs Schlafen.«
    »Einverstanden«, stimmte ich zu. »Ich denke, dafür sind wir alle, aber morgen geht es groß los. Eine Woche noch für den Fang des Killers und keinen Mord mehr.«
    Jawohl, wir gingen schlafen, das heißt, ich legte mich ins Bett, aber ich kam nicht zum Schlafen. Zwar machte ich das Licht aus und drehte mich auf die Seite, aber dann knipste ich die Nachttischlampe wieder an, verschränkte die Anne unter dem Kopf und dachte nach.
    Ich überlegte, wie der Mörder zu fassen sei, und je länger ich darüber nachdachte, desto merkwürdiger erschien mir eine kleine Sache, die mir bisher nicht aufgefallen war.
    Sie erinnern sich, daß wir alle noch lebenden Boxer, die sich je mit Crower im Ring herumgeprügelt hatten, unter Bewachung stellten. Am Anfang trudelten ja eine Menge Meldungen von unseren Leuten ein, die irgendwelche verdächtigen Gestalten um ihre Schützlinge herum gesehen haben wollten, aber dann wurde es still, und ich hatte das Gefühl, als hätten unsere Leute bei dem Job das Gähnen bekommen.
    Mir schien es auf einmal so, als sei das nicht in Ordnung. Natürlich, jeder vernünftige Mensch wird sich hüten, einen Mann zu überfallen, wenn die Luft nicht ganz rein ist oder er sie wenigstens nicht für rein hält. Aber der Boxer-Killer war kein vernünftiger.
    Wenn dieser Mörder wirklich ein Verrückter war, ein Mensch, der unter dem Zwang stand, alle töten zu müssen, die jemals Cross Crower besiegten, dann mußte er nach diesem Zwang handeln. Dann mußte er versuchen, an die noch lebenden Männer heranzukommen. Es hätte sich also etwas ereignen müssen im Bereich der sechs Ringkanonen, die wir bewachen ließen, etwas mehr als nur ständig blinder Alarm.
    Ich bin kein Sachverständiger für Geisteskrankheiten, aber so viel weiß auch ich davon, daß ein Wahnsinniger seinen Zwangsvorstellungen folgen muß, er kann einfach nicht anders. Der Killer hätte also auf der Spur von einem der sechs sein müssen, und wir hätten eigentlich dabei auf den Unheimlichen stoßen müssen.
    Jetzt stand ich sogar auf, schaltete die Deckenbeleuchtung ein und holte mir die Whiskyflasche. Mit Whisky und Zigaretten ließ ich mich im Wohnzimmer in einem Sessel nieder.
    Weiter also. Es geschah aber nichts um die sechs Boxer. Bedeutete das also nicht, daß der Mörder nach landläufigen Begriffen doch ein planvoll handelnder Mensch war? Daß er die Finger von einem Eisen ließ, das ihm im Augenblick zu heiß erschien? Daß diese Morde also nicht planlos, aus einer Wahnidee heraus, geschehen waren, sondern ein Sinn dahintersteckte?
    Gut, wenn aber ein Sinn dahintersteckte, dann mußte man den Mörder auch zu einer Tat provozieren können, indem man ihm vorspielte, er könne einen neuen Mord ohne Gefahr für sich selbst ausführen, indem man ihm gewissermaßen sein Motiv lieferte. Fragte sich nur, was war das Motiv?
    Das war der Punkt, über den ich in dieser Nacht nachdachte, und als ich mich endlich ins Bett legte, da wußte ich es durchaus noch nicht. Ich hatte nur eine vage Vermutung, aber ich war entschlossen, es mit dieser Vermutung zu versuchen.
    ***
    Als ich damals den Speech vor den versammelten Boxern hielt, war mir ein junger Bursche aufgefallen, der Jonny MacModen hieß, ein Ire von Geburt. Er hatte den letzten Kampf mit Crower vor dessen Unfall ausgefochten, und er hatte ihn ausgeknockt. Durch einen Anruf im ›Ring frei‹ besorgte ich mir am anderen Morgen seine Adresse und ging hin.
    Er bewohnte mit seinem Bruder zusammen eine kleine Wohnung in der Nähe eines Parks, und als ich klingelte, öffnete

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