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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hervor. Kein Wunder, denn dieser Mann war ich.
    Ich ging in die erste Etage hinauf und betrat Stenton Shines Wohnung. Er war noch auf den Beinen, und in seiner Art, mich zu begrüßen, lag so etwas wie Erleichterung.
    »Ich habe die Couch im Wohnzimmer für Sie richten lassen«, sagte er.
    »Tut mir leid, Shine«, antwortete ich. »Ich werde Ihr Schlafzimmer benutzen. Sie werden auf eine der Dachkammern ziehen. Sicherlich etwas spartanischer als Ihre bisherige Schlafgelegenheit, aber Sie gewöhnen sich auf diese Weise an die Gefängniszelle.«
    Er schnitt ein saures Gesicht, aber er hatte es sich abgewöhnt, zu widersprechen.
    Ich instruierte ihn noch einmal genau, was er zu tun hatte. Er mußte sich am Tag ein- oder zweimal auf der Straße sehen lassen, ansonsten sollte er sich möglichst wenig aus seiner Mansarde rühren.
    »Und dann hoffe ich«, schloß ich meine Ausführungen, »wird der Killer sich eines Tages entschließen, Sie in Ihrer Wohnung aufzusuchen und wird mich finden.«
    Tja, von dieser Nacht an ging mit dem G-man Jerry Cotton eine merkwürdige Verwandlung vor. Er wurde zu einem der Großen im Boxgeschäft, und er arbeitete genau mit den Methoden, die Stenton Shine oder John Goodman in ihrer bisherigen Praxis angewandt hatten.
    Lush Baker hatte sich drei junge Leute geangelt, die in seiner Sportschule trainierten. Eines Abends zogen Stenton Shines Leute aus, die jetzt von mir kommandiert wurden, und verwalkten die drei Sportsfreunde beträchtlich. Lush Baker hatte den zerstörten Zaun um sein Gelände neu errichtet. In einer Nacht wurde er mit Drahtscheren völlig zerfetzt.
    Lush Baker versuchte, die herrenlosen Boxer aus Goodmans und Firestones Schulen für sich zu keilen, aber sie hatten längst günstige Verträge bei Stenton Shine unterschrieben.
    Das alles geschah auf meine Veranlassung, aber im Namen von Stenton Shine, und Baker mußte den Eindruck haben, daß Shine, da es nun mit Gewalt nicht mehr zu machen war, ihm auf die kalte Weise das Wasser abgrub. Wenn dieser Lush Baker die Morde begangen hatte, dann mußte er erneut zu diesem Mittel greifen, um seinen letzten und größten Konkurrenten aus dem Wege zu räumen.
    Ich hockte in Stenton Shines Wohnung herum und dachte darüber nach, was ich Lush Baker noch antun könnte, und hatte ich etwas gefunden, dann ließ ich Shine aus seiner Dachkammer kommen, und er mußte meine Ideen in die Tat umsetzen, sofern ich es nicht vorzog, das FBI direkt mit Bakers Ärger zu beauftragen. Es dauerte keine Woche, da hatten wir ihn klein. Sein Laden war tot. Stenton Shines Stern strahlte allgewaltig über der Bowery, und es gab nur noch ein Mittel, ihn zum Erlöschen zu bringen: die Gewalt.
    Der Mann, dessen Name in der Bowery ehrfurchtsvoll geflüstert wurde, hockte unter dem Dach seines eigenen Hauses und wartete darauf, daß er vor den Richter zitiert wurde.
    Ein FBI-Mann — ich — saß in seinem Arbeitsraum, spielte tagsüber mit seinen ehemaligen Leibgardisten Poker und legte sich abends in sein Bett.
    Grundsätzlich lief alles so, wie ich es geplant hatte, und trotzdem verging Tag um Tag, ohne daß das eintrat, was ich mir wünschte: der Angriff des Killers auf Stenton Shine.
    Ich tat alles, um dem Killer den Weg zu mir zu ebnen. Shines ehemalige Leibgardisten wurden jeden Abend nach Hause geschickt. Die Haustür zu öffnen war ein Kinderspiel. Ich schloß grundsätzlich kein Fenster, und das Gewirr der Hinterhöfe, in das die rückwärtigen Fenster von Shines Wohnung blickten, bot eine Unmasse von Gelegenheiten, an das Haus heranzukommen. Die Feuerleitern waren darüber hin aus ein bequemer Weg in die Wohnung selbst.
    Acht Tage lang schlief ich auf Shines Bett, ohne den Anzug auszuziehen und ohne den .38er aus der Halfter zu nehmen.
    Ich schlief manchmal ein, wurde wieder wach, schlief ein. Nichts. Ich glaubte viermal jede Nacht, ein Geräusch gehört zu haben und mußte viermal einsehen, mich getäuscht zu haben. Der Zustand ging mehr an die Nerven als eine handfeste Schlägerei.
    Ich telefonierte mit Phil, und er war dafür, es aufzugeben. Ich hängte noch eine Frist von fünf Tagen an. Von diesen fünf Tagen gingen drei vorüber, ohne daß etwas geschah.
    In der vierten Nacht lag ich lange wach, schlief aber um zwei Uhr morgens ungefähr ein. Eine Stunde später war ich wieder wach.
    Ich habe mich später oft selbst gefragt, wieso ich eigentlich rechtzeitig wach wurde. Es war doch eigentlich ein höllischer Leichtsinn, sich in ein Bett zu legen

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