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0003 - Achterbahn ins Jenseits

0003 - Achterbahn ins Jenseits

Titel: 0003 - Achterbahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zylinder und verbeugte sich sogar. »Damen gegenüber bin ich immer höflich«, sagte er spöttisch. »Auch zu Damen, die sterben sollen. Ich freue mich, Vera Norton, daß Sie dabei sind. So ist alles ein Abwasch.«
    »Moment!« John stellte sich vor die zitternde Vera. Sie hielt noch immer das Kreuz in der Hand, aber der Totengräber schien es gar nicht zu beachten. »Es war ausgemacht, daß der Kampf nur zwischen uns beiden ausgeführt wird«, protestierte John. »Laß das Mädchen laufen!«
    »Nein!«
    Diese Aussage klang endgültig.
    Hart preßte John die Lippen aufeinander. Er fühlte, wie Veras Hand nach der seinen tastete. »Laß mich nicht im Stich«, hauchte ihre Stimme an seinem Ohr.
    »Auch das Kreuz wird euch nichts nützen«, sagte der Totengräber mit zynischem Lächeln. »Es ist nicht geweiht und als Waffe somit unbrauchbar. Aber ich will keine Zeit verstreichen lassen.« Er machte eine halbe Drehung und deutete zur Achterbahn hinüber. »Steigt dort in den ersten Wagen«, sagte er. »Wenn ihr eine Fahrt schafft, dann habt ihr gewonnen. Wenn nicht…« Er ließ die letzten Worte unausgesprochen.
    John setzte sich in Bewegung. An der Hand zog er Vera Norton mit. Sie hatte das Kreuz fallenlassen. Er setzte dem Totengräber bewußt keinen Widerstand entgegen.
    Noch nicht…
    »Aber John, das kannst du doch nicht machen«, flüsterte Vera mit zitternder Stimme. »Wenn wir in dem verdammten Wagen sitzen, dann haben wir uns doch völlig in seine Hand begeben.«
    »Abwarten!«
    Lionel Hampton hatte von dem Gespräch nichts mitbekommen. Er war zu weit entfernt. Der Totengräber achtete darauf, daß seine Befehle auch ausgeführt wurden.
    Die Holzdielen bogen sich unter den Schritten, als Vera und John an dem Kassenhäuschen vorbei auf den ersten Wagen in der langen Reihe zugingen. Es war ein knallrotes Gefährt.
    Vera blieb plötzlich stehen. »Wir können doch gar nicht fahren«, rief sie. »Der Strom ist abgeschaltet. Wie sollen…«
    »Mit Magie geht alles«, erwiderte Lionel Hampton. »Und jetzt rein in den Wagen!«
    John Sinclair ließ Vera Norton zuerst einsteigen. Er setzte sich vorn neben sie.
    Der Totengräber lachte. Er war dicht neben dem Kassenhäuschen stehengeblieben. »Habt ihr es euch bequem gemacht?« fragte er höhnisch.
    John gab keine Antwort. Er konzentrierte sich auf das, was vor ihnen lag. Er dachte dabei auch an den Pfarrer.
    Es mußte einfach klappen. Es mußte…
    Vera hielt Johns rechten Arm umklammert. In ihren Augen nistete die nackte Todesangst.
    Und dann, quasi von einer Sekunde zur anderen, setzte sich das Gefährt in Bewegung.
    John Sinclairs Todesfahrt hatte begonnen.
    ***
    Wie ein Dieb in der Nacht, so schlich der alte weißhaarige Pfarrer über den ehemaligen Friedhof. Hin und wieder warf er einen Blick über die Schulter.
    Dann sah er die Umrisse der Buden und Karussells, die ihm vorkamen wie Gestalten aus einer anderen Welt. Gespenstisch ragte das Gerüst der Achterbahn in den Himmel. Vor dem Mondlicht hob es sich ab wie ein gut gezeichneter Scherenschnitt.
    Der Pfarrer ging weiter. Er trug einen bis zum Boden reichenden dunklen Mantel. Vor seiner Brust baumelte ein Kreuz. Es war aus Holz und besaß einen silbernen Metallrahmen. Das Kreuz war mit geweihtem Wasser besprüht worden, und der Pfarrer hoffte, daß es ihm eine Hilfe im Kampf gegen die Mächte der Finsternis sein würde.
    Aber nicht nur das Kreuz gehörte zu seinen Ausrüstungsgegenständen, sondern auch der Spaten. Der Pfarrer hielt ihn in der rechten Hand. Das scharfe Metallblatt war spiegelblank.
    Niemand sah den einsamen Wanderer, als er über den Friedhof schlich. Seine Schuhe raschelten im Gras, der lange Mantel schleifte über den Boden. Einmal streifte ein Nachtvogel dicht über seinen Kopf, und der Pfarrer schrak zusammen.
    »Wenn das nur gutgeht«, murmelte er. »Wenn das nur gutgeht…«
    Er näherte sich dem Grab des Totengräbers und wurde jetzt von Bäumen und Gebüsch einigermaßen gut gedeckt. Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß er noch sechzig Minuten Zeit hatte, um sein Vorhaben auszuführen.
    Noch eine Stunde bis Mitternacht – bis zur Entscheidung.
    Der Pfarrer begann zu graben.
    Da die Gartenarbeit zu seinem Hobby gehörte, stieß er den Spaten geschickt in den lockeren Boden. Er setzte ihn genau im richtigen Winkel an, und mit nahezu spielerisch leicht anmutenden Bewegungen trug er das Erdreich ab.
    Der Pfarrer arbeitete ruhig und zielstrebig.
    Schon bald lag neben dem

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