0003 - Achterbahn ins Jenseits
ganze Geschichte erzählen. Sie sollen sie ruhig wissen. Eines Tages überraschte mich ein Pater bei meiner Arbeit. Er war nicht nur Geistlicher, sondern auch Exorzist. Er legte mir magische Fesseln an und bespritzte mich mit Weihwasser. Dann hat man mich lebendig begraben. Doch meinen Geist, den konnte man nicht töten. Den hatte der Teufel schon in seinem Besitz. Seit siebzig Jahren nun bewache ich den Totenacker der verlorenen Seelen, und ich werde es weiter tun und dafür sorgen, daß dieser Platz dem Teufel vorbehalten bleibt. Dich aber, John Sinclair, werde ich töten.«
Mit einer blitzschnellen Bewegung zog der Geisterjäger seine Pistole. Es war seine vertraute Beretta, und John hatte sie mit geweihten Silberkugeln geladen.
»Damit erschreckst du mich nicht, John Sinclair. Kugeln können mir nichts anhaben.«
John hob die Waffe, zielte und schoß.
Die geweihte Kugel flirrte aus dem Lauf, doch sie fuhr durch den Totengräber hindurch, ohne Schaden anzurichten. In der Türfüllung blieb sie stecken.
Vera Norton schrie erstickt auf, als sie sah, was geschehen war. Diese Szene ging über ihr Begriffsvermögen. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
Lionel Hampton freute sich. »Alles vergebens, Geisterjäger. Du packst mich nicht. Ich könnte dich sofort und hier auf der Stelle töten. Aber ich tue es nicht. Noch sollst du zittern. Ich erwarte dich jedoch in der nächsten Nacht hier auf dem Rummelplatz. Neben der Achterbahn ist der Treffpunkt, und dort wird es zum entscheidenden Duell kommen. Nur du und ich. Kommst du nicht, werde ich dich zu finden wissen. Außerdem sterben dann noch mehr Menschen. Was ich euch bisher gezeigt habe, war nur eine kleine Kostprobe. Also denke daran. Genau um Mitternacht will ich dich auf dem Rummelplatz sehen. Auf dem Rummelplatz des Satans.«
Lionel Hampton lachte. Plötzlich wurde sein Körper durchsichtig, und innerhalb eines Atemzuges war der Totengräber verschwunden.
John steckte seine Waffe weg. Er fühlte, daß er in Schweiß gebadet war. Der Dialog mit dem unheimlichen Totengräber hatte ihn mitgenommen. Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Wie war diesem Dämon nur beizukommen? Würden alle Mittel, die er schon angewendet hatte, versagen? John merkte, daß sein Hals trocken wurde. So etwas wie Angst schlich sich bei ihm ein.
Veras Weinen riß ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Sofort war John bei dem Mädchen. »Ich werde Sie von hier wegbringen«, sagte er. »Sie brauchen jetzt Ruhe und nichts als Ruhe.«
***
Geschlafen hatte John Sinclair in seinem Bentley. Und das mehr als schlecht. Die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Nacht wühlten noch in seinem Schädel herum. Er fand keine Möglichkeit, die es ihm erlaubte, den unheimlichen Totengräber zu stellen.
Um Vera Norton hatte sich der Arzt gekümmert. Das Girl lag zur Beobachtung in dem kleinen Krankenhaus von Upfield, in dessen Leichenhalle auch die Toten aufgebahrt waren.
In den frühen Morgenstunden wirkte der Ort wie ausgestorben. Es schien, als halte man den Atem an. Kein Mensch ließ sich auf der Straße blicken. Selbst die angereisten Reporter waren noch, in ihren Hotelzimmern.
John suchte das Pfarrhaus.
Er fand es hinter der Kirche. Um zum Haus zu gelangen, mußte er über einen schmalen, plattierten Weg gehen. Er lief direkt auf die Tür des Pfarrhauses zu.
Das Pfarrhaus war neu. Man hat es im Bungalowstil errichtet, mit einem flachen Dach, das an der Rückseite etwas schräg abfiel.
Der Geisterjäger fand eine Klingel. Er legte den Daumen auf den Perlmuttknopf und wartete ab.
Im Haus regte sich nichts, dafür aber näherte sich von der Kirche her ein Mann.
Es war der Pfarrer.
»Guten Morgen«, sagte er mit dunkler Stimme und verzog sein rosiges Gesicht zu einem Lächeln. Das weiße Haar war gescheitelt, und blaue Augen blickten den Geisterjäger freundlich an. »Sie wollen sicherlich zu mir?«
John nickte. »Ja, Herr Pfarrer.«
»Bitte kommen Sie doch ins Haus.«
Der Pfarrer schloß auf. Er ließ John Sinclair vorgehen. Sie betraten den Arbeitsraum des Pfarrers. Vor dem Fenster stand ein dunkler Eichenschreibtisch. An der freien Wand, die nicht von Regalen bedeckt war, hing ein großes Kreuz. Eine Leseecke mit zwei bequemen Ledersesseln befand sich ebenfalls noch im Raum.
Der Pfarrer bat den Geisterjäger, Platz zu nehmen.
John stellte sich erst einmal vor. Als der Oberinspektor seinen Beruf nannte, nickte der Geistliche.
»Ich habe mir so etwas Ähnliches gedacht«, sagte
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