0003 - Achterbahn ins Jenseits
er. »Den schrecklichen Ereignissen mußte Ihr Besuch zwangsläufig folgen.«
»Sie… Sie kennen mich?« fragte John.
»Ich habe von Ihnen gehört. Ein Amtskollege von mir – er lebt in Bodmin –, mit dem ich gut befreundet bin, hat von Ihnen erzählt. Sie haben vor einigen Monaten den Fall des Todeskarussells gelöst, und der Pfarrer dort hat mit mir darüber gesprochen.«
John nickte. »Das stimmt. Nun ja«, der Geisterjäger steckte seinen Ausweis wieder weg. »Daß Sie mich kennen, erleichtert meine Aufgabe ungemein. Dann kann ich direkt zum Kernpunkt des Falles kommen. Es geht um Lionel Hampton, den Totengräber. Ich habe ihn kennengelernt, und er ist es auch, der für die Ereignisse auf dem Rummelplatz verantwortlich zeichnet. Sein Geist spukt in den Dimensionen des Schreckens herum und bringt Tod und Vernichtung. Hampton selbst hat mir seine Geschichte erzählt. Er berichtete, daß man ihn lebendig begraben habe. Der Pfarrer oder Exorzist, der daran hauptsächlich beteiligt war, muß eine Möglichkeit gefunden haben, den Totengräber auszuschalten. Liege ich da richtig mit meiner Vermutung?«
»In der Tat«, erwiderte der Pfarrer, »Sie haben recht. Und es gibt sogar Aufzeichnungen über diesen Fall. Mein Vorgänger damals hat einen Anhang in das Kirchenbuch geschrieben, in dem über den Fall Hampton berichtet wird. Warten Sie, ich hole es.«
Der Pfarrer stand auf und entnahm einem Regal ein schmales, aber hohes Buch. Er legte es auf seinen Schreibtisch und schlug es auf.
John trat interessiert näher.
Die Seiten des Buches waren bereits vergilbt. Und ganz zum Schluß, da stand der Bericht des Pfarrers.
John Sinclair las ihn und notierte in Gedanken das Wesentliche.
Die magischen Fesseln, deren sich der Pfarrer damals bedient hatte, bestanden aus Weihwasser und kleinen, vorn zugespitzten Eisenkreuzen. Er hatte sie um die Leiche herum in das Erdreich geschlagen und den Unheimlichen somit magisch gefangen. Das war alles.
Der Pfarrer klappte das Buch wieder zu. »Mein Vorgänger hatte es damals einfacher. Heutzutage werden wir kaum den gleichen Trick anwenden können.«
John nickte bestätigend. »Trotzdem haben wir eine Basis gefunden, von der wir ausgehen können. Ich treffe diesen Totengräber heute um Mitternacht auf dem Rummelplatz, und bis dahin muß mir etwas eingefallen sein.«
Die Augen des Pfarrers wurden groß. »Ist das nicht gefährlich?«
John lachte bitter. »Was wollen Sie machen!«
»Haben Sie denn schon eine Idee?« fragte der Pfarrer.
»Ja.«
»Und welche?«
John blickte den weißhaarigen Mann erst an. »Sind Sie bereit, mir zu helfen?«
»Ja.«
»Auch wenn die Methode etwas ungewöhnlich ist, die ich anwenden werde?«
»Sie können sich auf mich verlassen, Herr Oberinspektor.«
»Gut, dann hören Sie meinen Plan…«
***
Vera Norton lag in einem Einzelzimmer. Man hatte sie praktisch gegen ihren Willen in das Krankenhaus gebracht und ihr dann eine Beruhigungsspritze verabreicht.
Die Folge war ein tiefer Schlaf gewesen.
Um zehn Uhr morgens wurde Vera wach. Im ersten Augenblick wußte sie nicht, wo sie sich befand. Verwirrt blickte sie sich um. Sie sah die hellen Wände, das fremde Bett, in dem sie lag, den Kunststoffboden und das Kreuz an der Wand neben dem Schrank.
Die Doppelscheiben des Fensters hielten die von draußen kommenden Geräusche ab.
Dann aber fielen ihr schlagartig wieder die Ereignisse der vergangenen Nacht ein.
Der Schrecken kam zurück.
Doch diesmal verzweifelte Vera Norton nicht. Im Gegenteil, sie wollte diesem Dämon den Kampf ansagen. Sie hatte sehr an ihrem Vater gehangen, und seinen Tod nahm sie nicht so ohne weiteres hin.
Vera war eine Frau schneller Entschlüsse. Sie setzte sich auf, wartete ab, bis das Schwindelgefühl vorbei war und ging mit nackten Füßen zu dem eingebauten Wandschrank. Sie hatte ein Nachthemd an, das fast bis auf den Boden reichte. Es war viel zu weit und wirkte mit den Blümchenstickereien recht nett.
Im Schrank fand sie ihre Sachen.
Ohne sich gewaschen zu haben, schlüpfte Vera hinein, schlich zur Tür, öffnete sie und huschte hinaus in den Gang.
Niemand beobachtete die Frau. Etwa dreißig Yards weiter sah sie eine Krankenschwester, die einen Wagen vor sich herschob.
Vera Norton orientierte sich anhand der Richtungspfeile und gelangte ungehindert zum Ausgang.
Dort lungerten einige Reporter herum. Als Vera an ihnen vorbeiging, zogen sie die Frau mit ihren Blicken fast aus. Einer pfiff hinter Vera her.
Sie
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