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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Meilen müssen wir die Kanus benutzen. Das kann zehn Tage dauern. Wenn wir Pech haben auch zwanzig. Es richtet sich ganz nach den Wasserverhältnissen und wieviel Stromschnellen wir antreffen. Als letztes besteht die Möglichkeit, daß wir vom Flußufer ins Innere müssen, um die Alacientes zu finden — wenn wir sie finden.« Er lachte leicht.
    »Ich glaube, Mr. Cotton und Mr. Decker, Sie haben immer noch keine rechte Vorstellung davon, worauf Sie sich da einlassen.«
    »Gibt es nicht einen Führer, der uns an den ungefähr richtigen Platz bringen kann?«
    »Sie meinen das, was man bei Ihnen einen Scout nennt? Tut mir leid. Solche Leute gibt es bei uns nicht. Vielleicht treffen wir Gummisucher, die uns Informationen geben können. Außerdem habe ich einen jungen Indianer auf der Farm. Ich nenne ihn Tanto. Er gehört einem Stamme an, der sich Tanteros nennt. Sie hausen ungefähr dort, wo der Alacies in den Amazonas mündet, allerdings auf der anderen Flußseite. Hoffentlich können wir durch Tanto Verbindungen mit seinen Leuten aufnehmen. Das ist nämlich gar nicht so sicher. Wer zu den Weißen geht, wird oft unfreundlicher bei seinem Volk empfangen als die Weißen selbst. Aber die Tanteros gelten als ziemlich kontaktfreundlich. Wenn wir ganz viel Glück haben, finden wir dort einen Führer, der uns wenigstens etwas weiterhilft.«
    »Denken Sie, was Sie wollen, Mr. Lohmann«, sagte Phil und trank sein Glas aus. »Ich freue mich auf dieses Abenteuer. Ich habe genug Gangster im Urwald der Großstädte gejagt, und ich empfinde Ihren großartig bunten Urwald dagegen direkt als ein Paradies.«
    »Ja«, antwortete Lohmann ernst, »es sieht aus wie ein Paradies, aber täuschen Sie sich nicht, Mr. Decker. Es ist eine Hölle. Die ,grüne Hölle'.«
    ***
    Ich habe mich ein paarmal während meiner Tätigkeit für das FBI verkleiden müssen, mal als Strolch, mal als Hafenarbeiter und sonst noch mancherlei. Jetzt trugen Phil und ich eine Verkleidung eigener Art. Vielleicht sahen wir aus wie Forschungsreisende, vielleicht wie Jäger, jedenfalls war die Kluft, die Lohmann uns besorgt hatte, die einzig richtige in dieser Gegend.
    Wir trugen kurze Hosen, ein kurzärmeliges Hemd mit vielen Taschen, Kniestrümpfe und derbe Schuhe. Wir hatten 4,35er Gewehre und Trommelrevolver, die wir an der Hüfte trugen. Die Null-acht waren sorgfältig eingeölt in einem Schrank auf der Farm geblieben, weil sie viel zu rostempfindlich sind.
    Lohmanns Kahn war so etwas wie ein großes Ausflugsboot, in dessen Mitte sich ein Verdeck befand, unter dem wir aßen, saßen und schliefen. Die Maschine, ein kleiner Dieselmotor, stand offen im Heck. Die Schraube lag ungewöhnlich hoch und quirlte das Wasser auf.
    Das Boot war so flach gebaut, daß es heftig schwankte, wenn ein Mann von Steuerbord nach Backbord ging, aber dieser geringe Tiefgang war notwendig, denn der Amazonas schiebt Unmassen von Sand und Groll in seinem Bett und bildet immer neue Untiefen oder trägt sie ab. Ständig stand im Bug ein Mann, den Blick nach vorn gerichtet und dirigierte seinen Kollegen am Steuer mittschiffs mit Bewegungen seiner Hände.
    Lohmanns Voraussagen stimmten genau. Wir schafften nicht mehr als rund fünfundzwanzig Meilen in vierundzwanzig Stunden. Am zweiten Tag sahen wir die Gestalt eines Mannes am Ufer, der uns mit seinem zerbeulten Hut zuwinkte. Lohmann ließ das Steuer herumlegen. Der Mann platschte durch das flache Ufergewässer auf uns zu, als wir nahe genug heran waren. Das Wasser reichte ihm bis zum Gürtel, bevor er sich zu uns ins Boot schwingen konnte. Sein Gesicht zeigte die übliche Urwaldfarbe, und sein Bart war verfilzt wie die Füllung einer alten Matratze. Es stellte sich heraus, daß er ein Schotte war, irgendwo im Hochland geboren, viel herum- und dann heruntergekommen, jetzt ein Gummisucher wie tausend andere.
    »Dachte, Sie hätten vielleicht einen Schluck an Bord«, sagte er zur Begrüßung. Lohmann schenkte ihm eine Flasche. Er labte sich gründlich und fühlte sich dann zu einem Gespräch aufgelegt.
    »Wohin wollen Sie?« fragte er.
    »Zum Rio Alacies.«
    Er stieß einen Pfiff aus.
    »Wollen Sie sich den ›großen Jaguar‹ ansehen?« Es war etwas wie Spott in der Stimme.
    »Hallo, was wissen Sie über den ›großen Jaguar‹?« fragte ich überrascht. »Und woher wissen Sie es?«
    »Woher? Vielleicht von den Büffelaffen! Vielleicht von den Wasserschweinen oder den Alligatoren. Woher man so etwas im Urwald eben weiß. Jedenfalls hatte ich zwei

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