0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
Kollegen, die ins Alacies-Gebiet zogen, und die nicht zurückkamen. Ich wollte auch hin. Der Gummibaum kommt dort reichlich vor. Man braucht nicht sehr zu laufen, aber ich fand ihre Reste und verzog mich schleunigst einige Meilen flußabwärts. Die Alacientes spielen verrückt. Sie sollen sich einen großen Zauberer zugelegt haben, und so scheu sie früher waren, so frech sind sie jetzt geworden.«
Wir unterhielten uns noch ein wenig mit ihm. Klarheit konnten wir nicht gewinnen. Es liefen Gerüchte durch die »Hölle«, daß das Gebiet um den Rio Alacies zur Zeit besonders gefährlich war, das war alles.
»Schönen Dank für den Whisky«, verabschiedete sich der Tramp schließlich und sprang, die Flasche mit dem Rest im Arm, wieder über Bord. Vom Ufer aus sah er uns nach.
Wir fuhren. Immer noch war der Amazonas breit wie ein See. Wir sahen ganze Herden von Alligatoren, Schwärme von Paradiesvögeln, Wolken von Mücken und Fliegen. Der Fluß war ein einziger riesiger Brutkasten, in dem Pflanzen und Tiere üppig gediehen, aber auch Bakterien und Fieber.
Am vierten Tage unserer Reise erblickten wir eine große Abzweigung. Jedenfalls sah es für uns so aus, aber es war die Mündung des Rio Alacies in den Amazonas.
»So weit wären wir«, meinte Lohmann, »aber jetzt wollen wir erst einmal auf die andere Seite gehen, um zu versuchen, ob wir von den Tanteros etwas erfahren können.«
Der junge Indianer, den Lohmann Tanto nannte, hatte die vier Tage über schweigsam vor unserem Verdeck gesessen. Am Anfang der Reise trug er noch Leinenhose und Hemd, aber mit jedem Tag glitt er mehr in seinen Urzustand zurück, und jetzt war er nur noch mit einem geflochtenen Lendenschurz bekleidet und hatte selbst die Sandalen abgelegt.
Wir überquerten den Amazonas, tuckerten noch ein Stück flußaufwärts und legten uns für die Nacht am Ufer vor Anker.
Mit dem ersten Licht des nächsten Tages brachen wir auf. In den Kanus setzten wir zum Ufer über, vertäuten sie und machten uns auf den Weg landeinwärts.
Weg? Das ist nur eine Redensart. Jeden Schritt mußten wir uns mit der Machete, dem schweren Haumesser, freischlagen. Außer dem Indianer waren nur noch Pedro und wir drei von der Partie.
Wir wurstelten uns den ganzen Vormittag durch das grüne Dickicht. Um Mittag herum rasteten wir auf einer winzigen Lichtung. Lohmann sprach mit Tanto, der Indianer nickte und verschwand lautlos in der Vegetation. Sein Herr setzte sich zu uns und meinte sorgenvoll: »Hoffentlich erledigen sie ihn nicht, ohne ihn überhaupt anzuhören.«
Wir warteten vier Stunden. Dann rauschte es leicht im Wald, und Tanto und ein zweiter, sehr alter Indianer standen wie aus dem Boden gewachsen vor uns. Die alte Rothaut trug einen verrückten Kopfputz, Speer, Blasrohr und den Köcher mit den kleinen, vergifteten Pfeilen.
Es begann ein großes Palaver zwischen Tanto, dem Alten, Lohmann und Pedro, das wir ruhig hätten verschlafen können, denn wir verstanden nicht ein Wort davon, aber wir konnten den Blick nicht von den Wilden lösen.
Sie müssen das verstehen. Phil und ich sind New Yorker, wenn ich auch in Connecticut geboren bin. Wenn es auch noch Indianer bei uns gibt, so gibt es doch keine Wilden mehr. Wenn man bei uns einen Häuptling im vollen Federschmuck vor seinem bemalten Zelt sieht und die Kamera zückt, um diese aufregende Begegnung festzuhalten, dann besteht immer die Gefahr, daß der alte Krieger rät: ›Nehmen Sie die Blende acht und belichten Sie eine fünfzigstel Sekunde.‹
Davon konnte hier keine Rede sein. Als das Palaver nach zwei Stunden zu Ende war, schenkte Lohmann dem Häuptling ein Messer und zwei Tüten Salz. Der Alte nahm die Dinge schweigend entgegen. Eine kurze Bewegung, und das Dickicht verschluckte ihn. Loihmann kam zu uns zurück.
»Tja«, sagte er nachdenklich, »das hört sich alles sehr merkwürdig an. Um es kurz zu machen, Tantos Häuptling erzählt ungefähr folgendes: Die Alacientes haben die verbotene Stadt wieder betreten, nachdem dort ein großer Geist erschienen ist. Sie sind reich und mächtig geworden durch den Geist. Sie haben jetzt so viel Salz, wie sie wollen. Das ist im Grunde alles.«
»Und dafür brauchen Sie zwei Stunden?« brummte Phil.
»Wie immer es sei, Mr. Lohmann«, sagte ich. »Wir werden Schwierigkeiten bekommen. — Hören Sie, ich verstehe nichts von Ihrem Urwald und seinen Leuten, aber wenn sie in einem solchen Dickicht über uns herfallen, nützen unsere Gewehre uns nicht mehr als
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