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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Zufallsbekanntschaft hin. Selbst, als der amerikanische Konsul sich einschaltete, blieben sie hart, und erst als Mr. High über Interpol die Sache in die Hand nahm, bekamen sie von ganz oben eins aufs Dach und mußten uns laufen lassen. Immerhin, wir verloren achtundvierzig Stunden, und als wir endlich im Zug saßen, der uns nach Romlavon bringen sollte, konnte Lohmann sich die Bemerkung nicht verkneifen:
    »Wann immer wir jetzt den ›Jaguar‹ finden werden, er wird auf unseren Besuch vorbereitet sein.«
    »Hoffentlich hat er den Whisky dann kalt gestellt«, brummte Phil und zog sich den Hut über die Augen.
    Wir schaukelten drei Tage und drei Nächte durch Brasilien. Vom dritten Tage an wurde der Wald zur Rechten und Linken der Bahn grün und immer dichter und das Klima scheußlich warm und schwül, eine richtige Treibhausluft. Lohmann gab interessante Einzelheiten von sich, wieviel Leute beim Bau der Bahn zum Teufel gegangen waren.
    Mitten in der Nacht des dritten Tages kamen wir in Romlavon an. Eine Stadt? Beileibe nicht! Ein Sammelsurium von Bretterbuden, ungefähr das, was aufgebaut wurde, als unsere Leute in den Staaten sich daranmachten, den Westen zu kolonisieren. Romlavon war Sammelplatz für Rohkantschuk, und dem Kautschuk allein verdankte es seine Existenz. Während der großen Gummikrise in den dreißiger Jahren war es schon einmal verfallen, und erst der Krieg hatte ihm wieder auf die Beine geholfen.
    Wir waren die einzigen, die hier ausstiegen. Nur die Hauptstraße war gepflastert. Lohmann lieferte uns vor einer Bar ab, aus der Orchestrionmusik erschallte.
    »Gehen Sie ‘rein und trinken Sie einen«, sagte er. »Ich werde mich nach meinem Peon mit dem Jeep umsehen.«
    Wir dachten, wir platzten in einen Wildwestfilm hinein, als wir die Bar betraten. Es sah genauso aus, und sie war genau von den Gestalten bevölkert, die in den Western die großen Keilereien zu veranstalten pflegen. Aber das schien nur auf den ersten Blick so. Beim zweiten erkannte man den Unterschied.
    Unsere West-Leute waren ganze Burschen vielleicht rauh, vielleicht hart, sicherlich auch verschlagen und manche Sorte von Gaunern darunter. Aber ihre Gesichter waren gegerbt von Wind und Wetter, und durch die Bank besaßen sie die Gesundheit von Bären. Was wir in dieser Bude von Romlavon fanden, das war anders, gelb, schmalwangig, ausgehöhlt vom Fieber. Wir sahen dunkle Augen, die zitternd den Drink dunkle Hände, die zitternd den Drink verschütteten, den sie zum Munde führten, Schultern, die im Husten zuckten. Außerdem waren die Burschen verkommener angezogen und schmieriger als alles, was Ich je gesehen hatte. Sie wirkten irgendwie feucht — feucht und schwül wie das verdammte Klima in der verdammten Gegend.
    Natürlich erregten wir beträchtliches Aufsehen in unserer Stadtkluft, so mit Hut und Schlips, aber wir störten uns nicht daran. Wir suchten uns einen freien Tisch und bestellten irgend etwas.
    Der Wirt brachte uns zwei Gläser. Er verlangte einen höheren Preis für den Fusel als wir im ,Americano‘ für echten Scotch bezahlt hatten, und als wir uns dann die Gläser genauer ansahen, verzichteten wir darauf, das Gebräu zu kosten.
    Lohmann kam nach zehn Minuten wieder.
    »Der Jeep steht draußen. Wenn Sie wollen, können wir starten. Oder wollen Sie hier übernachten?«
    »Vielen Dank«, antworteten Phil und ich wie aus einem Mund. Lohmann bemerkte unser Erstaunen über die Kneipe und.die Leute darin und lachte auf.
    »Gummisucher«, erklärte er, »Sie verprassen ,was Sie in einem halben Jahr im Urwald verdient haben. Für sie ist Romlavon Zivilisation in Reinkultur. Es gibt sogar eine Tanzbar mit Mädchen, die für kein Hafenviertel einer Großstadt mehr taugen. Hier gelten sie als der Inbegriff all dessen, was das Leben lebenswert macht. Gehen wir.«
    Der Jeep war eine prima Sache, sozusagen etwas Vertrautes, ein Ding aus den Vereinigten Staaten. Am Steuer hockte eine braunhäutige Gestalt mit einem Riesenhut auf dem Schädel. Wir verfrachteten uns und unser Gepäck. Es ging los.
    Der Jeep war zwar aus den Staaten, aber die Straße, die er befuhr, befand sich in Brasilien, und dazu noch in einem Gebiet, das eigentlich nur Urwald war. Dazu fuhr der Halbidiot vorne am Steuer, als gelte es, einen Rekord aufzustellen.
    »Pedro findet diesen Teil der Straße noch gut«, brüllte uns Lohmann zu. »Später, wenn sie schlechter wird, wird er langsamer fahren.« Er lachte.
    Als es hell wurde, sahen wir, daß wir durch eine

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