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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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kommen.«
    Wir machten uns gemeinsam an die Arbeit. Als die Nacht hereinbrach, lagen wir Weißen in den Hängematten. Unsere Leute hatten ein Feuer entzündet und hockten davor. Abwechselnd ging einer von ihnen um die Ruine Patrouille.
    Es wurde eine der seltsamsten Nächte, die ich je erlebt habe. Der alte Pedro am Feuer begann leise zu erzählen. Lohmann übersetzte es für uns.
    Es waren alte Sagen, von denen Pedro berichtete. Uralte, oft verworrene Geschichten, in denen es nur so wimmelte von Grausamkeiten, von Spuk und Zauberei,' von bösen Geistern und großen Zauberern.
    Nein, ich glaubte nicht daran. Selbstverständlich nicht. Ich bin aus New York, aber die traurige, leicht ängstliche Stimme des Indios, die Gesichter der Männer im flackernden Schein des Feuers, die geradezu bizarre Unwirklichkeit der Landschaft, von der Ich mich umgeben wußte, das alles verfehlte seine Wirkung auch auf mich nicht. Wer weiß, welcher Urgrund in solchen Geschichten steckt, die sich über Jahrhunderte von Generation zu Generation erhalten haben. Wirklich, ich konnte nicht schlafen. Ich hörte zu, und manchmal lief mir ein kleiner, kühler Schauer über den Rücken.
    Es wurde Mitternacht. Pedro sprach immer noch. Tanto hatte jetzt die Wache übernommen und umkreiste das Gebäude. Von Zeit zu Zeit tauchte seine fast nackte Gestalt, den Speer in der Hand, vor der offenen Seite auf. Einmal blieb er stehen, starrte lange in die Nacht hinaus, ging dann auf nackten Füßen lautlos zu Lohmann und sagte leise: »Onza!«
    Lohmann richtete sich in der Matte auf und griff nach seinem Gewehr.
    »Was gibt‘s?« fragte ich.
    »Er sagt, ein Jaguar. Die Eingeborenen nennen ihn Onza!«
    Ich nahm meine Büchse, Phil ebenfalls. Wir folgten dem Indio vor das Gebäude.
    »La«, flüsterte er und zeigte mit dem Arm.
    Ich sah es sofort. Vielleicht in fünfzehn Schritt Entfernung funkelten zwei grünliche, sehr große Katzenaugen.
    »Wollen Sie ihn schießen?« fragte Lohmann. »Gut zielen. Zwischen die Augen. Der Jaguar ist gefährlich, wenn er angeschossen ist. Sonst übrigens auch!«
    Ich zog die Büchse an die Schulter. Es war in der Dunkelheit nicht leicht, Kimme und Korn überhaupt zusammenzubringen, aber dann gelang es mir vor dem grünlichen Licht der Katzenaugen. Ich schwenkte einige Millimeter nach rechts und rührte am Abzug. Der Schuß dröhnte schwer durch die Stille, noch in den Schuß hinein rief Lohmann: »Gefehlt!« Er riß seine Büchse hoch und feuerte.
    Ich hatte die Büchse abgesetzt, und ich sah: noch immer leuchteten die Jaguaraugen.
    »Sie schießen auch nicht besser«, lachte ich und wollte meine Büchse erneut ansetzen, nachdem ich repetiert hatte, aber Lohmann legte mir die Hand auf den Arm.
    »Das… ist doch… nicht möglich«, sagte er mit schwerer Zunge.
    »Was?« fragte ich ahnungslos.
    Er warf sich geradezu zu mir herum.
    »Mensch!« schrie er. »Glauben Sie, ein gewöhnlicher Jaguar bleibt ruhig liegen, wenn man versucht, ihm zweimal eins aufzubrennen?«
    Ich starrte ihn offenen Mundes an. Dann lachte ich:
    »Sicherlich ist es der ›große Jaguar‹! Und ich nahm meine Büchse hoch und rührte am Abzug.«
    Nichts! — Die grünen Augen starrten uns unentwegt an.
    Ich preßte die Lippen zusammen. Dieses merkwürdige Vieh würde ich jetzt untersuchen. Ich lud durch und tat den ersten Schritt. »Bleiben Sie hier!« rief Lohmann hinter mir. Ich ging weiter, bereit, das Gewehr an die Wange zu reißen. Die Augen wurden größer. Es schien so, als leuchteten sie intensiver. Zehn Schritte, acht, sieben. Ich glaubte, die Umrisse der großen Katze zu erkennen, zog den Schaft an die Wange und krümmte den Finger.
    In diesem Augenblick verschwanden die grünen Augen. Sie verschwanden, ohne daß das leiseste Geräusch eines sich bewegenden Körpers zu vernehmen gewesen wäre.
    Ich setzte verblüfft das Gewehr ab und drehte mich um. Kurz hinter mir stand Phil, in wenigen Schritten Abstand Lohmann. Von Tanto war nichts mehr zu sehen.
    »Haben Sie ihn abspringen sehen?« fragte ich.
    Lohmann schüttelte den Kopf.
    »Besorgen Sie mir eine Taschenlampe.«
    Er mußte selber zur Ruine, um sie zu holen. Weder Pedro noch sonst einer von unseren Leuten reagierten auf Rufen.
    Kurz und gut, wir suchten den Boden ab, zollweise. Nichts, keine Spur.
    Ich haute mich in meine Hängematte und knirschte ein bißchen mit den Zähnen. Leuchtende Jaguaraugen im Dunkel, ohne den dazugehörigen Jaguar, hi—hi. Klar, daß die Eingeborenen darauf

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