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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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die Angelegenheit vorläufig als erledigt. — Morgen wird Mr. Rimbeau uns über unsere Arbeitswilligkeit befragen, und wir wollen sehen, wie er reagiert, wenn wir uns weigern.«
    »Lassen Sie das sein«, sagte Bower. »Ich habe mich auch geweigert. Er hat eine scheußliche Art sich die Leute gefügig zu machen. Mich hat er in einen Jaguarkäfig sperren lassen und gedroht, das Zwischengitter hochzuziehen. Es kann passieren, und es soll schon geschehen sein, daß er dann doch die Katzen über sie herfallen läßt, selbst wenn Sie im letzten Augenblick ,ja‘ schreien. Einfach, weil es ihm Spaß macht. Vergessen Sie nicht, daß er nicht normal ist. Er ist ein kluger Verrückter, der oft vernünftig handelt. Zwischendurch bekommt er dann einen Koller, und kein Mensch kann Voraussagen, was ihm zu tun einfällt.«
    Phil lachte. Es klang ein wenig dünn.
    »Gut, Jerry, verzichten wir darauf, durch unsere Weigerung Mr. Rimbeau zu Überraschungen zu verleiten. Arbeiten wir lieber vierzehn Tage für ihn, und bereiten wir ihm dann eine Überraschung.«
    Damit war das Thema Rimbeau vorläufig beendet. Bower und wir unterhielten uns darüber, wie wir die Spur, die in den Urwald führte, gefunden hatten. Die drei Graveure sprachen mit uns über ihre Familien, denen sie regelmäßig Briefe schreiben mußten. Später kam eine Gruppe von Indios und brachte unser Abendbrot, irgendein gebratenes Viehzeug dieser Gegend Wir nahmen die Teller, richtige Porzellanteller, unter den drohend auf uns gerichteten Blasrohren entgegen.
    ***
    Bower und die drei Graveure gingen am nächsten Morgen zur Arbeit, nachdem Indios sie geweckt und Mate-Tee zum Frühstück serviert hatten. Es ging genau wie in einem Gefängnis zu. Einer von den Indianern schien die Rolle des Küchenbullen zu spielen, während andere das Bewachunggpersonal darstellten. Phil und ich bekamen wieder die Hände verschnürt und wurden vor die Tür zu Rimbeaus Zimmer gebracht. Wir öffneten sie, während die Indianer ihre Gesichter bedeckten.
    Der Doktor saß im Straßenanzug am Tisch.
    »Haben Sie sich entschlossen?« fragte er an Stelle einer Begrüßung.
    »Was bleibt uns übrig«, sagte ich achselzuckend.
    Er sah überrascht auf. Er hatte wohl eine Weigerung erwartet.
    »Ah, Sie sind vernünftig«, sagte er gedehnt. Es schien ihm leid zu tun, daß wir vernünftig waren. Vielleicht hätte er gern ausprobiert, wie weit wir seinen Droh- und Druckmitteln standhielten. Vielleicht auch wollte er einfach sehen, wieviel Prankenhiebe und Bisse ein Mann vertrug, bevor er starb. Er stand wortlos auf, kletterte in sein Kostüm, trieb uns mit einer Armbewegung hinaus und ging uns dann voran. Sechs Alacientes schlossen sich sofort unserem Zug an.
    Wir wurden in die Höhle gebracht, in der Bower arbeitete.
    Rimbeau erklärte uns unter seiner Maske hervor, was wir zu tun hatten. Es drehte sich im wesentlichen darum, in einem der Glühöfen eine Mischung verschiedener Metalle herzustellen, deren Schmelzpunkt genau eingehalten werden mußte. Zehn Grad Temperatur zuviel, und infolge Verdampfung stimmte der Sud nicht mehr, und die daraus gegossenen Barren waren Mist.
    »Eine Arbeit, die ich den Brasilianern nicht anvertrauen kann. Von zehn Schmelzen verderben sie mir sieben. Bower kann es, aber er kann nicht alle fünf Öfen gleichzeitig bedienen. Er wird Sie anlernen.«
    Damit war unsere heutige Begegnung mit dem ›Großen Jaguar‹ beendet. Er verließ uns, gefolgt von seiner Leibgarde.
    Bower zeigte uns, wie wir die Tiegelöfen zu beschicken und zu beaufsichtigen hatten. Es war nicht so einfach. Wir hatten es am Abend noch nicht sicher heraus.
    Tja, ich kann es nicht leugnen. Ich, ein G-man, und Phil, ebenfall ein G-man, wir gossen zwölf Tage lang falsche Goldbarren. Genaugenommen stellten wir nur den Kern her. In den galvanischen Bädern bekamen sie den ersten Goldüberzug, und dann kamen sie noch in eine andere Apparatur, die ihnen eine dickere Schicht verpaßte. Die Graveure prägten und ätzten sie dann mit den üblichen Gewichts- und Gehaltsbezeichnungen.
    Einmal am Tage kam Rimbeau in seinem Aufzug und mit Gefolge durch die Werkstätten, sprach selten mit uns, prüfte unsere Produkte und ging wieder. Einmal in diesen zwölf Tagen begann er furchtbar zu toben, obwohl kein ersichtlicher Grund vorhanden war. Die Männer erstarrten und standen mit angehaltenem Atem, die Alacientes senkten die Köpfe, beobachteten uns aber genau. Immerhin, das Unwetter ging vorüber, ohne daß es für einen

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