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0005 - Atom-Alarm

Titel: 0005 - Atom-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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wußte, daß der Empfänger, den der Notruf aus dem Sender meinte, auf Myra IV stand. Er war über Myra IV informiert. Ein kalter, einödiger Planet in der Nähe einer sterbenden Sonne, knapp achthundert Lichtjahre von hier entfernt und so unwirtlich, daß das Imperium auf ihm nichts anderes als die übliche Vorpostenabteilung an Robotschiffen stationiert hatte.
    Das machte die Konsequenzen leicht durchschaubar. Die Robotschiffe würden den Notruf empfangen, aufsteigen und den Sender anfliegen. Sie würden feststellen, daß der Kreuzer durch den Beschuß mit Raketen vernichtet worden war, den Raketenschützen ermitteln und an ihm und seiner Umgebung Vergeltung üben, soweit es in ihrer Macht lag.
    In diesem besonderen Fall saß der Raketenschütze auf der Erde, und seine Umgebung war die ganze Erde.
    Und zweifellos lag es in der Macht der Robotschiffe, in diesem Falle Vergeltung in vollem Ausmaß zu üben.
    Daß der Hypersender im Kreuzer den automatischen Notruf aussandte, bedeutete nichts anderes, als, daß jemand im Laufe von fünfundvierzig Tagen von dem Zeitpunkt an gerechnet, an dem der Kreuzer vernichtet worden war, versuchen würde, aus der Erde einen Schutthaufen zu machen. Die Erde aber - wie es im Augenblick aussah - würde nicht in der Lage sein, sich gegen diesen Versuch zu wehren.
    Die einzigen, die ihr helfen konnten, waren sich selbst nicht einig. Rhodan sah Crest an. Crest schien seine Gedanken zu erraten. „Ich habe die Meiler angefahren", sagte er. Rhodan nickte zum Dank. „Wir starten so schnell wie möglich!"
     
    6.
     
    Umanak-Fjord an der Davisstraße.
    Das ist dort, pflegten die Leute zu sagen, die einmal hier gewesen waren, wo man den grauen Himmel von den grauen Eisbergen nur dann voneinander unterscheiden kann, wenn man die Hand hinhält und sieht, ob man Eis oder Luft unter den Fingern hat.
    Es gab kaum ein trostloseres Stück Erde. Auf der anderen Seite gab es auch kaum eines, auf dem wichtigere Entschlüsse gefaßt wurden als hier.
    Umanak-Fjord, Hauptquartier der International Intelligence Agency; Aber zur Zeit von fremden Agenten fast ebenso sehr überlaufen wie von den eigenen. Über der Erde gab es nur wenig zu sehen. Ein paar dickwandige Holzhäuser, die einer dänischen Handelsgesellschaft gehörten und in denen Eskimos wohnten. An einem der Häuser stand auf einem mit krummen Buchstaben bemalten Brett zu lesen, daß man Felle verkaufe. Aber noch kein Pelzhändler hatte Felle von der Umanak Fur Company bezogen.
    Die Eskimos waren geschulte Agenten. Der Leiter des Postens war in der Tat ein Däne. In Wirklichkeit bekleidete er den Rang eines First Lieutenant und hatte bei Allan D. Mercant einen Stein im Brett.
    Der Rest der Anlage verbarg sich unter Eis und Fels. „Der Rest" täuschte über die wahren Gegebenheiten hinweg. Mehr als fünfundneunzig Prozent aller Aktivität in Umanak Fjord spielte sich unterirdisch ab, und nach denselben Proportionen waren auch die Räumlichkeiten verteilt.
    Von den etwa fünfhundert Menschen, die ständig in Umanak Fjord lebten, kannten nur zehn die unterirdischen Anlagen in vollem Ausmaß. Die Agenten der Asiatischen Föderation und des Ostblocks, die in diesen Tagen der erzwungenen Kooperation hier gastierten, kannten nicht mehr als die beiden obersten Stockwerke.
    Mercant residierte auf der Sohle des Traktes. Er war mit Sicherheitsvorrichtungen nach allen Seiten hin umgeben. Nicht, daß er um seine Person gefürchtet hätte ... es ging ihm und denen, die die Sicherungen angelegt hatten, um die Unzahl wertvoller und geheimer Dokumente, die in den Panzerschränken des untersten Stockwerks lagerten, Mercant besaß ein Privatbüro, das er sich nach seinem eigenen Geschmack eingerichtet hat. Die Möbel waren überdimensional. In dem mächtigen Raum mußte der uneingeweihte Besucher den unscheinbaren Mann zunächst einmal suchen. Meistens saß Mercant hinter dem gewaltigen Schreibtisch, bequem in einen Sessel zurückgelehnt, der zu groß zu sein schien, als, daß er hätte komfortabel sein können, und schaute nur mit dem Kopf noch über die Tischplatte.
    Mercant kannte keine Tageseinteilung. Er arbeitete, bis er zu müde war, als, daß weiteres Arbeiten ihm noch Erfolg versprochen hätte, ging schlafen und stand wieder auf, wenn er sich leidlich ausgeruht fühlte.
    Die gleichmäßige Beleuchtung der Räume half ihm, den harmonischen Vierundzwanzigstunden-Rhythmus der Oberwelt zu vergessen.
    Die eigentlichen Leidtragenden waren Mercants Ordonnanzen.

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