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0005 - Atom-Alarm

Titel: 0005 - Atom-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Die meisten von ihnen liebten eine regelmäßige Tätigkeit und einen regelmäßigen Schlaf. Aber Mercant war auf dem Standpunkt, daß die Sicherheit der Welt nicht zugunsten der Vorliebe einiger subalterner Offiziere für bürgerliche Regelmäßigkeit vernachlässigt werden dürfe.
    An diesem Tage war er um drei Uhr aufgestanden - ohne sich darum zu kümmern, ob es drei Uhr morgens oder nachmittags war - und hatte Dinge bearbeitet, die vor dem Schlafengehen hatten beiseite geschoben werden müssen.
    Um drei Uhr fünfzehn war Sergeant O'Healey erschienen und hatte gemeldet: „Keine besonderen Vorkommnisse während der vergangenen vier Stunden, Sir."
    Daraufhin war er wieder hinausgegangen und ein paar Minuten später mit Kaffee und Biskuits zurückgekehrt. Er wartete geduldig, bis Mercant den ersten Schluck kochendheißen Kaffees geschlürft hatte und die übliche Frage stellte: „Welche Zeit haben wir jetzt, Sergeant?" „Drei Uhr dreiundzwanzig, Sir." Mercant sah über die Tasse hinweg auf die Uhr. Es war drei Uhr zweiundzwanzig. „Welche Tageszeit?" „Morgens, Sir!" Mercant nickte zufrieden. O'Healey grüßte und verließ den Raum. Er dachte nicht mehr über die seltsame Zeremonie nach, obwohl sie ihm wie ein schlechter Witz vorgekommen war als er seinen Dienst begann.
    Die medizinische Kosmetik kannte eine Reihe schwer durchschaubarer Tricks. Um sich dagegen zu sichern, machte er Mercant seinen Wachsergeanten zur Pflicht, beider üblichen Frage nach der Zeit eine Minute mehr anzusagen, als es in Wirklichkeit war. Ebenso hatte er „morgens" zu sagen, wenn es Abend oder Nachmittag war und umgekehrt.
    O'Healey war davon überzeugt, daß Mercant ihn auf der Stelle erschossen hätte, wäre ihm aus Versehen einmal die richtige Minute und die richtige Tageszeit herausgerutscht.
    Darin täuschte er sich jedoch. Mercant nahm es als ausreichende Identifizierung, wenn O'Healey eine Minute zuviel ansagte. Die Meldung über die Tageszeit bedeutete für ihn jedoch eine echte Information.
    Erst wenn O'Healey meldete, es sei Morgen, wußte er, daß es in Wirklichkeit Nachmittag war.
    Eine halbe Stunde nach O'Healey empfing er Captain Zimmerman zum Rapport. Der Captain begann: „Als Wichtiges, Sir: die Unterredung mit den Offizieren der Asiatischen Föderation. Major Perwuchin aus Moskau als Beobachter." „Was will er beobachten?" fragte Mercant gelangweilt. „Haben Sie eine Ahnung, was die Asiaten schon wieder wollen?" „Man hört, sie haben eine Menge neuer Vorschläge in der Tasche und möchten sie gerne mit Ihnen erörtern, Sir." „Vorschläge, wozu? Für einen dauernden Weltfrieden?" „Nein, Sir. Vorschläge, wie man den Deserteuren in der Gobi doch noch an den Kragen könnte."
    Mercant hob die rechte Hand und betrachtete seine Fingernägel. „Sagen Sie nicht immer Deserteure, Zimmerman! Ich habe viel Gutes über diese Leute gehört und möchte nicht über sie urteilen, bevor ich ihre Gründe nicht genau kenne."
    Zimmerman antwortete nicht.
    „Was sonst?" fragte Mercant. „Vorerst nichts, Sir."
    „Danke!"
    Zimmerman salutierte und schritt hinaus.
     
    *
     
    Rhodan landete das Boot dreihundert Kilometer landeinwärts auf einer glatten Fläche graublauen Eises.
    Die Eisebene besaß nur geringe Ausdehnung und war nach allen Seiten hin mit Bergen von beachtlicher Höhe umgeben. Es bestand keine Gefahr, daß jemand das Boot durch Zufall entdecken würde.
    Außerdem waren für grönländische Verhältnisse dreihundert Kilometer ein mehr als ausreichender Abstand.
    Rhodan hatte mit den technischen Hilfsmitteln, die dem Boot zur Verfügung standen, keine Schwierigkeiten gehabt, der Peilung durch die in der Gegend von Umanak-Fjord besonders zahlreichen Radarinseln zu entgehen. Er war sicher, daß die Beobachter auf ihren Bildschirmen nicht einmal ein leises Blitzen gesehen hatten.
    Um die optische Direktbeobachtung hatte Rhodan sich keine Sorgen gemacht. Der Himmel hing tief über Grönland, und es war leichter, über der geschlossenen Wolkendecke zu bleiben, als das ganze Boot mit einem energieverzehrenden Deflektorschirm zu umgeben, Auf dem Rückflug vom Mond hatte Rhodan Tako von dem Vorgefallenen in Kenntnis gesetzt und ihn zum Goshun-Salzsee zurückgeschickt. Im Augenblick gab es wichtigere Dinge zu tun, als bei den Industriekapitänen zu antichambrieren. Rhodan hatte berechtigte Hoffnung, daß es für die Dritte Macht in Kürze nicht mehr nötig sein werde, ihre Aufträge unter der Hand und in ständiger Furcht

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