0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
immer noch lächelnd.
Das Girl war völlig durcheinander. Was hatte man hier mit ihr vor? Warum fixierte dieser blondhaarige Mann sie mit seinen Blicken? Was wollte er von ihr?
Janus begann, sich zu bewegen. Er hob beide Arme, legte die Daumen unter sein Kinn und die restlichen acht Finger gegen die Wangen. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Die Mundwinkel zogen sich nach unten, die Augen verengten sich zu Schlitzen.
Dann geschah es.
Mit einem Ruck drehte Janus seinen Kopf nach links. Wie der Schädel einer Puppe ließ sich der Kopf bewegen. Die Augen blickten jetzt zur Seite. Der Schädel hatte schon eine Drehbewegung um neunzig Grad hinter sich.
Selbst die abgebrühten Gangster hielten den Atem an. Hier ging etwas vor, was ihr Begriffsvermögen bei weitem überstieg. Dieser Mann schien tatsächlich mit dem Satan im Bunde zu stehen.
Alex Tarras stöhnte unwillkürlich auf.
Laszlo hatte die Hände zu Fäusten geballt. Aus seinem Blick sprach das reine Nichtbegreifen.
Aber Janus stand erst am Anfang seiner Demonstration. Und wieder drehte er seinen Kopf immer weiter.
Lautlos geschah dies. Nicht ein Wirbel knackte oder brach. Der Kopf ließ sich bewegen, als säße er auf einem gut geölten Gelenk.
Janus hatte seinen eigenen Kopf um einhundertachtzig Grad gedreht!
Mandy saß starr vor Entsetzen. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt. Er schien im Hals zu hämmern. Das Blut pochte in ihren Schläfen. Die jähe Angst fuhr wie ein Blitzstrahl durch ihren Körper.
Denn sie sah das zweite Gesicht des Januskopfes!
Es war eine grauenvolle Physiognomie.
Leblos und kalt wie Stein. Grau und rissig bot es sich ihren Blicken dar, nur die Augen leuchteten in einem tiefen Goldrot. Der Haaransatz war weggefallen. Dafür tummelten sich auf der Stirn kleine Schlangen, die aussahen wie Würmer.
Das Gesicht bewegte sich. Die Augen wurden größer. Mandy spürte plötzlich die Hitze, die von ihnen ausging. Es waren regelrechte Strahlen, die sie trafen und ihr den Atem raubten.
Mandy schrie.
Sie glaubte zu verbrennen. Plötzlich war vor ihren Augen nur noch eine glühende Wand. Eine Wand, die in einem grellen Inferno aus Lichtfarben explodierte. Mandy spürte den Druck. Sie rang nach Atem und wollte den Mund aufreißen.
Sie schaffte es nicht mehr.
Wo sich ihr Mund befunden hatte, war er nicht. Sie hatte keinen Mund mehr. Sie…
Mandys Gedanken rotierten, überschlugen sich, brachen abrupt ab.
Sie spürte noch den alles verzehrenden Schmerz, dann war sie von ihren Qualen erlöst.
Mandy war tot!
Der Anblick des Januskopfes hatte sie umgebracht.
Gelassen hob der Besucher seine Arme und drehte den Kopf wieder in die normale Richtung. Lächelnd blickte er Alex Tarras und Laszlo an. »Reicht Ihnen das, Mr. Tarras?« fragte er scheinheilig.
Tarras gab keine Antwort.
Der Vorgang hatte ihn geschockt und entsetzt. Der Gangsterboß konnte keinen Blick von seiner ehemaligen Geliebten wenden. Eine Gänsehaut lief über seinen Rücken.
Mandy war tot – okay, das nahm Tarras hin. Doch wo sich ihr Gesicht befunden hatte, war nur noch ein heller Fleck…
***
Janus unterbrach die lastende Stille. »Solch einen Verbündeten haben Sie noch nie gehabt, nicht wahr, Tarras?«
Der Gangsterboß schüttelte den Kopf. Dann zeigte er mit ausgestreckter Handauf die Tote. Seine Finger zitterten dabei. Zu tief saß noch der Schock.
»Das Gesicht«, flüsterte er. »Wo ist das Gesicht?«
Janus lachte. Er stand auf und schlug Tarras auf die Schulter. Der Gangster zuckte unter der Berührung zurück. »Sie sind etwas schreckhaft«, stellte Janus fest. »Das sollten Sie nicht sein. Sie haben ja nichts zu befürchten. Im Gegenteil, ich biete Ihnen meine Hilfe an.«
Tarras nickte. »Ja, ich…« Dann ging er mit schleppenden Schritten zum Schrank. Er holte eine Whiskyflasche hervor und schüttete ein Glas halbvoll. Mit einem Zug kippte er das scharfe Getränk herunter. Er warf Laszlo die Flasche zu. Der Rumäne setzte sie sich an die Lippen. Auch er hatte jetzt einen Beruhigungsschluck nötig.
Langsam kehrte die Farbe in Tarras’ Gesicht zurück. »Ihr Gesicht«, murmelte er wieder, »wo ist ihr Gesicht?«
Janus hob die Schultern. »Verschwunden. Ich habe es in mich aufgesaugt.«
»Unbegreiflich«, flüsterte der Gangsterboß. Er riskierte einen vorsichtigen Blick auf die Tote.
Das Mädchen sah makaber aus. Die hellen Haare umrahmten eine wie aus Marmor weiße glatte Fläche.
»Wir müssen sie wegschaffen«, flüsterte
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