0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
süffisant. »Es ist besser, wenn Sie nichts wissen.«
»Sie denken daran, daß die Sache schieflaufen könnte.«
»Möglich ist alles«, erwiderte der Januskopf. »Aber seien Sie versichert, ich bleibe immer in Ihrer Nähe. Sinclair kann gar nicht mehr entkommen. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
Unbehelligt ging Janus zur Tür. Er zog sie fast geräuschlos auf und schloß sie ebenso leise hinter sich.
Zurück ließ er zwei Gangster und ein totes, gesichtsloses Mädchen.
Tarras und Laszlo sahen sich an. Man konnte merken, daß sie sich in ihrer Haut nicht wohl fühlten. Immer wieder warfen sie dem toten Girl verstohlene Blicke zu.
»Wir müssen sie wegschaffen«, erinnerte Tarras. »Das übernimmst du, Laszlo.«
Der Rumäne nickte. »Ich traue dem Braten nicht, Boß«, warf er ein. Seine Stimme klang bedrückt.
Tarras griff nach einem Zigarillo. »Wir machen es, basta«, erklärte er.
»Soll ich diesen Sinclair umlegen?« wollte Laszlo wissen.
»Nein, das soll Beau übernehmen. Ich werde ihm das schon plausibel machen. Er kann sich noch einen Mann aussuchen. Sorg du dafür, daß die Leiche verschwindet. Ich möchte nicht, daß sie von einem anderen gesehen wird. Niemand braucht zu wissen, mit wem wir uns eingelassen haben.«
»Cass Garrett wird nicht so leicht unterzukriegen sein«, gab Laszlo zu bedenken. »Du kennst ihn. Seine Schlägergarde ist gefährlich.«
»Das ist nicht unsere Sorge. Darum soll sich Janus kümmern. So, jetzt schaff mir das Weib aus den Augen.«
Laszlo ging und besorgte eine Decke. Er legte sie über die Tote und trug sie hinaus. Beau Ranson sah ihn, wie er die Tote im Kofferraum seines Wagens verstaute. Ranson grinste, sagte aber nichts. Jetzt wurde er zum Boß gerufen.
»Ich habe einen Job für dich, Beau«, sagte Tarras. »Wenn du ihn glatt und sicher erledigst, sind tausend Pfund Prämie für dich drin.«
Ranson grinste. »Das läßt sich hören.«
Tarras warnte: »Nimm den Job nicht auf die leichte Schulter! Der Mann, den du umlegen sollst, ist vom Yard!«
Ranson zog nur die Augenbrauen in die Höhe. »Wie heißt er?«
»John Sinclair!«
Beau begann zu lachen. »Der Kerl, der Geister jagt?«
»Ja.«
»Kleinigkeit für mich.«
»Es darf kein Verdacht auf uns fallen«, mahnte der Gangsterboß. »Mach es so, daß nichts von ihm übrigbleibt. Allerdings brauche ich einen Beweis, daß du ihn tatsächlich umgelegt hast.«
»Der wäre?« erkundigte sich Beau Ranson leichthin.
»Ich will Sinclairs Kopf!«
Jetzt wurde selbst der abgebrühte Beau Ranson blaß. Er schluckte und stotterte nach einiger Zeit: »Okay, Boß, du bekommst ihn…«
***
Der Friedhofsgärtner grinste verschmitzt und blickt Oberinspektor Sinclair an. Dann wies er mit der Hand über das leicht ansteigende parkartige Gelände mit den Trauerweiden und den niedrigen Rhododendronbüschen.
»Sehen Sie den Rauch da über den Bäumen?«
John Sinclair nickte und nahm einen Zug aus seiner Zigarette.
»Jetzt wird wieder einer verbrannt. Immer wenn der Rauch so fettig und dunkel ist, dann sagt man, daß es ein schlechter Mensch gewesen ist.«
John räusperte sich. »Ich finde Ihre Scherze doch ziemlich makaber«, meinte er.
Der Gärtner hob die Schultern. »Wer vierzig Jahre auf einem Friedhof arbeitet, dem ist nichts mehr heilig. Glauben Sie mir, Sir!«
»Trotzdem.« John Sinclair trat die Zigarettenkippe aus. Er war nicht zum Vergnügen auf den Friedhof gekommen, sondern in einem dienstlichen Auftrag. Seit geraumer Zeit wurden Leichen gestohlen. Sie verschwanden aus den Aufbewahrungshallen und tauchten nicht wieder auf. Die Polizei hatte versucht, den unheimlichen Leichenräuber zu jagen. Bisher vergeblich. Der Kerl war schlauer. Er entkam immer wieder. Sieben Leichen hatte er bisher gestohlen. Was er damit anstellte, wußte keiner.
Oberinspektor Sinclair wurde auf den Fall angesetzt. Wie immer, wenn seine Kollegen den Fall als unlösbar abgaben. Auch John hatte noch keinen Erfolg erzielen können. Jetzt wollte er sich bereits die dritte Nacht um die Ohren schlagen.
Ein verfluchter Job, dazu noch die miese Bezahlung.
Die Dämmerung setzte ein. Aus dem Schornstein des Krematoriums drang noch immer der dunkle Rauch. Er stieg wie eine Fahne in den Himmel, wurde dann vom Wind erfaßt und auseinandergefasert.
»Ja, ja«, meinte der Gärtner, »der Volksmund sagt viel. Angeblich sollen die Scheintoten in den Särgen auch anfangen, ihre Kleider aufzuessen. Was meinen Sie dazu, Sir?«
»Ich war noch
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