0005 - Der Mörder mit dem Januskopf
schob das Girl von sich. »Entzückend!« äffte er Kojak nach und schlüpfte aus dem Jackett.
Mandys Augen wurden groß. »Jetzt?«
Tarras hielt in der Bewegung inne. »Warum nicht?«
»Ich meine nur…« Plötzlich lachte Mandy. »Ja, warum eigentlich nicht? Am späten Morgen haben wir es lange nicht mehr gemacht. Komm, Liebster.« Mandy ließ sich auf das Bett fallen und streckte beide Arme aus.
Tarras grinste verächtlich. Er blieb dicht vor dem Girl stehen. »Es ist das letzte Mal, daß wir zusammen sind«, sagte er im Plauderton und behielt sein Grinsen.
Mandy versteifte sich. Es schien, als würde sie die Worte gar nicht begreifen, die Tarras ihr da gesagt hatte.
»Wie – wie soll ich das verstehen?« fragte sie flüsternd.
Tarras lachte auf. »So, wie ich es gesagt habe. Ich will dich nicht mehr. Ich habe die Nase voll. Verstehst du?«
Mandy zog die Beine an und setzte sich auf. »Aber… aber wir haben uns doch gut verstanden. Ich meine… du kannst nicht einfach…« Sie begann zu stottern und wußte nicht mehr weiter.
Tarras nickte. »Doch, ich kann.«
Mandy weinte. Die Tränen waren echt. Im Gegensatz zu einigen anderen Situationen, in denen Mandy schon geheult hatte. Denn sie hatte plötzlich Angst. Es war ihr mal zu Ohren gekommen, was mit ihren Vorgängerinnen geschehen war. Die Girls hatte man nie mehr gesehen. Angeblich waren sie mit einer Abfindung nach Frankreich geschickt worden. Mandy konnte sich jedoch vorstellen, daß die Abfindung aus zwei Betonfüßen an den Beinen bestanden hatte. Und davor hatte sie Angst.
Tarras zündete sich eine Zigarette an. »Du hättest damit rechnen müssen«, sagte er kalt. »Und hör auf zu heulen, das nutzt dir auch nichts mehr.«
Mandy zog die Nase hoch. »Was habe ich dir denn getan?« stammelte sie, »ich war nie aufsässig. Ich habe dir immer gehorcht.«
»Sonst hätte ich dir auch schon die Kehle durchgeschnitten«, fiel ihr Tarras ins Wort.
Mandy verstummte. Sie schluckte ein paarmal, suchte nach Worten und fragte dann: »Was soll denn nun werden? Was geschieht mit mir?«
»Das gleiche, was mit deinen Vorgängerinnen passiert ist«, erwiderte der Gangsterboß.
»Ich… ich… muß nach Frankreich?«
»Genau.« Tarras blies den Rauch gegen die Decke. »Du bekommst eine Abfindung. Außerdem eine kleine Wohnung in Paris. Ist das nichts? In zwei Stunden bist du schon unterwegs. Deine Kleider kannst du hierlassen. Kauf dir in Frankreich neue.« Der Kojak-Verschnitt drückte seine Zigarette aus.
In diesem Augenblick klopfte es an die Tür.
Tarras verzog das Gesicht. »Ja!« schrie er. »Verdammt, ihr wißt doch, daß ich keine Störung will!«
»Es ist aber wichtig!«
Der Mann, der diesen Satz sagte, war der einzige, dem Tarras so etwas wie Vertrauen entgegenbrachte. Es war sein Leibwächter und Lakai. Er hieß Laszlo, kam aus Rumänien und wurde in der Unterwelt nur der Stecher genannt, weil er mit ellenlangen, nadelspitzen Stiletts arbeitete. Er hatte die gefährlichen Dinger in seinen Ärmeln stecken. Eine Spezialmanschette hielt sie fest. Auf Druck hin zischten sie heraus.
»Komm rein«, rief Tarras.
Laszlo betrat das Zimmer. Er war ein grobknochiger Typ mit einem hageren Pferdegesicht. Die schwarzen Haare klebten glatt auf dem Kopf. Laszlo war überdurchschnittlich groß und hatte breite behaarte Finger, in denen eine immense Kraft steckte. Der Rumäne trug ein weitgeschnittenes Jackett und eine ungebügelte Hose. Mandy bedachte er mit keinem Blick.
»Es ist Besuch da, Boß«, sagte er.
»Schmeiß ihn raus!«
»Nein!«
Tarras hob die Augenbrauen. Wenn Laszlo so mit ihm sprach, hatte er seinen besonderen Grund. Dann war der Besuch wichtig.
»Wer ist es?«
»Er hat einen komischen Namen. Er nennt sich Janus. Ein Typ wie ein Schwuler. Aber er sagt, er wüßte einen Weg, wie du es schaffen könntest, Herr über London zu werden.«
Tarras knetete sein Ohr. Normalerweise hätte er den Kerl rausgeworfen, aber irgend etwas in seinem Innern sagte ihm, daß dieser Besucher wichtig für ihn sein könnte. »Ich sehe mir den Knaben mal an«, entschied Tarras. »Wo sitzt er?«
»Ich habe ihn in den Warteraum gebracht.« Laszlo lächelte kalt.
»Das ist gut.« Dieser Warteraum war so eingerichtet, daß Besucher über Kameras beobachtet werden konnten. Außerdem gab es noch spezielle Tricks, die ein Entkommen so gut wie unmöglich machten.
Alex Tarras warf Mandy einen raschen Blick zu; »Wir reden nachher weiter«, sagte er.
Mandy nickte
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