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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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würde, wo die beiden steckten. Ein etwaiger Versuch, es aus Jones herauszuprügeln, würde völlig aussichtslos sein.
    Es schien bitter. Doch Zamorra hatte nur die eine Wahl. Er mußte warten - warten, bis er die Möglichkeit hatte, einzugreifen.
    Im Gasthaus gab es keine Neuigkeiten. Nicole und Bill hatten kein Lebenszeichen von sich gegeben. Zamorra las die Furcht in den Augen des Wirtes, als dieser ihm mitteilte, daß er in der Stadt herumtelefoniert habe. Ohne Erfolg. Niemand hatte Nicole und Bill gesehen. Wobei es sicher war, daß gerade Nicole im Gedächtnis eines jeden männlichen Wesens haftengeblieben wäre.
    »Sir…«, flüsterte der Wirt, als er Zamorra im Schankraum das Mittagessen servierte, »wir müssen uns auf das Schlimmste gefaßt machen. Die Macht des Scharfrichters wächst von Tag zu Tag.«
    Der Professor nickte nur. Ihm war längst klar, was dieser einfache Mann nur im Ansatz ahnte.
    Das Rätsel um das Verschwinden von Nicole und Bill war auf den Scharfrichter zurückzuführen - und auf Kenneth Jones.
    Aber worin bestand die Verbindung zwischen Gordon Basil Jones und seinem Nachfahren?
    Zamorra ahnte, daß in dieser Frage der Schlüssel zu all den geheimnisvollen und grauenhaften Geschehnissen von Llangurig lag.
    Lustlos brachte der Professor die Mittagsmahlzeit hinter sich. Es gab eine Art Irish Stew, vermutlich die walisische Abwandlung dieses Gerichtes. Eintopf, wie Bill es prophezeit hatte. Doch raffiniert zubereitet, wie Nicole ganz richtig vermutet hatte.
    Zamorras Besorgnis wuchs bei diesen Gedanken. Aber er konnte es nicht riskieren, sich noch bei Tageslicht um Kenneth Jones zu kümmern.
    Jetzt kam es allein darauf an, so behutsam wie möglich zu Werke zu gehen. Er durfte keinen Fehler mehr begehen, denn dann schwebten Nicole und Bill in noch größerer Lebensgefahr, als es vermutlich schon jetzt der Fall war.
    Die Nachmittagsstunden verbrachte Zamorra auf seinem Zimmer. Jede einzelne Minute verstrich zähflüssig und quälend langsam.
    Nur unzureichend gelang es Zamorra, sich die Zeit zu vertreiben, indem er noch einmal gründlich alle Unterlagen studierte, die er inzwischen über die Geschichte von Llangurig Castle besaß. Er fand keine neuen Hinweise, die ihm weitergeholfen hätten.
    Als endlich die Dämmerung hereinbrach, wich die Nervosität des Professors.
    Eine beinahe eiskalte Ruhe befiel ihn jetzt. Sein Entschluß stand fest.
    Bevor er sein Zimmer verließ, überprüfte er noch einmal die Kette. Die Stelle, an der er sie wieder zusammengefügt hatte, war einwandfrei. Er konnte beruhigt sein. Immerhin hing alles davon ab, daß er das Amulett nicht durch eine Unbedachtsamkeit verlor.
    Zamorra trug wieder die Leinenschuhe und die leichte Hose seines dunklen Anzugs. Darüber eine dunkelblaue Kordjacke, die ihm ebensoviel Beweglichkeit verschaffte wie das Jackett, das ihm die Dämonen in der Folterkammer entrissen hatten.
    Er verließ das Gasthaus durch die Hintertür. Als er sich auf den Fahrersitz des Austin 2200 schwang, war es bereits fast vollständig dunkel.
    Er ließ den schweren Wagen in die Ausfahrt rollen und bog nach links ab. Das Scheinwerferlicht glitt über das holprige Kopfsteinpflaster der Straße.
    Fünf Minuten später erreichte Zamorra die Stadt. Er stellte den Mietwagen an der gleichen Stelle ab, wo er ihn auch mittags zurückgelassen hatte.
    Ein Torweg, dem Hotel Pride of Wales schräg gegenüber, bot ihm hinreichenden Schutz. In der Dunkelheit der angrenzenden Gebäudewände war er selbst aus allernächster Nähe nicht zu erkennen.
    Wie stets gewöhnten sich seine Augen rasch an die Finsternis. Schwacher Lichtschein fiel aus den rückwärtigen Fenstern des Hotels. Das reichte aus, um die kantigen Umrisse des Morris Marina auf dem Hinterhof zu erspähen.
    Zamorra atmete auf.
    Kenneth Jones hatte das Hotel noch nicht verlassen.
    Das Warten bereitete dem Professor keine Mühe. Er hatte jede Faser seiner Nerven so vollständig unter Kontrolle, daß er stundenlang regungslos auf einem Fleck stehen konnte. Eine Fähigkeit, die ihm jetzt zugute kommen sollte.
    Noch brannte hinter fast allen Fenstern der Hotelfassade Licht.
    Es war wie ein Impuls, der Zamorras Wahrnehmung traf, als eines der Lichter plötzlich erlosch.
    Sein Körper straffte sich. Angespannt spähte er jetzt zum Torweg des Hotels hinüber.
    Seine Ahnung trog ihn nicht.
    Das Brummen eines Automotors ertönte. Einen Atemzug später flammten Scheinwerfer und Rückleuchten auf.
    Professor Zamorra machte

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