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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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elastischen Schritten zu seinem Mietwagen hinüber. Er brauchte keine Minute, um den Austin in Gang zu setzen und die Verfolgung aufzunehmen.
    Kenneth Jones war auf die Hauptstraße abgebogen.
    Zamorra konnte es riskieren, in zügigem Tempo die Fährte aufzunehmen, denn um diese Zeit waren noch mehrere Fahrzeuge in der kleinen Stadt unterwegs.
    Kurz vor dem westlichen Stadtrand verließ der Morris die Hauptstraße und jagte mit schaukelnden Rückleuchten über das Kopfsteinpflaster, das an der Burg vorbeiführte.
    Zamorra wartete, bis der Morris hinter der nächsten Kurve verschwunden war. Dann bog er ebenfalls ab und schaltete kurz darauf die Beleuchtung des Wagens aus.
    Hier herrschte kein Verkehr. Zudem fiel fahles Mondlicht vom wolkenlosen Himmel herab, so daß es ihm leichtfiel, ohne Licht zu fahren.
    Zwei Minuten später sah Zamorra die Rückleuchten des Morris Marina wieder vor sich, nur etwa dreihundert bis vierhundert Meter entfernt.
    Jones hatte den Fluß schon fast erreicht.
    Zamorra nahm Gas weg. Der Sechszylindermotor des Austin brummte auf.
    Plötzlich glühten die Bremsleuchten des Morris.
    Zamorra trat gleichfalls auf die Bremse. Reflexartig tat er das Richtige.
    Im nächsten Moment schwenkten die Rückleuchten der blauen Limousine herum und waren von der Straße verschwunden.
    Zamorra brachte seinen Wagen zum Stehen.
    Der Morris schien spurlos verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.
    Nur noch zweihundert Meter war Professor Zamorra von der Stelle entfernt, an der die Rückleuchten von der Fahrbahn geschwenkt waren. Er drehte den Zündschlüssel nach links. Der Motor erstarb mit einem leisen Blubbern.
    Lautlos drückte Zamorra die Tür auf, als er ausstieg.
    Es war fast völlig still. Nur das Plätschern des nahen Flusses war zu hören.
    Auf leisen Sohlen überquerte der Professor das Kopfsteinpflaster. Durch seine dunkle Kleidung war er nicht mehr als ein Schatten.
    Er kam rasch voran, nutzte geschickt den Schutz der Buschgruppen, die sich links von der Fahrbahn über das Gelände zogen.
    Minuten später hatte er die Lösung des Rätsels gefunden.
    Der blaue Morris stand in einer engen Schneise zwischen fast mannshohen Büschen. Von der Straße aus war der Wagen im Vorbeifahren unmöglich zu erkennen. Man mußte schon genauer hinsehen.
    Ein Blick genügte Zamorra, um festzustellen, daß Jones den Wagen verlassen hatte.
    Hoch über dem Buschgelände ragten die kantigen Umrisse von Llangurig Castle empor, zeichneten sich deutlich vor dem helleren Abendhimmel ab, Zamorra schätzte die Entfernung auf höchstens einen halben Kilometer. Es schien eindeutig, daß Kenneth Jones diesen Weg quer durch das Gelände benutzte, um die Burg zu erreichen. Und es war auch klar, weshalb er sich nicht auf dem gewohnten Weg über den Besucherparkplatz der Burg näherte.
    Auch um diese Zeit waren dort sicherlich wieder Polizeibeamte postiert, die Wache hielten.
    Ohne zu zögern, begann Zamorra, sich seinen Weg durch die Büsche zu bahnen. Vorsichtig arbeitete er sich voran, ständig darauf bedacht, ein Rascheln der dichtbelaubten Zweige zu vermeiden.
    Nach wenigen Minuten hatte er freies Gelände vor sich. Die Feuchtigkeit, die auf dem Gras des Hanges lag, schimmerte matt im Mondlicht. Dann sah Zamorra den Schatten. Er bewegte sich zielstrebig den Hang empor, war schon fast auf halber Höhe.
    Der Professor verlor keine Zeit mehr. Er nahm die Verfolgung auf. Keine Sekunde lang ließ er den Schatten des anderen aus den Augen. Er war jederzeit bereit, sich flach auf den Boden zu werfen, falls sich Jones unverhofft umdrehen sollte.
    Doch der Nachkomme des Scharfrichters schien sich völlig sicher zu fühlen.
    Ohne auch nur einmal stehenzubleiben, näherte er sich dem Burgtor von der Seite her.
    Zamorra schlug einen Bogen, um die Burgmauern als Sichtschutz zu nutzen. Dann pirschte er sich rasch bis unter den Wehrturm an der Ostecke der Umfassungsmauer vor.
    Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Jones das mächtige Tor öffnete.
    Zamorra hielt den Atem an.
    Jones drückte lediglich mit beiden Händen gegen den einen Torflügel. Das genügte.
    Wieder mußte jemand die innen vorliegenden Haltebalken beiseite geschoben haben.
    Die Dämonen. Kein Zweifel.
    Dumpf hallten jetzt die Schritte vom Burghof herüber. Jones gab sich keine Mühe, leise zu sein. Er wußte offenbar, daß ihn niemand behelligen würde.
    Jedenfalls nicht die Polizeibeamten, dachte Zamorra grimmig.
    Er verließ seinen Platz hinter der Mauerecke

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